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Ban: Jarmuk nicht im Stich lassen

NEW YORK / DAMASKUS (inn) – UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat das palästinensische Flüchtlingslager Jarmuk in Syrien mit einem „Todeslager“ verglichen. Unterdessen einigten sich 14 palästinensische Gruppen darauf, dort mit den syrischen Regierungstruppen den „Islamischen Staat“ zu bekämpfen.
Ist besorgt über die Lage in Jarmuk: Ban Ki-Moon
Nach zwei Jahren gnadenloser Belagerung durch syrische Truppen hätten die Bewohner von Jarmuk nun ein zweischneidiges Schwert gegen sich. Dies hat UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon am Donnerstag angesichts der bedrängten Lage im Flüchtlingslager Jarmuk in der syrischen Hauptstadt Damaskus festgestellt. Dort seien 18.000 palästinensische Flüchtlinge und Syrer einer „epischen humanitären Katastrophe“ ausgesetzt. Sie würden in Jarmuk als Geiseln gehalten. Im Lager seien der „Islamische Staat“ (IS) und andere extremistische Gruppen präsent, von außen drohten die Regierungstruppen. „Im Horror, der in Syrien besteht, ist das Flüchtlingslager Jarmuk der tiefste Kreis der Hölle“, sagte Ban der internationalen Presse laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen. „Ein Flüchtlingslager beginnt, einem Todeslager zu ähneln. Die Bewohner von Jarmuk – unter ihnen 3.500 Kinder – werden zu menschlichen Schutzschilden gemacht.“ Der Krieg in Syrien sei schon lange nicht mehr mit Worten zu beschreiben. Wie bereits der Weltsicherheitsrat forderte der Generalsekretär ein Ende der Feindseligkeiten. Zivilisten müssten Zugang zu humanitärer Hilfe sowie eine sichere Passage für eine etwaige Flucht erhalten. „Zivilisten müssen geschont werden. Zivilisten müssen jederzeit geschützt werden“, betonte Ban. Die Welt könne nicht einfach daneben stehen, die Bewohner von Jarmuk im Stich lassen und zusehen, wie sich ein Massaker entwickelt. Die Bundesregierung kündigte am Freitag an, ihre Unterstützung für das Flüchtlingslager zu erhöhen. Im vergangenen Jahr habe das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) aus Berlin bereits 6,4 Millionen Euro für Jarmuk erhalten, hieß es laut der Deutschen Presse-Agentur.

Palästinensische Neutralität nicht mehr möglich

Indes vereinbarten 14 palästinensische Gruppen eine gemeinsame militärische Operation mit der syrischen Regierung. Vertreter der Organisationen kamen am Donnerstag in Damaskus zusammen. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) hatte den früheren palästinensischen Arbeitsminister Ahmed Madschdalani in die syrische Hauptstadt entsandt. Nach dem Treffen teilte Madschdalani mit, die Gruppen unterstützten eine koordinierte militärische Aktion in Jarmuk. Vorrang solle die Sicherheit der Bürger haben. „Wir haben uns auf eine dauerhafte Zusammenarbeit mit der syrischen Führung geeinigt.“ Vorgesehen sei ein gemeinsames Operationszentrum „mit den Truppen der syrischen Regierung und den palästinensischen Gruppen, die eine bedeutsame Präsenz im Lager oder darum herum zeigen“. Gemäß der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ blieb unklar, ob die palästinensischen Kämpfer im Lager diese Position teilen. Einige von ihnen gehören einer Hamas-nahen Gruppe an, die den Namen „Aknaf Beit al-Makdis“ trägt. Sie hat sich ein paar Zivilisten angeschlossen, um das Lager zu verteidigen. Die Gruppe habe nicht an dem Treffen teilgenommen, auch sei sie nicht für einen Kommentar erreichbar gewesen. Bis am 1. April der IS große Teile des Lagers unter seine Kontrolle brachte, hatte „Aknaf Beit al-Makdis“ mit syrischen Rebellen gegen die Terrorvereinigung gekämpft. In keinem anderen arabischen Land hatten die Palästinenser bislang mehr Rechte als in Syrien. Deshalb wollten sie lange Zeit im Bürgerkrieg neutral bleiben, merkt die Nachrichtenseite „The Media Line“ an. Dies sei in Jarmuk allerdings nicht mehr möglich.

PLO in Ramallah widerspricht Madschdalani

Gegenwind erhielt Madschdalani von der PLO-Führung in Ramallah. „Wir weigern uns, in irgendeine bewaffnete Kampagne hineingezogen zu werden, welcher Natur oder Bezeichnung auch immer“, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ eine offizielle Mitteilung der Befreiungsorganisation. „Wir rufen dazu auf, zu anderen Mitteln zu greifen, um das Blut unserer Leute zu schonen und eine weitere Zerstörung und die Vertreibung unserer Leute in dem Lager zu verhindern.“ Der ehemalige Arbeitsminister hingegen vermeldete erste Erfolge. Die syrische Armee habe gemeinsam mit örtlichen palästinensischen Gruppen den IS zurückgedrängt. Nun hätten sie die Kontrolle über 35 Prozent von Jarmuk. Zuvor war davon die Rede gewesen, dass der „Islamische Staat“ etwa 90 Prozent des Lagers beherrsche. Madschdalani schloss sich laut „Jerusalem Post“ der Linie der syrischen Regierung an. Der einzige Weg, um das Lager von ultra-radikalen Kämpfern zu befreien, sei durch Gewalt. „Wir haben uns mit unseren syrischen Brüdern und Gruppen darauf geeinigt, dass die Optionen, die für eine politische Lösung bestanden, durch die IS-Kämpfer beendet wurden.“ Deren Verbrechen ließen nur noch eine Partnerschaft mit dem syrischen Staat zu, sagte er vor Journalisten in Damaskus. (eh)

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