Suche
Close this search box.

Weiterhin Antisemitismus in saudischen Schulbüchern

Obwohl die saudische Führung mehrfach Besserung gelobte, verbreiten staatliche Schulbücher immer noch Hass und Intoleranz gegenüber Juden, Christen und auch Muslimen. Eine positive Tendenz ist dennoch erkennbar.
Trotz der Reformbemühungen des saudischen Kornprinzen Mohammed Bin Salman gibt es in Schulbüchern nach wie vor intolerante Passagen

NEW YORK (inn) – Trotz gegenläufiger Beteuerungen finden sich in staatlichen Schulbüchern Saudi-Arabiens nach wie vor viele Passagen, die Intoleranz vermitteln. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der amerikanischen Organisation „Anti-Defamation League“ (ADL). Deren Macher untersuchten mehrere saudische Lehrbücher für das Schuljahr 2018/19 und stießen dabei vor allem in Materialien für die höheren Jahrgangsstufen auf zahlreiche Passagen, die sich gegen Juden, Christen, „Ungläubige“, Frauen, bestimmte sexuelle Praktiken oder Muslime nicht-sunnitischer Konfession richten und teilweise zu Gewalt animieren. Dabei bezögen sich die Bücher nur selten auf den Koran selbst, sondern vielmehr auf Lehren religiöser Führer, schreiben die Forscher.

Zur Darstellung von Juden und Israel in einigen saudischen Schulbüchern heißt es in der Studie, dass diese sich nicht auf Kritik an der israelischen Politik beschränke, sondern „klassische antisemitische Stereotypen“ bediene. So wird dem Zionismus in einem Buch zum „Hadith“ etwa ein Expansionsstreben in der arabischen Welt unterstellt. In diesem Zusammenhang ist auch von einer „globalen jüdischen Regierung“ die Rede, die „die ganze Welt“ kontrollieren wolle. Zudem sei der Zionismus für die Verbreitung von Drogen sowie sexuellen und anderen Krankheiten in vielen islamischen Ländern verantwortlich.

Verschwörungstheorien über Juden

Verschwörungstheorien finden sich auch an anderer Stelle. So geht es in einem Buch zu „Hadith und Islamischer Kultur“ um eine angebliche Verschwörung der „jüdischen Besatzung“, die Tag ein Tag aus Pläne schmiede, „um die Al-Aqsa-Moschee zu zerstören, zu beschädigen oder zu verbrennen und verletzen“.

Auch Christen kommen an einigen Stellen schlecht weg. „Das Christentum in seinem jetzigen Zustand ist eine kranke, abartige Religion“, heißt es da etwa. Wer Juden, Christen und Heiden nicht „Ungläubige“ nenne, sei selber ein „Ungläubiger“, lernen die Schüler an anderer Stelle. In einem Buch zu „Jurisprudenz“ heißt es zudem: „Die Bestrafung für Glaubensabfall ist Tötung – ganz gleich ob Mann oder Frau.“

Die Studie weist darauf hin, dass die saudische Führung bereits mehrfach angekündigt habe, aufhetzende Sprache zu eliminieren. So habe der Bildungsminister im Oktober 2017 seine Absicht bekundet, alle Lehrbücher des Schuljahres 2018/19 vollständig zu überarbeiten. Und der saudische Außenminister bekräftigte erst im September 2018, dass es inzwischen keine Aufwiegelung mehr in Lehrbüchern gebe. „Aber unser Report demonstriert, dass die staatlichen Schulbücher weiterhin Passagen enthalten, die zu Fanatismus und Gewalt gegen eine Vielzahl von Menschen anregen“, heißt es in der Studie.

Fortschritte erkennbar

Die Forscher betonen jedoch auch: „Das heißt nicht, dass die Saudis absolut keine positive Veränderung in den letzten zehn Jahren bewirkt haben.“ Intolerantes Material gegen Juden und Christen sei inzwischen zumindest in den Büchern der unteren Jahrgangsstufen weniger geläufig. Einige antisemitische Passagen, die noch 2011 in den Büchern gestanden hatten, konnte die ADL zudem nicht mehr finden.

Nun sieht die Organisation vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika in der Pflicht: „Die USA können nicht wegschauen, während Saudi-Arabien Jahr für Jahr antisemitischen Hass-Sprech in Bildungsmaterialien für Kinder verankert“, erklärte ADL-Chef Jonathan Greenblatt laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Die Regierung müsse die Bücher besser kontrollieren. Bereits Ende 2017 war eine Initiative in den US-Kongress eingebracht worden, die nach Jahresberichten über religiöse Intoleranz in saudischen Schulbüchern verlangt.

Von: ser

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen