Suche
Close this search box.

Übergangene Minister und Hoffnung auf weitere Friedensabkommen

Netanjahu schreibt Geschichte, während sein Ersatzpremier sich ahnungslos im Krankenhaus von einer Rückenoperation erholt. Die Geheimhaltung sei nötig gewesen, beteuert der Regierungschef. Derweil setzt sich das Tauwetter mit den Vereinigten Arabischen Emiraten auf gesellschaftlicher Ebene fort.
Israelis könnten schon bald Direktflüge nach Abu Dhabi antreten (Symbolbild)

JERUSALEM / ABU DHABI (inn) – Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Aschkensasi haben im Vorfeld nichts von dem Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gewusst. Zur Begründung sagte Premierminister Benjamin Netanjahu der Zeitung „Israel Hajom“: „Ich habe jahrelang daran gearbeitet. Sie sind erst seit einigen Monaten dabei.“ Die Koalitionspartner Gantz und Aschkenasi vom Parteienbündnis Blau-Weiß hätten „unvorsichtig darüber sprechen“ und die Information so publik machen können. Geheimhaltung sei nötig gewesen, damit der Iran keine Gegenmaßnahmen ergreifen konnte.

Bahrain könnte folgen

Das von den USA vermittelte Abkommen zwischen Israel und den VAE war auch von anderen Golfstaaten, die bisher keine offiziellen Beziehungen zu Israel pflegen, positiv aufgenommen worden. Bahrain etwa nannte es „historisch“ und einen Beitrag zu „Frieden und Stabilität“. Unbestätigten Medienberichten zufolge hat es in den vergangenen Tagen Telefonabsprachen zwischen Mossad-Chef Jossi Cohen und dem bahrainischen Premier Chalifa Bin Salman al-Chalifa gegeben. Letzterer ist am Samstag zu einem „privaten Besuch“ ins Ausland gereist. Dies befeuert Spekulationen, dass Bahrain dem Beispiel der VAE in Kürze folgen könnte.

Auch der omanische Außenminister Jussuf Bin Alawi und sein israelischer Amtskollege Gabi Aschkenasi telefonierten am Montag miteinander. Der Oman begrüßt das neue Abkommen. Bin Alawi mahnte jedoch die „legitimen Rechte der Palästinenser auf einen eigenen Staat“ an. Nach dem Gespräch mit Aschkenasi folgte dann auch ein Telefonat mit dem Fatah-Vertreter Dschibril Radschub. Dieser lobte die „ausgewogene und weise Politik des Sultanats in der Palästinenserfrage“. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hatte ihre „strikte Ablehnung und Verurteilung“ der Beziehungen zwischen Israel und den VAE bereits kundgetan.

Souveränitätspläne vorerst verschoben

Der emiratische Geschäftsmann und Milliardär Chalaf Ahmad al-Habtur mahnte die Palästinenser, nicht weiter „Verlierer-Theater“ zu spielen. Auch sie könnten mit etwas gutem Willen von der Einigung profitieren. Al-Habtur bestätigte, dass er bereits in Verhandlungen mit der israelischen Fluglinie Israir getreten sei. Netanjahu wünscht sich schon bald Direktflüge von Israir zwischen Tel Aviv und Abu Dhabi – möglichst über saudischen Luftraum.

Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Jared Kushner, rief zudem Saudi-Arabien auf, ebenfalls normalisierte Beziehungen zu Israel aufzunehmen: „Es wäre gut für die saudische Wirtschaft, sehr gut für saudische Verteidigung und ehrlich gesagt glaube ich, es würde auch den Palästinensern helfen.“ Zugleich sagte er, die USA würden der Ausweitung von israelischer Souveränität auf Teile des Westjordanlandes „für einige Zeit“ nicht zustimmen. Israel übe ohnehin bereits die Kontrolle darüber aus: „Es sollte keine Dringlichkeit bestehen.“

Sein Kollege Jason Greenblatt äußerte sich ähnlich: Die Ausweitung der Souveränität sei lediglich „ausgesetzt“. „Dieser Punkt ist nicht vergessen. Ich denke, er wird einfach Teil eines breiteren und besseren Kontextes sein, wenn die Dinge sich richtig entwickeln.“

Löwen-Romanze auf Twitter

Die Palästinenser verleihen ihrer Wut über die emiratisch-israelische Annäherung durch einen Boykott der für Oktober 2021 geplanten Weltausstellung in Dubai Ausdruck. Zudem erließt der PA-Mufti Scheich Muhammad Hussein eine Fatwa. Darin verurteilt er alle Besuche und Gebete an der Al-Aqsa-Moschee, die durch das neue Abkommen möglich werden.

Derweil erwärmen sich die Beziehungen zwischen den VAE und Israel bereits jenseits der politischen Bühne. Der Jerusalemer Bibelzoo schrieb dem emiratischen Al-Ain-Zoo auf Twitter: „Wir können es kaum erwarten, Freunde zu werden!!“ Dieser antwortete prompt, man wolle sich gemeinsam für Artenschutz einsetzen und schickte die Frage hinterher: „Wie schreibt man eigentlich Al-Ain auf Hebräisch?“ Der Bibelzoo schickte neben der Übersetzung ein Bild von zwei kleinen Löwen mit der Botschaft: „Wir wünschten, unsere Löwenbabys könnten miteinander spielen!“ Al-Ain revanchierte sich wiederum mit einem Löwenbaby-Foto samt der Erklärung „Unsere neugierige Schakra – das heißt blond – sagt: Hi“ und der Einladung zu einem Besuch.

Von: tk

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen