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Attentäter hätten gerne mehr Mitglieder der Familie Vogel ermordet

Der Anschlag auf die Familie Vogel vor zehn Jahren mit fünf Todesopfern ist bis heute eine schmerzliche Erinnerung im Bewussstein der Israelis. Die Hinterbliebenen vermuten das Motiv der Attentäter in den „Terrorgehältern“ der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Wurden vor zehn Jahren brutal ermordet: Udi, Ruth, Hadas, Elad und Joav Vogel

Vor zehn Jahren ereignete sich einer der brutalsten Terroranschläge in der Geschichte des Staates Israel: der Mord an fünf Mitgliedern der Familie Vogel in Itamar. Zwei Palästinenser drangen nachts in ihr Haus in der Siedlung ein und metzelten die Eltern und drei der sechs Kinder nieder. Die erst drei Monate alte Hadas enthaupteten sie. Weitere Opfer waren der vierjährige Elad und der elfjährige Joav. Außerdem ermordeten die Attentäter die Eltern Ruth (35) und Udi (36).

Ursprünglich hatte die Familie in Netzarim im Gazastreifen gewohnt. Doch im August 2005 räumte Israel dort alle Siedlungen. Damit verloren auch die Vogels ihre Heimat. Über Ariel kamen sie schließlich nach Itamar, das in der Nähe von Nablus liegt.

Nach dem Massaker sah die damals zwölfjährige Tochter Tamar als erste den Tatort. Sie kam an jenem 11. März 2011, einem Freitag, nachts von einer Schabbatveranstaltung nach Hause. Überlebt hatten zwei ihrer Brüder: Jischai, der zweieinhalb Jahre alt war, und der achtjährige Roi.

Zur Beerdigung der fünf Mordopfer kamen am darauf folgenden Sonntagnachmittag 20.000 Menschen nach Jerusalem. Ruths in der israelischen Hauptstadt lebende Eltern, Tali und Jehuda Ben-Jischai, nahmen die Enkelkinder bei sich auf.

Attentäter hätten auch die drei anderen Kinder getötet

Zu dem Massaker bekannte sich die marxistische „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP). Als Attentäter wurden der 18-jährige Hakim und der 19-jährige Amdschad Awad aus der zwei Kilometer von Itamar entfernten Ortschaft Awarta überführt. Sie gestanden die Morde an den Juden und stellten sie für die Ermittler nach. Dabei zeigten sie keinerlei Reue. Vielmehr gaben sie zu, dass sie die drei überlebenden Kinder nur deshalb verschont hatten, weil sie diese nicht entdeckten. Denn Roi und Jischai schliefen in einem Nebenzimmer, und Tamar war nicht zu Hause. Die beiden Attentäter wurden jeweils zu einer fünffachen lebenslangen Haftstrafe verurteilt, also zu etwa 130 Jahren Gefängnis.

Im Februar 2018 verklagte die Familie Vogel vor dem Bezirksgericht Jerusalem die PFLP wegen des Anschlages, ebenso wie die „Palästinensische Befreiungsorganisation“ (PLO) und die Palästinensische Autonomiebehörde (PA). Sie verlangte umgerechnet rund 100 Millionen Euro Schadenersatz. „Bis heute erhalten die Terroristen erhebliche Löhne von der PA. Das widerspricht jeglicher Logik und der Gerechtigkeit“, begründeten die Kläger die Ausweitung auf PLO und PA. Sie sehen darin ein Motiv für den Anschlag.

Nach Informationen des Medienbeobachtungsinstitutes „Palestinian Media Watch“ hat jeder der beiden Mörder bislang umgerechnet rund 85.400 Euro erhalten. Entsprechend einer Tabelle der PA, die alle fünf Jahre eine Erhöhung vorsieht, soll das monatliche Terrorgehalt nun von etwa 1.000 Euro auf 1.500 Euro steigen.

Bauprojekt schürt neue Ängste

Indes weckt ein Straßenbauprojekt bei den Bewohnern von Itamar Erinnerungen an das Massaker: eine von Awarta ausgehende Trasse soll in der Nähe der Siedlung verlaufen. Im Februar schrieb der Vater von Udi Vogel, Chaim Vogel, deshalb einen Brief an Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß). Dieser war vor zehn Jahren israelischer Armeechef.

„Sie haben uns an jenem schrecklichen Abend versprochen, dafür zu sorgen, dass die Bewohner von Itamar beschützt werden“, zitiert die Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ aus dem Brief. „Erneut sind Sie verantwortlich für die Sicherheit der Bewohner von Itamar, diesmal als Verteidigungsminister. Sie selbst haben damals in einer Studie der Armee festgestellt, dass ‚die Sicherheitskräfte gescheitert sind bei den Aktivitäten gegen die Bedrohungen von Itamar‘. Lassen Sie nicht zu, dass das unter Ihrer Aufsicht wieder passiert.“ Chaim Vogel forderte Gantz auf, die geplante Straße von Awarta nach Itamar zu stoppen – und so den nächsten Anschlag zu verhindern.

Auch der Vorsitzende des Regionalrates Samaria, Jossi Dagan, kritisierte die Pläne: „Die Mörder der Familie Vogel kamen auf dem Weg von Awarta nach Itamar. Derzeit bahnt man ihnen einen bequemeren Weg auf genau derselben Strecke.“ Keine Straße dürfe die Sicherheit der Bewohner gefährden.

Geschwister kümmern sich umeinander

Doch wie geht es den Überlebenden? Die heute 22-jährige Tamar studiert Soziale Arbeit in Jerusalem. Ihr 18-jähriger Bruder Roi besucht die 12. Klasse einer Jeschiva, macht gerne Musik und ist auf der Suche nach einem geeigneten Vorbereitungskurs für den Wehrdienst.

Der damals zweieinhalbjährige Jischai hat keinerlei Erinnerungen an seine Eltern, er kennt sie nur aus Erzählungen und Bildern. Derzeit bereitet er sich auf die Bar Mitzva vor, die er nach seinem 13. Geburtstag feiern wird. Tamar und Roi kümmern sich um ihn, sagte Großvater Vogel unlängst der Zeitung „Yediot Aharonot“. Überhaupt zeigten die drei Geschwister, wie es bei solchen Erlebnissen oft vorkommt, eine besondere Aufmerksamkeit füreinander. „Das ist schwer zu beschreiben.“

Von: Elisabeth Hausen

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