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„Möchten keine Gäste aus Israel“: Schwarzwaldhof weist Antisemitismus-Vorwurf zurück

Der Schwarzwald ist eine beliebte Reiseregion für Israelis. Doch aktuell herrscht Aufruhr im Idyll. Weil ein Ferienhof israelischen Gästen mit einer unglücklich formulierten E-Mail die Übernachtung absagte, wird ihm nun Antisemitismus vorgeworfen.
Der Bürgermeister von Zell am Harmersbach sagt, der Ort ist „weltoffen“. Im Bild sind der Pfarrhofgraben mit Stadtkirche und Verlagshaus der Heimatzeitung „Schwarzwälder Post“.

ZELL AM HARMERSBACH (inn) – Aufregung in der Region der Kuckucksuhren und Bollenhüte: Ein Hotel im Schwarzwald hat einer Gruppe von israelischen Familien mit den Worten „We don‘t want have guests from Israel“ – „wir möchten keine Gäste aus Israel“ – eine Absage auf deren Übernachtungsanfrage gemacht. Einer der abgelehnten Israelis veröffentlichte das Schreiben in brüchigem Englisch online. Ein Hotelbuchungsportal sperrte daraufhin das Angebot des Mattenhofes. Die E-Mail löste einen Sturm der Entrüstung im Internet und einen Antisemitismus-Vorwurf gegen das Hotel aus. Dies weist das Haus nun zurück. Die E-Mail sei missverständlich formuliert worden und Israelis seien willkommen.

Die vollständige Antwort auf die Buchung in nicht ganz korrektem Englisch hieß laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „We don‘t want have Guests from Israel, because our appartments are not for them“ – „Wir möchten keine Gäste aus Israel, weil unsere Appartements nicht für sie sind“.

Schlechte Englischkenntnisse sorgen für Missverständnis

Am Montag nahm der Hof in Zell am Harmersbach über den Anwalt der Eigentümerfamilie, Samy Hammad, Stellung zu dem Satz: „Er war niemals so gemeint.“ Der Satz hätte nicht so fallen dürfen. In der Regel kommuniziere die Tochter mit internationalen Gästen. In dem Fall der Israelis habe dies die Mutter übernommen, die kaum Englisch spreche.

In dem Hotel seien die Wohnungen im Haupthaus wegen Sprachbarrieren deutschsprachigen Gästen vorbehalten. Das seperate Haus für ausländische Gäste sei ausgebucht gewesen. Deswegen habe die Mutter schreiben wollen, dass in dem gewünschten Zeitraum keine Wohnungen für ausländische Gäste mehr frei seien.

Palästinenser und Israelis feierten gemeinsames Fest

Anwalt Hammad bezeichnete den Vorfall als eine „ganz ungute Geschichte“. Kein Mitglied der Familie sei nur ansatzweise antisemitisch oder anti-israelisch. „Im vergangenen Sommer waren zwischen 60 und 80 Gäste aus Israel auf dem Hof, teilweise sogar zusammen mit palästinensischen Gästen, die dann dort zusammen ein Fest gefeiert haben“, zitiert der „Südwest-Rundfunk“ den Anwalt.

Weiter sagt Hammad: „Das zeigt, dass niemals Intention war, was jetzt daraus gemacht wird. Gleichwohl ist es nicht erstaunlich, was jetzt daraus gemacht wird, weil die Mutter tatsächlich sehr falsch und sehr sehr missdeutig übersetzt hat.“ Die ganze Geschichte sei „für die Familie nur schwer zu verkraften“. Der Mattenhof lade die vier abgewiesenen Familien für das nächste Jahr eine Woche lang ein.

In Anlehnung an den Werbeslogan von Baden-Württemberg „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, könnte man laut des Anwalts in diesem Fall auch sagen: „Wir können alles. Außer Englisch.“

Der Bürgermeister von Zell am Harmersbach, Günter Pfundstein, hatte die Besitzer des Ferienhofs zu einem klärenden Gespräch ins Rathaus eingeladen. Anschließend erklärte er in einer Pressemitteilung: „In diesem Gespräch hat der Zimmervermieter zusammen mit seinem Rechtsanwalt versichert, dass es niemals die Intention gewesen sei, Feriengäste aus Israel abzuweisen. Ganz im Gegenteil gehörten israelische Gäste zum regelmäßig und gern gesehenen Besucherklientel des besagten Ferienhofes.“ Zudem versicherte der Politiker, dass der Ort „weltoffen“ und „gegenüber allen Nationalitäten sehr aufgeschlossen“ sei. Aktuell lebten 58 Nationalitäten in dem Ort.

Israelis sind eine wachsende Urlaubergruppe im Schwarzwald. Wie die dpa berichtet, zählte 2015 die Schwarzwald Tourismus GmbH mehr als 200.000 Übernachtungen von Gästen aus Israel. Damit ist das Land auf dem sechsten Rang der ausländischen Märkte. Der Tourismusverband Hochschwarzwald registrierte vergangenes Jahr 140.000 Übernachtungen. (mab)

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Eine Antwort

  1. Schon eigenartige Sitten und Bräuche, wie je nach Wind, Wetter und Zeitgeist Recht oder Unrecht gesprochen wird.

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