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Rivlin: Israelisches Massaker war „furchtbares Verbrechen“

KAFR KASSEM (inn) – Als erster israelischer Staatspräsident hat Reuven Rivlin an einer Gedenkveranstaltung für das Massaker von Kafr Kassem teilgenommen. Vor 58 Jahren hatten Grenzpolizisten in dem Dorf bei Tel Aviv 49 arabische Zivilisten erschossen. Die Schuldigen wurden anschließend zu Haftstrafen verurteilt.
Denkmal für die Opfer von Kafr Kassem: Diesmal war auch Präsident Rivlin bei der Gedenkveranstaltung.

Bereits 2007 hatte der damalige israelische Staatspräsident Schimon Peres um Entschuldigung für das Massaker gebeten. Nun besuchte sein Nachfolger Rivlin Kafr Kassem anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 58. Jahrestag. Er sprach von einem „furchtbaren Verbrechen“, das schwer auf Israels kollektivem Gewissen laste. „Die arabische Bevölkerung ist keine Randgruppe. Wir sind entschlossen, Seite an Seite zu leben, und wir teilen dasselbe Schicksal“, versicherte der Likud-Politiker den Bewohnern der Ortschaft, die nordöstlich von Tel Aviv liegt.
„Das verbrecherische Töten, das in Ihrem Dorf stattgefunden hat, ist ein regelwidriges und dunkles Kapitel in der Geschichte der Beziehung zwischen Arabern und Juden, die hier leben“, sagte Rivlin laut der Online-Zeitung „Times of Israel“. „Ein furchtbares Verbrechen wurde hier verübt, illegale Befehle, verschärft durch eine dunkle Flagge, wurden hier gegeben. Wir müssen direkt auf das schauen, was passiert ist. Es ist unsere Pflicht, diesen schwierigen Vorfall im Unterricht zu behandeln und Lehren zu ziehen.“
Das israelische Staatsoberhaupt ging allerdings auch auf den Terroranschlag in Jerusalem vom vergangenen Mittwoch ein: Dabei war ein palästinensischer Autofahrer in eine Menschengruppe gerast und hatte ein drei Monate altes Mädchen getötet (Israelnetz berichtete). „Der Mord an dem Baby ist schockierend und ekelerregend für jeden mit einem menschlichen Herzen“, kommentierte Rivlin die Tat.
Weiter sagte er: „Dieser mörderische Angriff ist ein weiterer Fleck in der Geschichte der Tragödie des israelisch-palästinensischen Konfliktes, den Juden und Araber in den vergangenen 150 Jahren durchlebt und durchkämpft haben.“ Er sei nicht trotz der aktuellen Unruhen in Jerusalem nach Kafr Kassam gekommen, „sondern vielmehr angesichts des Terrors und der Gewalt, die dort toben“. Er wolle den Arabern die Hand ausstrecken im Glauben, dass sie diese Geste gegenüber ihm und der jüdischen Gemeinschaft erwidern würden.
Auch der Gründer der Islamischen Bewegung in Israel, Scheich Abdullah Nimr Darwisch, sprach bei der Gedenkveranstaltung. Er verurteilte die Tötung des Babys scharf. Ferner äußerte er die Hoffnung, dass Jerusalem eines Tages eine Stadt des Friedens und des Verständnisses zwischen allen Religionen werde.

Gericht: „Illegaler Schießbefehl“

Am 29. Oktober 1956 hatte die israelische Armee eine Ausgangssperre über mehrere arabische Orte verhängt. Hintergrund war der Sinaifeldzug. Die Grenzpolizei sollte die Araber über das Verbot informieren, aber nicht alle erfuhren davon. Als Bewohner von Kafr Kassem am Abend ahnungslos von der Arbeit nach Hause kamen, eröffneten Grenzpolizisten das Feuer auf die Zivilisten. 43 Araber wurden getötet und 13 weitere verwundet. Bei Zusammenstößen am Abend starben außerdem sechs Bewohner.
Unter den Opfern waren sechs Frauen sowie 23 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren. Die Grenzpolizisten beteuerten, sie hätten auf die Araber geschossen, weil diese gegen die Ausgangssperre verstoßen und somit ein Sicherheitsrisiko dargestellt hätten. Doch ein israelisches Gericht wies diese Darstellung zurück. Es stufte den Befehl, das Feuer auf Zivilisten zu eröffnen, als „offenkundig illegal“ ein.
Acht Offiziere wurden zu Gefängnisstrafen zwischen sieben und 17 Jahren verurteilt. Keiner von ihnen verbüßte die volle Haft. Einige wurden durch Präsident Jitzhak Ben-Zvi begnadigt. Den Angehörigen der Opfer bot Israel eine finanzielle Entschädigung an.

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