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Afrikaner gegen Apartheid-Vergleich

Seit den 70er Jahren kommt es immer wieder vor, dass die Besatzung Israels im Westjordanland mit dem Apartheidstaat von Südafrika verglichen wird. Junge Afrikaner besuchten Israel und sprechen sich deutlich gegen diesen Vergleich aus.
Juden, Christen und Muslime nutzen die Straßenbahn in Israel gemeinsam. Im Apartheidstaat Südafrika gab es getrennte Verkehrsmittel für weiße und schwarze Bürger.

PRETORIA (inn) – „Für unsere Eltern und Großeltern waren die Jahre der Apartheid die Quelle eines tiefen persönlichen Traumas. Ihre Generationen waren gezwungen, unter diesem teuflischen, diskriminierenden System zu leben. Selbst wir, die wir im Südafrika nach der Apartheid groß wurden, können das Erbe dieses Rassismus bis heute spüren.“ Nkululeko Nkosi ist 1994 in Johannesburg geboren und war der erste Absolvent seiner Schule an der Wits-Universität in Johannesburg, in der sich während der Zeit der Apartheid nur wenige schwarze Studenten einschreiben durften.

Der Afrikanische Nationalkongress (ANC), deren bekanntester Politiker Nelson Mandela war, hatte einst Südafrika von der Apartheid befreit. Neben anderen internationalen Gremien hatte immer wieder auch der ANC den Vergleich von Israel als Apartheidsstaat angestellt. In den vergangenen Monaten besuchten Mitglieder der Jugendabteilung des ANC Israel und sprechen sich nach ihren Besuchen dezidiert gegen diesen Vergleich aus.

Die Organisation „Afrikaner für den Frieden“ ist nach eigenen Angaben ein Kollektiv unabhängiger Studenten, Forscher und Aktivisten, die „eine afrikanische Perspektive einbringen“ wollen. Dabei wollen sie friedliche Konfliktlösungen in Afrika und in der Welt vorantreiben. Unter dem Titel „Neue Perspektiven auf Israel und Palästina“ hat die Initiative ein 20-seitiges Dokument herausgegeben, in dem junge Afrikaner berichten, warum sie sich gegen den Begriff Apartheid in Verbindung mit Israel aussprechen.

Apartheid-Vergleich kommt aus Sowjetunion

Nkosi gibt darin einen Überblick über den Begriff der Apartheid und erklärt die Geschichte der Rassentrennung in Südafrika zwischen 1948 und 1994. Er erklärt, dass der Vergleich von Israel mit dem Apartheidregime in Südafrika nicht etwa von Südafrikanern oder Palästinensern stammte, sondern aus der damaligen Sowjetunion. Weil die arabischen Staaten gegen Israel gestanden hätten, habe auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1975 Südafrika in einem Atemzug mit Israel erwähnt.

Auf seiner jüngsten Reise nach Israel habe Nkosi jedoch gesehen, „dass es, im Gegensatz zur Apartheidregierung in Südafrika, vonseiten der Regierung keine Bestrebungen gibt, eine bestimmte Gruppe abzusondern. In meinen Gesprächen mit Israelis spürte ich Arabern und Juden ihren brennenden Wunsch ab, in harmonischer Nachbarschaft zu leben. In Südafrika verschmähten die weißen die schwarzen Afrikaner. Diese Stimmung ist bis heute spürbar.“ Nkosi ruft in seinem Aufsatz dazu auf: „Stehlt nicht das Wort Apartheid!“ Wer diesen Begriff auf den israelisch-palästinensischen Konflikt anwende, mache sich des Raubes an den Südafrikanern von damals mit schuldig, die versucht hätten, die schwarzen Bewohner ihrer Geschichte, Kultur, Würde und Menschlichkeit zu berauben.

Die Herausforderung, die Israel und sein Nachbar Palästina hätten, liege darin, dass sich eine Gruppe von der anderen diskriminiert fühlt. „Doch es unterscheidet sich sehr stark von dem juristisch-institutionell legitimierten Rassismus, der auf der Idee der Überlegenheit der Weißen basiert, die einst mein Land regierte.“ Wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, habe Nkosi einst gehofft, im Nationalbüro des ANC zu arbeiten, doch aufgrund seiner pro-israelischen Einstellung wird er von der Partei gemieden. „Es ist klar, dass meine politische Karriere im ANC und der Jugendorganisation nun zu Ende ist. Neben meiner Unzufriedenheit mit dem ANC und seiner Führung, war es offenbar meine Reise nach Israel und meine daraus folgenden Ansichten, die zum Ende meiner politischen Ziele führten.“

Besuch in Israel bringt Klarheit

„Für eine kurze Zeit dachte ich tatsächlich, Israel sei ein Apartheidstaat, und erst als einige Kollegen Israel besuchten und davon erzählten, wurde ich misstrauisch.“ Erst nach einem eigenen Besuch in Israel habe er begonnen, Dinge infrage zu stellen und mehr Informationen zu suchen, die einen Vergleich zwischen Apartheid-Südafrika und Israel anstellten.“ Interessanterweise waren es wohl die Anregungen des ANC selbst, die Nkosi ermutigten, anders zu denken: „Meine Ansichten unterscheiden sich deshalb vom ANC, weil sie mich gelehrt haben, alles in Frage zu stellen.“

Eine verkürzte Übersetzung von Nkosis Bericht hat die entwicklungspolitische Zeitschrift „informationszentrum 3. welt“ hier veröffentlicht.

Auch Klaas Mokgomole erzählt in einem persönlichen Bericht von seinem früheren Engagement in der internationalen Boykottbewegung BDS. Bei seiner ersten Reise nach Israel habe er gemerkt, dass er bisher belogen worden sei „Ich verstand plötzlich, dass, Israel als Apartheid zu bezeichnen, ein Missbrauch des Gedenkens an die Apartheid war, genau so, als wenn man das Gedenken an den Holocaust oder die Sklaverei mit anderen geschichtlichen Ereignissen vergleicht.“

Von: mh

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