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Hochrangiger indonesischer Geistlicher besucht Israel

Der Generalsekretär der weltweit größten Muslimvereinigung besucht Israel – an sich schon ein seltenes Ereignis. Doch dieser Gast spricht sich auch noch für den interreligiösen Dialog aus und übt Kritik am Islam. Das weckt den Unmut seiner indonesischen Landsleute.
Der indonesische Geistliche Yahya Staquf besuchte unter anderem eine Konferenz des „American Jewish Commitee“ in Jerusalem

JERUSALEM (inn) – Der hochrangige indonesische Geistliche Yahya Cholil Staquf hat sich in Israel für den jüdisch-muslimischen Dialog ausgesprochen. Er forderte einen „neuen Diskurs“ über den Umgang mit anderen Religionen innerhalb des Islam. Gleichzeitig legte er Wert auf die Unabhängigkeit „Palästinas“. Damit antwortet er auf Kritik aus dem eigenen Land.

Staquf ist Generalsekretär der indonesisch-muslimischen Organisation „Nahdlatul Ulama“ (etwa: „Wiedererwachen der Gelehrten“). Diese Woche besucht er Israel. Auf seiner Reise spricht sich der Kleriker für Frieden und Mitgefühl zwischen Juden und Muslimen aus. Staquf hat in Indonesien auch ein politisches Amt im Beraterstab des Präsidenten inne.

„Ich möchte die ganze Welt zu einer besseren Zukunft rufen. Lasst uns ‚rahma‘ wählen – Mitgefühl und Fürsorglichkeit für andere“, sagte Staquf der Onlinezeitung „Times of Israel“. „Rahma“ sei an keine Voraussetzung, wie etwa die Religionszugehörigkeit, gebunden.

Stattdessen sei es eine Aufgabe von „Nahdlatul Ulama“ (NU), auf den Weltfrieden hinzuarbeiten. Dazu gehöre auch, die Unabhängigkeit „Palästinas“ anzustreben. Die NU wurde ursprünglich in den 20er-Jahren als Reaktion auf den in Indonesien aufstrebenden Wahabismus – eine puristische Form des Islam – gegründet und ist heute die weltweit größte islamische Organisation.

Beziehungen zwischen Israel und Indonesien angespannt

Teil ihrer Bemühungen sei es auch, diplomatische Beziehungen zwischen Jerusalem und Jakarta aufzubauen. Indonesien ist das größte muslimische Land der Erde. Eine Normalisierung der Beziehungen müsse „auf den globalen Kontext Bezug nehmen“, sagte Staquf. Damit ist auch gemeint: Auf den Konflikt um „Palästina“.

Staquf erntete in Indonesien heftige Kritik für seine Israelreise, vor allem in den sozialen Medien. Viele indonesische Muslime betrachten Israel als Feindesland. Aktuell besteht öffentliche Empörung über den Tod von über 120 Palästinensern während der Proteste im Gazastreifen in den vergangenen zwei Monaten. Die indonesische Öffentlichkeit macht Israel für die Todesfälle verantwortlich; Israel hingegen beschuldigt die Hamas, die Demonstranten als menschliche Schutzschilde missbraucht zu haben.

In Reaktion auf die Kritik betonte Staquf erneut, wie wichtig ihm die palästinensische Souveränität sei. „Ich stehe hier für Palästina. Ich stehe hier auf der Grundlage, dass wir alle Palästinas Souveränität als freies Land zu respektieren haben“, schreibt er in einer Erklärung auf der Website der NU.

„Neuer Diskurs“ innerhalb des Islam

Teil von Staqufs Israelreise war auch ein Auftritt auf einer Konferenz des „American Jewish Committee“. Am Rande der Veranstaltung sagte er der „Times of Israel“: „Menschen, die leiden, können sich aussuchen, ob sie wütend und rachsüchtig sein wollen, oder ob sie rahma haben und vergeben.“ Gleichzeitig sei ihm die „Schwere“ des israelisch-palästinensischen Konflikts bewusst.

„Wir haben ein zivilisatorisches Problem – und es hat mit Religionen zu tun. Als Muslime wollen wir unseren Teil innerhalb unserer eigenen Religion tun“, sagte Staquf der Nachrichtenagentur „Associated Press“. Es gebe Aspekte des Islam, die problematisch seien – unter anderem der Umgang mit Nichtmuslimen. Hier müsse es einen „neuen Diskurs geben“, der anerkennt, dass Muslime und Nichtmuslime gleichwertig seien und friedlich zusammenleben könnten.

Staquf betonte, dass er die Reise als religiöser, nicht als politischer Repräsentant unternehme. Indonesiens Präsident Joko Widodo sei über die Reise informiert. Er wisse allerdings nicht, ob er sie befürworte oder ablehne, sagte Staquf. In einem Brief an den indonesischen Außenminister schrieb er, der Staat solle seine Handlungen „verleugnen“, falls sie gegen dessen Interessen stünden. Falls es sich aber anbiete, solle Indonesien sie „zu einem Vorteil machen“.

Von: rmj

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