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Labour-Chef Corbyn soll palästinensischer Terroristen gedacht haben

Die Diskussion um Antisemitismus und Anti-Israelismus in der Labour-Partei erhält neues Futter: Bilder sollen Parteichef Corbyn am Grab palästinensischer Terroristen vom Olympia-Attentat 1972 zeigen. Rücktrittsforderungen werden laut, die Witwen der Opfer verlangen eine Entschuldigung.
Labour-Chef Corbyn steht wegen seiner Haltung zu Israel erneut in der Kritik

LONDON (inn) – Der Chef der britischen Labour-Partei Jeremy Corbyn soll im Jahr 2014 palästinensischen Terroristen die Ehre erwiesen haben. Das berichtet das britische Boulevardblatt „The Daily Mail“ am Sonntag online. Es veröffentlichte Fotos, die Corbyn bei einer Gedenkveranstaltung in Tunesien zeigen. Bei dem Gedenken soll es auch um Terroristen gegangen sein, die an dem Anschlag auf die Olympischen Spiele in München 1972 beteiligt waren.

Die Labour-Partei, deren Chef Corbyn im Jahr 2015 wurde, bestreitet den Bericht. Vielmehr habe er an einer Veranstaltung zum Gedenken an 47 Palästinenser teilgenommen, die 1985 bei einem israelischen Luftschlag ums Leben kamen. In einem Artikel für die sozialistische Tageszeitung „Morning Star“, in dem Corbyn von dem Gedenken berichtete, erwähnte er die Olympischen Spiele nicht. Aber er betonte, dass bei der Veranstaltung auch Kränze an Gräbern derjenigen niedergelegt wurden, „die von Mossad-Agenten 1991 in Paris getötet wurden“.

Für die „Daily Mail“ ist das ein Hinweis, dass es bei dem Gedenken auch um die Drahtzieher des Olympia-Massakers ging. Sie nennt vier Palästinenser: Hajel Abdel-Hamid, Salah Chalaf und Fakhri Alomari wurden 1991 in Tunis getötet – sie gehörten dem Schwarzen September an, der Terrorgruppe, die das Massaker in München ausübte. Hinzu kommt Atef Bseiso, der Leiter des palästinensischen Geheimdienstes, der 8. Juni 1992 in Paris getötet wurde. Israel bestreitet, für die Tötungen verantwortlich zu sein. Unklar ist, warum Corbyn das Jahr 1991 in Zusammenhang mit Paris erwähnt.

Witwen fordern Entschuldigung

Ilana Romano und Ankie Spitzer, die beide bei dem Massaker 1972 ihre Ehemänner verloren, übten Kritik an Corbyn und verlangten von ihm eine Entschuldigung. Romano nannte Corbyn eine „Gefahr“. „Ihm ist es egal, wenn er Familien verletzt. Eine Person, die an das Grab von Mördern geht, will keinen Frieden.“ Spitzer nannte Corbyn „hasserfüllt“. Beide sagten: „Wir erinnern uns nicht, dass Herr Corbyn die Gräber unserer getöteten Väter, Söhne und Ehemänner besucht hat.“

Kritik ereilt Corbyn auch aus der Politik. Der britische Innenminister Sajid Javid forderte Corbyn via Twitter zum Rücktritt auf. Der Vorsitzende des britisch-jüdischen Dachverbands Jewish Leadership Council, Jonathan Goldstein, nannte Corbyns Besuch in Tunesien „widerwärtig“. „Dieser Mann ist nicht dazu geeignet, ein Mitglied des Parlaments zu sein, geschweige denn ein nationaler Führer.“ Der Vorsitzende der Freunde Israels in der Labour-Partei, Joan Ryan, verlangte eine Erklärung. Corbyn müsse sich zudem bei den Familien der Opfer entschuldigen.

Die Labour-Partei und insbesondere Corbyn stehen seit längerem in der Kritik, Antisemitismus und Anti-Israelismus in ihren eigenen Reihen zu verharmlosen. Aktuell sind viele Juden in Großbritannien darüber empört, dass sich die Partei weigert, die Antisemitismus-Definition der „Internationalen Allianz zum Gedenken des Holocaust“ (IHRA) vollständig anzunehmen. Einer der von Labour zurückgewiesenen Klauseln besagt, dass es antisemtiisch ist, die israelische Politik mit den Nazis zu vergleichen. Die Labour-Abgeordnete Margaret Hodge nahm dies zum Anlass, ihren Parteichef als rassistisch und ihre Partei als antisemitisch zu bezeichnen.

Von: df

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