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Amerikanische Botschaft in Jerusalem eröffnet

Die Botschaft der USA hat nicht nur einen neuen Standort. Auch ein kleiner Zusatz zur Angabe „Jerusalem“ ist von großer politischer Bedeutung.
Vor dem neuen Schild mit dem Zusatz „Israel“: (v.l.) Benjamin Netanjahu, Ehefrau Sara Netanjahu, Ivanka Trump und Jared Kushner

JERUSALEM (inn) – Politiker, Diplomaten und Geistliche haben am Montagnachmittag die Botschaft der USA in Jerusalem offiziell eingeweiht. Dabei durften biblische Bezüge nicht fehlen.

In dem Festzelt bei dem Jerusalemer US-Konsulat im beschaulichen Viertel Arnona waren 800 geladene Gäste versammelt. Zwischen dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und dem Staatspräsidenten Reuven Rivlin saßen die Trump-Berater, Schwiegersohn Jared Kushner und seine Frau Ivanka, Trumps Tochter. Netanjahu und Kushner trugen beide einen knallroten Schlips. Ivankas Gewand wirkte wie ein Hochzeitskleid.

Ein bedeutsamer Zusatz

Gemäß amerikanischer Sitte präsentierten bunt uniformierte Marines erst einmal die Flaggen zum Gesang der amerikanischen Hymne. US-Botschafter David Friedman verkündete die Zeremonie zur Eröffnung der „US-Botschaft in Jerusalem, Israel“. Der Zusatz „Israel“ hatte politische Bedeutung, denn in der Stadt Jerusalem geborene Amerikaner oder Israelis erhielten in ihren Geburtsurkunden und Pässen bisher nur die Ortsbezeichnung „Jerusalem“, ohne Angabe des Staates Israel.

Ein evangelikaler Pastor mit verschlossenen Augen und ein Rabbiner mit Rauschebart und schwarzem Hut auf dem Kopf beteten die Geschichte Jerusalems herunter, seit Abraham über David und Salomo bis zum Staatsgründer David Ben-Gurion. Sie lobten den „großartigen“ US-Präsidenten Donald Trump und den „mutigen“ Premier Netanjahu.

Etwas nüchterner sprach der stellvertretende US-Außenminister John Sullivan über den Frieden, der nun von Jerusalem ausgehe. Es folgte eine Videobotschaft von Präsident Trump. Dieser erwähnte die Tatsache, dass Israel als souveräne Nation wie jeder andere Staat seine Hauptstadt bestimmt habe, in dem Fall den Standort Jerusalem. Das sei schon 1950 geschehen. „Möge Gott Israel und die USA segnen“, schloss er seine kurze Ansprache.

Äthiopische Sängerin mit „Halleluja“

Botschafter Friedman lud dann den amerikanischen Finanzminister Steven Mnuchin und die Trump-Tochter Ivanka ein, das Schild der Botschaft zu enthüllen. Der Botschafter erzählte danach die Geschichte eines äthiopischen Ehepaares, das sich durch die Wüste des Sudan zu Fuß auf den Weg nach Israel machte. Eine israelische Militärmaschine habe das Paar gerettet. Die beiden ließen sich in Sderot nieder, wo es Raketen der Hamas aus dem Gazastreifen regnete. So stellte Friedman die äthiopische Sängerin Chagit Jassow vor, die „Halleluja“ auf Englisch und Hebräisch vortrug, einen Psalm Davids, der den ersten Tempel in Jerusalem erträumt habe.

Als nächster wurde Staatspräsident Rivlin eingeladen, dessen Familie schon sieben Generationen lang in Jerusalem lebt und der wie kein anderer israelischer Politiker eine enge Verbindung zu Jerusalem habe. Rivlin erwähnte, dass die Juden seit 3.000 Jahren in ihren Gebeten Jerusalem die Treue gehalten hätten. Abschließend dankte er Trump dafür, sein Versprechen eingehalten zu haben, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.

Kushner erklärte, er sei „stolz, heute in der Hauptstadt des Herzens des jüdischen Volkes zu sein“. Im Dezember habe Präsident Trump erklärt, die „Wahrheit anzuerkennen“. Es entspreche der „Wahrheit“, Jerusalem als die Hauptstadt Israels zu würdigen. Kushner zählte die gemeinsamen Werte auf, die beide Länder teilen: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte und vieles mehr. Der Berater erwähnte seine Großeltern, die Holocaustüberlebende gewesen seien. Botschafter Friedman sagte, dass viele Überlebende sich nicht hätten vorstellen können, dieses Ereignis der Botschaftseröffnung zu ihren Lebzeiten noch zu erleben.

Netanjahu hielt als letzter Redner eine vielbeklatschte Rede. Auf Hebräisch erzählte er, wie er als Kind in dieser Gegend in den Feldern herumlief, aber nur bis zu den Schildern „Vorsicht Grenze“. Abschließend sprach noch ein Baptistenpastor einen Segen, wobei er den Staat Israel als die „einzige Fackel des Friedens im Nahen Osten“ bezeichnete.

Provisorische Unterkunft

Das endgültige Botschaftsgebäude in Jerusalem ist noch nicht errichtet. Es gibt Pläne, aber es ist noch nicht einmal klar, wo der riesige Komplex mit Sicherheitsmauern und vielen Büros entstehen soll. Im Augenblick wird erwogen, die Diplomaten im riesigen benachbarten Diplomat-Hotel einziehen zu lassen. Die USA haben das ab 1963 errichtete und 1967 eröffnete Hotelgebäude schon 2014 erworben. Diesen unschönen Kasten haben die Israelis demonstrativ an der Grenze zum UNO-Niemandsland und zum jordanisch besetzten Ostjerusalem auf ihrem Gebiet errichtet, um Präsenz zu zeigen. Fälschlich wurde zum Beispiel in der „Süddeutschen Zeitung“ behauptet, dass das Konsulat und das Diplomat-Hotel in dem von „Jordanien beanspruchten“ Gebiet lägen. Das Hotel wurde in den 1990er Jahren als Aufnahmezentrum für frisch eingewanderte Juden aus Äthiopien verwendet. Nachdem sie über das Land verteilt waren, wurde das Gebäude in ein Altersheim für eingewanderte Russen umgewandelt. Bald sollen nun amerikanische Diplomaten einziehen.

Vom Konsulat aus kann man an klaren Tagen, etwa nach Regen, bis zum Toten Meer und den roten Bergen Jordaniens schauen. Im Vordergrund, in unmittelbarer Nachbarschaft, befinden sich der Kibbutz Ramat Rachel und das ehemals jordanische Dorf Zur Bacher. Zu Füßen des Hügels erstreckt sich das Viertel Armon Hanatziv, das nach 1967 von den Israelis im „Niemandsland“ der UNO zwischen dem jüdischen Westen und dem arabischen Osten errichtet worden ist. Knapp zu sehen ist auch noch das UNO-Hauptquartier in Jerusalem, im ehemaligen Herrscherpalast des britischen Gouverneurs während der Mandatszeit, die am 14. Mai 1948 endete.

Von: Ulrich W. Sahm

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