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Protest gegen Polizeigewalt nach Tod eines jugendlichen Siedlers

In Jerusalem demonstrieren Israelis vor dem nationalen Hauptquartier der Polizei. Sie werfen ihr vor, den Tod eines mutmaßlichen Steinewerfers herbeigeführt zu haben. Dessen Eltern fordern als Reaktion den Ausbau von Siedlungen.
Das Fahrzeug, in dem der 16-jährige Ahuvia Sandak unterwegs war, gehört der radikalen „Hügeljugend“

JERUSALEM (inn) – Etwa 200 Israelis haben am Montagabend in Jerusalem gegen Polizeigewalt protestiert. Anlass war der Unfalltod eines 16-jährigen Siedlers, der Polizeiangaben zufolge Steine auf palästinensische Fahrzeuge geworfen hatte. Die Demonstranten werfen den Polizisten vor, den Unfall absichtlich herbeigeführt zu haben. Sie riefen „Polizisten sind Mörder“ und „Juden töten keine Juden“.

Mehrere Teilnehmer des Protestes warfen Steine, ein Beamter wurde leicht verletzt. Zudem versuchten die Demonstranten, gewaltsam auf das Gelände des nationalen Polizeihauptquartiers zu gelangen. Die Polizei spricht von etwa 40 Festnahmen, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.

Auto überschlug sich

Vor dem Unfall war bei der Polizei eine Meldung über Israelis eingegangen, die nordöstlich von Jerusalem Steine auf palästinensische Fahrzeuge warfen. Das Auto, in dem die jungen Siedler unterwegs waren, gehört der anarchistischen „Hügeljugend“. Diese ist bekannt für Überfälle auf Palästinenser und ihre Felder im Westjordanland.

Die jungen Siedler verweigerten sich der Aufforderung, sofort anzuhalten. Als sie weiterfuhren, verlor der Fahrer die Kontrolle und kam von der Straße ab. Das Auto überschlug sich. Vier Insassen wurden leicht bis mittelschwer verletzt. Der 16-jährige Ahuvia Sandak hingegen war unter dem Fahrzeug eingeschlossen und saß in der Falle. Erst nach 40 Minuten sei es gelungen, ihn herauszuziehen, hieß es von der Organisation „Honenu“. Sie vertritt vor Gericht rechtsextreme Siedler.

„Honenu“ wirft der Polizei auch vor, mit ihrem Fahrzeug den Wagen der jungen Israelis gerammt zu haben. Deshalb seien sie von der Straße abgekommen. Hingegen berichtete das israelische Armeeradio, die anderen Insassen hätten vermutet, dass Sandak geflohen sei. Sie hätten nicht gewusst, dass er in der Falle saß. Durch ihre Weigerung, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, hätten sie wertvolle Zeit verschwendet. Sonst hätte Sandak den Unfall möglicherweise überlebt. Die vier Verletzten wurden ins Hadassah-Krankenhaus auf dem Jerusalemer Skopusberg gebracht.

Der Knessetabgeordnete Bezalel Smotritsch (Jamina) beschuldigte die Polizei, sich nicht an die Vorschriften für Verfolgungsjagden gehalten zu haben. „Siedlungsvertreter“ und Rettungskräfte seien außerdem nicht durchgelassen worden. Er befürchte als Folge eine „schwere Vertrauenskrise“ von Siedlern gegenüber der Polizei. Die Abteilung für interne Ermittlungen im Justizministerium will den Unfall untersuchen.

Eltern: Als Reaktion Siedlungsbau vorantreiben

Ahuvia Sandak wurde am Dienstagmorgen in Kfar Etzion nördlich von Hebron, nahe seines Heimatdorfes Bat Ajin, beigesetzt. Die Eltern Avraham und Ajelet Sandak bezeichneten ihn in einer Mitteilung als „eine besondere und reine Seele, die uns einen enormen letzten Willen hinterlassen hat – geht und erbt das gesamte Land“.

Die Mutter sagte: „Ich möchte am Morgen aufstehen und hören, dass wir weitere zehn Häuser in Maos Esther gebaut haben. Mir scheint, dass dies Ahuvias Wille ist.“ Maos Esther ist ein illegaler Außenposten.

Nach Mord an israelischer Joggerin: Militär befürchtet Racheakte

Wenige Stunden vor dem Unfall war eine israelische Joggerin in einem Wald im Norden Samarias tot aufgefunden worden. Es handelt sich um die 52-jährige Esther Horgen, eine Mutter von sechs Kindern. Sie wurde ermordet, die Behörden gehen von einem Terroranschlag aus. Ein Bekenntnis oder eine Spur von möglichen Tätern gibt es allerdings noch nicht. Militärquellen äußerten im Gespräch mit der Nachrichtenseite „Walla“ die Befürchtung, der Mord könne Racheakte von jungen Siedlern gegen Palästinenser nach sich ziehen.

Von: eh

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