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Privatisierungsbestrebungen im Kibbutz „Ein Harod“

EIN HAROD (inn) - Die Bewohner des Kibbutzes "Ein Harod" haben in ihrer Mitgliederversammlung einer Teilprivatisierung zugestimmt. Ursprünglich basiert die Idee der ländlichen Kollektivsiedlungen auf gemeinsamem Eigentum, gegenseitiger Hilfe und sozialer Gerechtigkeit.

Der Beschluss ist einer der größten Einschnitte in der Geschichte des Kibbutzes seit seiner Gründung vor fast 90 Jahren. Nach der Abstimmung soll nun eine Gruppe die Rahmenbedingungen erarbeiten, wie man mit den unterschiedlichen Gehältern in den verschiedenen Arbeitszweigen umgeht. Die Löhne werden dann nicht mehr auf das gemeinsame Konto des Kibbutzes, sondern auf die jeweils privaten Konten überwiesen.

Auch die Pflicht der Mitglieder, die außerhalb des Kibbutzes arbeiten, ihre Gehälter dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen, wurde aufgehoben. Die Mitglieder beschlossen, dass der Kibbutz bei Erreichen des Rentenalters eine monatliche Zahlung von zirka 511 Euro leistet. Hinzu kommt eine Alterszulage in Höhe von 335 Euro, die sich aus einem gemeinsamen Fonds speist. Die neuen Bestimmungen sollen Anfang 2010 in Kraft treten.

79 Prozent der Mitglieder stimmen für die Privatisierung

Bei der Generalversammlung, bei der 335 von 350 stimmberechtigten Personen anwesend waren, stimmten 79 Prozent für die Privatisierung, meldet die Zeitung „Ha´aretz“. Direktor Iftah Amami betonte, dass sich die Mitglieder nun eigenverantwortlich um ihre Gesundheitsvorsorge und ihre Erziehungskosten kümmern müssen. Diese wurden vorher vom Kollektiv getragen. Der Kibbutz „Ein Harod“ wurde 1921 am Fuß des Berges Gilboa gegründet. 1952 führte ein ideologischer Streit zu einer Spaltung des Kibbutzes. Beide Nachfolger beanspruchen für sich den Originalnamen „Ein Harod“ – mit den unterschiedlichen Zusätzen „Meuchad“ oder „Ihud“.

Aufgrund der wirtschaftlichen Krise der verschiedenen Arbeitszweige innerhalb des Kibbutzes, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen. Der Kibbutz „Ein Harod“ betreibt Metallverarbeitung, Möbel- und Ackerbau. Ahuvia Tabenkin, Sohn des ehemaligen Kibbutz-Leiters, sagte, dass sein Vater diesen Schritt abgelehnt hätte. Er habe immer die gemeinsame Verantwortung betont. Umgekehrt werde mit diesem Schritt die eigentliche Bestimmung eines Kibbutzes ad absurdum geführt.

Heute gibt es mehr als 270 Kibbutzim in Israel, die meistens zwischen 200 und 2.000 Mitglieder haben. Rund acht Prozent der israelischen Bevölkerung leben in einer Gemeinschaftssiedlung. Früher war die Landwirtschaft Haupteinnahmequelle, inzwischen haben viele Kibbutzim ihre Ressourcen gebündelt und Industrieunternehmen gegründet. Auch der Tourismus ist zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Die Einnahmen aus solchen Quellen werden für das Allgemeinwohl und für die Errichtung neuer wirtschaftlicher Zweige genutzt.

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