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Der Knall von Natanz hallt nach

Es ist zwar nicht offiziell, dennoch gehen viele davon aus, dass Israel hinter dem Anschlag auf die iranische Anlage in Natanz steckt. Insbesondere nachdem Geheimdienstvertreter wohl vertrauliche Informationen an die Medien durchsteckten. Damit wird auch deutlich, gegen wen sich die Kritik des deutschen Außenministers richtet.
Atomanlage in Natanz nach einer anderen mutmaßlichen Sabotageaktion im Jahr 2020

JERUSALEM / TEHERAN (inn) – Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) hat die Sabotage an der iranischen Atomanlage von Natanz kritisiert. Dies leiste „keinen positiven Beitrag“ zu den Gesprächen über ein neues Atomabkommen mit dem Iran. Teheran macht Israel für den Anschlag vom Sonntag verantwortlich. Israel hat eine Verwicklung gemäß seiner gängigen Praxis weder bestätigt noch bestritten. Die USA haben offiziell mitgeteilt, nicht daran beteiligt zu sein.

Pro-israelische Organisationen kritisieren Maas für seine Aussage. Der stellvertretende Dekan am Simon-Wiesenthal-Zentrum, Abraham Cooper, erklärte: „Die Sabotage an der Nuklearanlage wurde nur nötig, weil europäische Mächte jedes Mal wegschauen, wenn Teheran seine Entwicklung von Atomwaffen weiter vorantreibt.“

Der Chef der Organisation UN Watch, Hillel Neuer, sagte: „Während der Außenminister offiziell für die deutsche Regierung spricht, weiß ich, dass viele Menschen in Deutschland, die die mörderische Natur des iranischen Regimes kennen, anders denken als Herr Heiko Maas.“

Technisch „schöner“ Anschlag

Die iranische Atomenergiebehörde hatte am Sonntag zunächst von einem „Unfall“ in Natanz gesprochen. Später bestätigte ihr Leiter Ali Akbar Salehi jedoch, dass es sich um einen Anschlag handelte. Israelische Medien gingen zuerst von einer Cyberattacke aus. Die Zeitung „New York Times“ offenbarte dann am Montag unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Regierungsquelle, dass eine Bombe in die Anlage geschmuggelt und per Fernzünder betätigt wurde.

Der Vorsitzende des Energiekomitees im iranischen Parlament, Fereydun Abasi Davani, bestätigte dies im Wesentlichen und sagte: „Aus technischer Sicht war das Vorgehen des Feindes ziemlich schön.“ Die Bombe sei so platziert gewesen, dass sie sowohl die zentrale Energieversorgung beschädigte als auch das Notstromkabel.

Ein Vertreter des Geheimdienstministeriums sagte der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur „Tasnim“ am Montag, dass die Identität des Verursachers ermittelt wurde: „Die nötigen Schritte werden unternommen, um den Hauptgrund für die Störung zu der Energieversorgung in Natanz festzunehmen.“

Einige israelische Offizielle zeigten sich alarmiert darüber, dass Kontaktpersonen an Zeitungen wie die „New York Times“ offenbar vertrauliche Geheimdienstinformationen durchstecken. Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß) nannte dies „schädlich für unsere Truppen, für unsere Sicherheit und für die Interessen des Staates Israel“. Er wolle deswegen eine Ermittlung starten. Der ehemalige Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Danny Jatom, bezeichnete das Durchsickern der Information als „sehr schwerwiegend“. Es mindere die Handlungsfähigkeiten Israels im Iran. Und: „Es zwingt den Iran zur Vergeltung.“

Folgen unklar

Eine entsprechende Drohung ließ nicht lange auf sich warten. Der iranische Außenminister Dschawad Sarif verkündete am Montag: „Die Zionisten wollen sich am iranischen Volk rächen für seinen Erfolg bei der Aufhebung unterdrückerischer Sanktionen. Aber wir werden das nicht erlauben und werden für diese Taten selbst an den Zionisten Rache nehmen.“ Natanz werde „stärker denn je“ sein, mit neuen Zentrifugen.

Der iranische Atomchef Salehi behauptete am Montag bereits, dass die Notstromversorgung in Natanz wieder stehe. Laut der iranischen Regierung seien alle heruntergefahrenen Zentrifugen vom alten Typ IR-1, die sowieso durch neue, leistungsstärkere ersetzt würden. Die „New York Times“ schätzt unter Berufung auf anonyme Geheimdienstquellen jedoch, dass die Explosion das Atomprogramm in Natanz um neun Monate zurückgeworfen hat.

Am Mittwoch sollen in Wien die wiederaufgenommenen Gespräche über eine Erneuerung des Atomabkommens mit dem Iran fortgesetzt werden. Der Iran hat sich dazu bereiterklärt, wenn die Sanktionen wegen seines Atomprogramms aufgehoben werden. US-Vertreter äußerten jedoch Zweifel, ob die iranische Delegation nun am Mittwoch erscheinen werde.

EU verhängt Sanktionen

Die Europäische Union hat in einem anderen Zusammenhang am Montag Sanktionen gegen den Iran verhängt. Es sind die ersten EU-Strafen wegen Menschenrechtsverletzungen gegen das Regime seit 2013. Anlass gaben die Repressionen gegen die Bevölkerung im Jahr 2019. Viele Menschen gingen wegen der schlechten Wirtschaftslage auf die Straße. Die Ajatollahs schlugen den Protest gewaltsam nieder. Innerhalb von zwei Wochen wurden laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ 1.500 Menschen getötet.

Von: tk

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