Suche
Close this search box.

Rivlin würdigt Koexistenzprojekt für Schüler

JERUSALEM (inn) – Etwa 400 jüdische und arabische Schüler haben an einer Begegnung mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin teilgenommen. Einige Jugendliche erzählten von ihren Erfahrungen mit einem Koexistenzprojekt.
Zuerst traf sich Rivlin mit ausgewählten Jüdischen und arabischen Schülern

„Israelische Hoffnung in der Bildung“: Dahinter verbirgt sich ein Projekt des Bildungsministeriums, das Schüler aus den unterschiedlichen Sektoren miteinander in Kontakt bringt. Konkret geht es um staatlich-religiöse, säkulare und arabische Schulen. Am Sonntag hat Staatspräsident Reuven Rivlin in der Himmelfarb-Oberschule etwa 400 Jugendliche aus drei Schulen getroffen, die sich an der Intitiative beteiligen. Begleitet wurde er von Bildungsminister Naftali Bennett und dem Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat.

„Ich gebe zu, dass ich am Anfang Angst hatte, wegen der Kippot. Allmählich verstand ich, dass wir einfach nur lernen“, erzählte Mona von der arabischen „Ort-Schule“ in Lod bei der Begegnung. „Das ist eine seltene Gelegenheit, zu sehen, wie die andere Seite lebt, und das ist nicht so sehr anders als bei uns.“ Die Schülerin nimmt an einem gemeinsamen Englischkurs mit der staatlich-religiösen Himmelfarb-Schule in Jerusalem teil. „Es war eine große Erleichterung, zu verstehen, dass man nur anfangen muss zu sprechen“, stellten sie und ihre Kameradinnen fest. „Dann ist eigentlich alles dasselbe – Lehrer und Lernstoff, den man kennen muss.“

Auch die jüdischen Schüler von der Himmelfarb-Schule hatten vor ihrem ersten Treffen mit den arabischen Altersgenossen Vorbehalte. Auf der Fahrt begleitete sie ihr Schulleiter, Rabbi Jeremy Stavisky. Der Zwölftklässler Aharon Schor erinnerte sich: „Beim ersten Mal, als ich mit Rabbi Jeremy mitfuhr, wusste ich nicht, was mich erwartete, wie man mich aufnehmen würde, wie wir uns verhalten sollten. Es war ein wenig surrealistisch: ein Schulleiter und Schüler mit Kippot gehen in eine arabische Schule. Und dann verstand ich, wie seltsam es ist, dass es surrealistisch ist, wo wir doch alle die gleichen Bürger sind.“

An dem Austausch beteiligt sich außerdem die säkulare Boyer-Schule in Jerusalem. Dort lernt auch der Araber Amir, der mittlerweile die neunte Klasse besucht. Als er in die siebte Klasse der jüdischen Schule kam, traute er sich erst nicht, seine arabische Herkunft zu offenbaren. „Nach einer Beratung mit meiner Klassenlehrerin beschloss ich, es meiner Klasse zu erzählen, und war sowas von erstaunt darüber, wie die Klassenstufe und meine Schule reagierten“, sagte er am Sonntag laut einer Mitteilung des Präsidialamtes. „Ich bedauere es wirklich, dass ich das vor meinen Kameraden verborgen habe.“

Morde führten zu Dialog

Rabbi Jeremy Stavisky teilte mit, wie seine Schule dazu kam, bei Koexistenzprojekten mitzuwirken: „Seit der Ermordung von Jitzhak Rabin (im November 1995) begannen wir mit der Zusammenarbeit mit der Boyer-Schule. Wir lernten, uns auf die andere Straßenseite zu begeben.“ Nach dem tödlichen Brandanschlag auf eine palästinensische Familie in Duma im Sommer 2015 habe er sich an Schirin Natur Hafi, die Leiterin der „Ort-Schule“, gewandt. „Wir wollten gemeinsam einen vorsichtigen und eingeschränkten Dialog über die Frage schaffen, ob Israel andere Religionen in sich aufnehmen kann.“

Die arabische Schulleiterin äußerte sich lobend über das Lehrhaus der Himmelfarb-Schule, das sie zum zweiten Mal besuchte: „Es lehrt viel und lehrt vor allem, dass dies das wahre Judentum ist, das ich kenne, das den anderen annimmt und würdigt.“ Sie ergänzte: „In der kommenden Woche begehen wir den Monat Ramadan. Wir sind wie in jedem Jahr zur Selbstkritik verpflichtet. Der wahre Koran spricht davon, dass wir einander lieben und ehren sollen. Ich betrachte das als meine Aufgabe als Schulleiterin. Wir sind froh und stolz über das gemeinsame Erlebnis mit der Himmelfarb-Schule.“

Nationalhymne abändern?

Ein arabischer Schüler fragte den Staatspräsidenten, ob es möglich sei, etwas bei den staatlichen Symbolen hinzuzufügen oder zu ändern. Dann könnten sich arabische Bürger damit identifizieren und sich als Teil des Landes fühlen. Rivlin antwortete, er könne nicht erwarten, „dass loyale israelische Staatsbürger, die nicht jüdisch sind, sagen, dass sie eine jüdische Seele haben, die sich sehnt“. Damit nahm er Bezug auf den Text der Hymne. „Vielleicht sehnt sich ihre Seele nach ihrem Land, aber nicht als Teil des jüdischen Volkes.“

Einem Bericht der Onlinezeitung „Times of Israel“ zufolge fügte er hinzu: „Dieses Dilemma muss von den israelischen Führern gelöst werden, von denen einer direkt neben mir sitzt.“ Damit spielte er auf Bildungsminister Bennett an. Weiter sagte das Staatsoberhaupt: „Ich warte auf den Tag, an dem sich jeder israelische Bürger mit dem Staat Israel identifizieren kann und nicht nur die tiefe, wichtige Idee des 2.000 Jahre alten Strebens des jüdischen Volkes nach Rückkehr in sein Heimatland.“ Bereits vor einem Jahr hatte Rivlin Verständnis dafür bekundet, dass Araber bei der Nationalhymne den Teil mit der „jüdischen Seele“ weglassen. Hingegen lehnte er eine Änderung des Textes ab.

Bennett: Knesset kann von Schülern lernen

Bennett gab den Schülern ein Versprechen: „Ich verpflichte mich als Bildungsminister von allen Kindern Israels, alles zu tun, damit nie, niemals irgendjemand euch aufhalten wird oder euch schaden wird wegen eures Glaubens, wegen eurer Hautfarbe oder wegen eurer sexuellen Orientierung – Rassismus gehört nicht in unsere Schule.“ Er freue sich, Araber und Juden, Religiöse und Säkulare zusammen zu sehen. „Ihr alle seid eine Familie, wir alle sind Brüder und Schwestern. Ich hoffe, dass wir in der Knesset Israels von euch lernen, was wahre Einheit ist.“ (eh)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen