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Abbas: Israel hat unser Land in Gefängnis verwandelt

BRÜSSEL (inn) – Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat sich im EU-Parlament für die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bedankt. Er kritisierte aber auch deren Selbstzufriedenheit. In der Rede hat er Israel Brunnenvergiftung vorgeworfen.
Der palästinesische Präsident Mahmud Abbas hat am Donnerstag im EU-Parlament gesprochen
„Es ist Zeit für unser Volk, in Freiheit und ohne Mauern und Sicherheitskontrollen zu leben.“ Das sagte der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, in seiner Rede am Donnerstag im EU-Parlament. Laut einer Mitteilung der Einrichtung übermittelte er den Abgeordneten den Dank seines Volkes für die Anerkennung eines Staates Palästina. Die EU helfe der palästinensischen Nation bei dem Bestreben enorm weiter, vollkommen selbstbestimmt zu leben. Abbas bat um weitere Unterstützung für eine „gerechte Zwei-Staaten-Lösung auf den Grundlagen der Grenzen von 1967“. Vor allem begrüßte der PA-Präsident die aktuelle französische Friedensinitiative. Es müsse aber eine Frist für den Abschluss dieser Bemühungen geben. „Israel hat unser Land in ein offenes Gefängnis verwandelt“, führte Abbas aus. Zwar verurteile er die Anwendung von Gewalt und Terroranschlägen als politisches Mittel. Aber er warnte auch davor, dass der Terrorismus in der Region nur verbannt werden könne, wenn Israel die Besetzung der palästinensischen Gebiete aufgebe: „Dann hört der Terrorismus nicht nur im Nahen Osten, sondern auch überall auf der Welt auf.“

Kritik an internationaler Gemeinschaft

Der PA-Präsident kritisierte aber auch die Selbstzufriedenheit der internationalen Gemeinschaft. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ sagte er: „Im 20. Jahrhundert ist die Geschichte, das Erbe, die Identität und das geopolitische Wesen der Palästinenser historisch betrachtet geschlachtet worden.“ Dieses Massaker gehe unter den Augen der internationalen Gemeinschaft im 21. Jahrhundert weiter. Abbas bezichtigte außerdem israelische Rabbis, palästinensische Brunnen zu vergiften zu wollen. „Was ist das denn, wenn nicht eine Gewaltverherrlichung und ein Aufruf zu Verbrechen und einem Genozid?“, fragte er die Parlamentarier. Auch die EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini war zugegen. „Wir sind gegen Aufrufe zu Gewalt.“ Der Leiter der Anti-Diffamierungs-Liga, Jonathan Greenblatt, verurteilte Abbas deswegen scharf: „Seine Anschuldigungen erinnern an jahrhundertealte antisemitische Stereotype.“ Gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ stritt Abbas‘ Büro ab, diese Aussage getätigt zu haben; auf der Webseite des EU-Parlaments ist dies jedoch nachzuhören. Am Samstagmorgen hat Abbas per Verlautbarung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) mit einem Papier an Journalisten seine Sprüche vor dem EU-Parlament zurückgenommen, „nachdem sich herausgestellt hat, dass sie grundlos waren“. Das berichtet die amerikanische Tageszeitung „New York Times“. Weiter behauptete Abbas, dass er „die jüdische Religion nicht kränken“ wollte und dass er kein Antisemit sei. Allerdings war bereits vor Abbas‘ Auftritt im EU-Parlament klar, dass die Vorwürfe haltlos sind. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, betonte die große Bedeutung der guten Beziehungen zwischen den Autonomiegebieten und der EU: „Ein stabiles und funktionierendes Palästina ist für uns alle ein moralischer Auftrag.“ Deswegen sei die EU auch der wichtigste Partner bei der finanziellen, wirtschaftlichen und humanitären Zusammenarbeit. Für Schulz war es ein starkes Signal des Willens für einen nachhaltigen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, dass Abbas seine Rede nur einen Tag nach dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin hielt.

Rivlin: Vertrauen nur im direkten Gespräch

Rivlin drückte allerdings sein Bedauern darüber aus, dass Abbas ein direktes Treffen der beiden Präsidenten in Brüssel abgelehnt habe. Schulz hatte angeboten, als Vermittler dieses Treffens zu fungieren. Rivlin habe sich über Abbas‘ Haltung gewundert: „Auf einer persönlichen Ebene finde ich es befremdlich, dass Abbas immer wieder Treffen mit führenden israelischen Politikern ablehnt.“ Stattdessen wende er sich ausschließlich an die internationale Gemeinschaft: „Gegenseitiges Vertrauen kann nur im direkten Gespräch aufgebaut werden.“ Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete Abbas‘ Rede laut einer Mitteilung seines Büros als eine „Ritualmordanklage“. Wer sich direkten Gesprächen mit israelischen Verantwortlichen verweigere, lüge, wenn er sage, seine Hände seien für Friedensverhandlungen weit ausgestreckt: „Bis Abbas nicht damit aufhört, die Unwahrheit zu verbreiten, wird sich Israel gegen die palästinensischen Aufhetzungen, die zu Terrorangriffen führen, verteidigen.“ (mm/us)

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