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Polnisches Parlament lockert Schächtverbot

WARSCHAU (inn) – Das polnische Parlament will das koschere Schlachten nun doch für den Bedarf der jüdischen Gemeinschaft erlauben. Ein entsprechendes Positionspapier haben die Abgeordneten am Mittwoch dem Verfassungsgericht vorgelegt. Jüdische Organisationen reagierten erfreut.
Juden in Polen sollen nun doch wieder koscher schächten dürfen. (Im Bild: eine Metzgerei in Israel)

„In seiner aktuellen Form erlaubt das polnische Gesetz es nicht, das Schächten für interne jüdische Gemeinden zu bestrafen“, heißt es in dem Papier laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Die koschere Schlachtung solle aber nur für den internen Bedarf der polnischen Juden rechtmäßig sein. „Dies schließt dieselbe Schlachtung für anderen Bedarf aus [vor allem wirtschaftlichen und gewerblichen].“
Im Juli hatte das Parlament in Warschau (Sejm) das Schächten für illegal erklärt. Juden und Muslime protestierten (Israelnetz berichtete). Die jüdische Gemeinschaft wandte sich an das Verfassungsgericht, wartet aber noch auf ein endgültiges Urteil. Bis zu dem Verbot war Polen Europas Hauptexporteur von koscherem und nach islamischem Recht rituell zulässigem (hallal) Fleisch.
Der polnische Oberrabbiner Michael Schudrich begrüßte die neue Initiative als „sehr wichtigen und positiven Schritt in Richtung der Entscheidung, die das Verfassungsgericht treffen muss“. In einer Mitteilung der Konferenz Europäischer Rabbiner schrieb Schudrich, ein Verbot widerspreche dem Gesetz zur Beziehung des Staates zu den jüdischen Gemeinden in Polen. Dieses erlaubt rituelles Schlachten.
„Dies ist in der Tat eine schwere Zeit“, ergänzte der Oberrabbiner. „Wir müssen auf unseren Rechten bestehen. Aber andererseits müssen wir die guten Beziehungen beibehalten, die wir zur polnischen Regierung haben.“
Der Präsident des Europäisch-Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor, sagte, er sei „zufrieden“ mit dem Vorgehen des Parlamentes: „Die Polen haben entschieden, dass die religiöse Freiheit der jüdischen Gemeinden keinen Schaden erleiden wird.“ Andere europäische Länder sollten sich an Polen ein Beispiel nehmen.

Lob aus Israel

Auch der Israelisch-Jüdische Kongress (IJC) lobte das Parlament. „Schechita ist ein unabdingbares Element des jüdischen Lebens“, teilte ein Sprecher mit. In Europa zeigten sich derzeit viele dunkle Wolken am Horizont. Dazu gehörten auch Angriffe auf jüdisches Leben wie vorgeschlagene Verbote von koscherem Schächten und Beschneidung. „Der IJC applaudiert dem Sejm dazu, solch eine grundsätzliche Entscheidung getroffen zu haben.“
Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Robert Singer, schloss sich den positiven Reaktionen an: „Der Sejm hat das Richtige getan, indem er die düstere Situation des koscheren Schächtens in Polen deutlich machte und die Schechita für den Gebrauch örtlicher Gemeinden unterstützte. Wir hoffen, diese Erklärung wird helfen, die Auseinandersetzung über Schechita zur Ruhe zu bringen – die Juden für eine entscheidende religiöse Freiheit halten.“
Beim Schächten wird ohne Betäubung die Halsschlagader, die Luft- und die Speiseröhre eines Tieres mit einem Schnitt durchtrennt, so dass das Blut auslaufen kann. Denn Blut gilt als kultisch unrein. Gegner der Methode halten sie für weniger tierfreundlich als das herkömmliche Schlachten.

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