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„Al-Dschasira“ darf bleiben

Wegen nicht ethischer Berichterstattung sollte einem „Al-Dschasira“-Korrespondenten die Akkreditierung verwehrt werden. Doch der Streit zwischen dem israelischen Presseamt und dem Fernsehsender konnte in den vergangenen Tagen beigelegt werden.
Darf seinen Presseausweis behalten: Elias Karram (hier in einem Interview des Fernsehsenders der Moslembrüder „Dar al-Iman“ im Jahr 2016)

JERUSALEM (inn) – Das israelische Presseamt (GPO) hat den aus Nazareth stammenden Journalisten des Fernsehsenders „Al-Dschasira“ Elias Karram am Montag zu einem Gespräch eingeladen. Die Aussage Karrams aus einem Fernsehinterview vom 26. Mai 2016, dass „journalistisches Arbeiten ein integraler Bestandteil des Palästinensischen Widerstandes sei“, sei nicht mit der professionellen Arbeit vereinbar, die das GPO von Korrespondenten erwarte.

Wörtlich hatte der israelische Staatsbürger Karram damals gesagt: „Als palästinensischer Journalist in einem besetzten Gebiet oder in einer Konfliktzone ist die Medienarbeit ein integraler Bestandteil des Widerstandes und der pädagogischen politischen Aktivitäten. Der Journalist erfüllt seine Rolle in der Opposition mit dem Stift, seiner Stimme oder der Kamera, weil er Teil dieses Volkes ist und er den Widerstand in seiner Weise ausführt.“

Nach Ansicht von Kommunikationsminister Ajub Kara stelle diese Anmerkung die Fähigkeit von Karram in Frage, über den israelisch-palästinensischen Konflikt als Journalist zu berichten, indem er sich selbst als Aktivisten darstellt. Kara hatte Anfang August verlangt, die Pressekarten der „Al-Dschasira“-Mitarbeiter in Jerusalem für ungültig zu erklären, weil das Netzwerk mit Sitz in Katar zu Gewalt aufrufe und so Israels Sicherheit gefährde. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu hatte dem Nachrichtensender vorgeworfen, durch seine Berichterstattung über die Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg in Jerusalem Gewalt zu schüren.

Der Leiter des „Al-Dschasira“-Büros in Jerusalem war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen und „habe in diesen Tagen keine Zeit für ein Interview“.

GPO: Keine Absicht, Sympathie für bewaffneten Widerstand zu zeigen

Wie das GPO am Mittwoch verkündigte, habe Karram deutlich machen können, dass er sich nicht als Teil des palästinensischen Widerstands gegen Israel sehe. Die Pressestelle teilte mit, dass sich laut Karram die problematische Aussage auf palästinensische Journalisten im Allgemeinen bezogen habe und nicht auf ihn persönlich. Da er seine Arbeit zu 90 Prozent im Staat Israel verrichte und nicht in den „Gebieten“, treffe die Aussage nicht auf ihn zu.

Des Weiteren machte er deutlich, dass er keine Absicht hatte, Sympathie für bewaffneten Widerstand zu zeigen. Wie er sagte, sollten die Medien zeigen, wie „das palästinensische Volk, das unter der Besatzung lebt“, Widerstand leistet. „Ich habe keineswegs dazu aufgerufen, in irgendeiner Weise zu Widerstand aufzurufen.“ Als ein Nachrichtenreporter habe er sich die „goldene Regel“ zu eigen gemacht, „dass man nicht Meinung und Nachricht vertauschen sollte“. Karram sei der Meinung, dass der „Widerstand“ lediglich auf die Besatzung der Westbank beschränkt sei und keinesfalls auf den Staat Israel.

Nitzan Chen, Direktor des GPO, machte deutlich: „Pressefreiheit ist einer der Ecksteine des Presseamtes der Regierung, doch werden wir nicht dulden, dass die Pressekarte, die seitens des israelischen Staates ausgestellt wird, als Werkzeug dient, um öffentlich zum Kampf gegen das Land aufzurufen.“ Das GPO werde deshalb die Akkreditierung des Journalisten um sechs Monate verlängern, seine Beiträge jedoch sehr genau beobachten. Wenn nötig, werde es „nicht zögern, in Absprache mit Rechts- und Sicherheitsbehörden, die nötigen Konsequenzen zu ziehen.“

Von: mh

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