Polizisten wegen Totschlag an Palästinenser verurteilt

JERUSALEM (inn) - Ein Gericht in Jerusalem hat am Dienstag zwei israelische Grenzpolizisten wegen Totschlags an einem palästinensischen Jugendlichen verurteilt. Die Männer hatten zusammen mit zwei weiteren Polizisten im Jahr 2002 den 17-Jährigen in ihren Jeep gezwungen, brutal geschlagen und später aus dem Wagen geworfen.

Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Die Höchststrafe für Totschlag liegt bei 20 Jahren Haft. Die Verteidigung der Grenzpolizisten kündigte an, das Urteil anzufechten.

Der Fall ereignete sich bereits am 30. Dezember 2002. Er hatte damals weltweit für Aufregung gesorgt. Die Polizisten, Schahar Botabicka, Denis Alhaso, Janai Lalsa und Bassam Wahibe, hatten während ihrer Patrouille in Hebron mehrere Palästinenser angegriffen, geschlagen und bestohlen. Den 17-jährigen Amram Abu Hamadija zwangen sie, in ihren Jeep zu steigen. Dort schlugen sie mit Knüppeln und Gewehren auf ihn ein. Dann forderten sie den Jugendlichen auf, aus dem 80 Stundenkilometer schnell fahrenden Auto zu springen. Als sich der Palästinenser weigerte, warfen sie ihn mit Gewalt aus dem Wagen. Laut dem Urteil erkannten die Israelis, dass der Jugendliche um sein Leben kämpfte. Lalsa habe noch gerufen: „Er ist tot!“. Dennoch kamen die Polizisten dem Palästinenser nicht zu Hilfe.

Alhaso hatte den brutalen Übergriff gefilmt. Er wurde ebenfalls wegen Totschlags verurteilt. „Obwohl er kein dominanter Teilnehmer war, war er an dem Plan beteiligt und hat die Taten seiner Freunde aufgenommen. Aufgrund seiner unterlassenen Hilfe hat er sich mitschuldig am Tod gemacht“, heißt es in dem Urteil.

Wahibe, der Fahrer des Jeeps, war bereits im September 2005 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Lalsa wurde im April 2008 zu sechseinhalb Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Er habe erkannt, dass der Palästinenser im Sterben liege, dennoch habe er „keinen Finger gerührt“, um dies zu verhindern, hieß es damals in dem Urteil. Der Staat Israel will die Familie des Getöteten mit rund 86.000 Euro entschädigen. Das Geld soll von Lalsa eingetrieben werden, heißt es in einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“.

Die Mutter des Palästinensers beklagte die Strafe gegen Lalsa als zu niedrig. Ihr Sohn Amram sei seit dem Tod des Vaters der „Brotverdiener“. Seit er getötet wurde, gehe es der Familie sehr schlecht.

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