Suche
Close this search box.

„Arab Idol“: Superstar kommt aus Gaza

Der Palästinenser Mohammed Assaf hat am Freitagabend in Beirut die Castingshow „Arab Idol“ gewonnen – die nahöstliche Version von „Deutschland sucht den Superstar“ . Mit Feuerwerken und Straßenumzügen feierten die Palästinenser den 23-Jährigen aus dem Gazastreifen als „Nationalhelden“. Präsident Mahmud Abbas bezeichnete den Sieg als wichtigen Schritt zu einem unabhängigen Staat. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNRWA ernannte Assaf umgehend zum Jugendbotschafter für palästinensische Flüchtlinge.
Mohammed Assaf ist "Arab Idol 2013".

Millionen Zuschauer im Gazastreifen und Westjordanland verfolgten das Finale des Gesangswettbewerbs zu Hause, in Cafés oder beim Public Viewing auf riesigen Leinwänden. Nach Assafs Sieg gingen die Menschen auf die Straßen, zündeten Feuerwerke und tanzten zu seinem Gewinnertitel, berichtet die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“. Der Sieg zeige, dass die Palästinenser nicht nur kämpften, sondern auch großartige Kunst zustände brächten, erklärte Awad Nadschib, ein Regierungsangestellter im Westjordanland nach dem Public Viewing vor dem Amtssitz des Präsidenten in Ramallah.
Assaf widmete seinen Sieg den „Märtyrern“: „Das ist ein Geschenk an das palästinensische Volk, an die Märtyrer, die im Kampf starben, an die Gefangenen und Verwundeten“, sagte Assaf nach seinem Sieg. Die Feiern hätten die Intensität der politischen Proteste der vergangenen Jahre weit überstiegen. Selbst die Anerkennung der Palästinenser als Nichtmitgliedstaat bei den UN hätten die Menschen nicht so ausgiebig gefeiert wie den Sieg von Assaf.
„Dieser Gewinn ist eine Quelle des Stolzes und ein Sieg für unser Volk auf dem Weg, den Traum von einem unabhängigen palästinensischen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt zu verwirklichen“, zitiert die „Jerusalem Post“ Präsident Abbas. Inmitten von politischem Versagen vermittle Assaf die Botschaft, dass es immer noch Hoffnung gebe, sagte ein Lehrer aus Gaza, der die Show in einem Restaurant verfolgte.

„Sohn Palästinas“ als Jugendbotschafter

Die UNRWA ernannte Assaf nach seinem Sieg zum ersten regionalen Jugendbotschafter für palästinensische Flüchtlinge. „Im Namen von jedem bei der UNRWA sende ich die besten Glückwünsche an Assaf und seine Familie“, sagte Generalkommissar Filippo Grandi. Alle Palästinenser teilten seinen Erfolg und die Musik von Assaf spreche eine „universelle Sprache“, heißt es ein einer offiziellen Mitteilung der Organisation. „Wie wunderbar ist es, dass uns ein palästinensischer Flüchtling aus Gaza in dieser Weise vereint“, erklärte Grandi.
Der 23-Jährige Assaf wurde in Libyen geboren, wuchs aber in Chan Junis im Gazastreifen auf, berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Er bezeichne sich als einen „Sohn Palästinas“ und als einen „Sohn der UNRWA“. Seine Mutter ist als Lehrerin bei der Organisation angestellt, Assaf selbst besuchte Schulen der UNRWA. Er fühle sich durch das neue Amt sehr geehrt, sagte der Sänger. Die Erinnerungen an seine Schulzeit bei der UNRWA seien noch frisch. „Ich kann besser als jeder andere die Herausforderungen und Möglichkeiten für uns verstehen“, erklärte er. Er wolle sein Bestes geben, um die Organsation darin zu unterstützen, anderen die gleichen Chancen zu geben, die er selbst hatte.
Die Position als Botschafter für die Flüchtlingsorgansiation sei nur durch die Unterstützung des Musik-Labels „Platinum Records“ möglich gewesen. Der Generaldirektor des Unternehmens, Essam Kamal, sagte, die Firma sei sehr stolz, Assaf als UNRWA-Botschafter zu sehen. „Platinum Records“ werde Assaf als Künstler, in gleicher Weise aber auch in seinem sozialen und humanitären Engagement, unterstützen.
Durch die Arbeit der UNRWA würde vielen palästinensischen Flüchtlingen eine bessere Zukunft ermöglicht, heißt es in der Mitteilung. Derzeit unterrichteten Mitarbeiter der Organisation an 700 Schulen etwa 500.000 Kinder und Jugendliche.

„Arab Idol“ vereint Palästinenser

Seit die Castingshow im März begonnen hatte, habe sich der Nationalstolz in den palästinensischen Gebieten verstärkt. Die Teilnahme Assafs habe die Palästinenser dazu veranlasst, sich trotz der Spaltung als „ein Volk“ zu fühlen, berichtet „Yediot Aharonot“. Abbas habe Assaf bereits im vergangenen Monat zu seinen Auftritten gratuliert und die Palästinenser aufgefordert, für den jungen Sänger abzustimmen. Assaf trat bei dem Wettbewerb mit traditionellen palästinensischen Liedern an und setzte sich gegen zwei weitere Finalisten aus Ägypten und Syrien durch. Es sei nicht einfach gewesen, für die Show in den Libanon zu reisen, sagte Assaf. Er habe erst mit der Hamas verhandeln und anschließend mit ägyptischen Grenzkontrollen bestechen müssen. Noch im Mai hatten Vertreter der Hamas „Arab Idol“ als „blasphemisch“ bezeichnet. Glückwünsche gab es am Ende doch: Der Hamas-Abgeordnete Jahja Musa gratulierte Assaf zu seinem Sieg. Er lobte besonders, dass Assaf seinen Sieg dem palästinensischen Volk gewidmet habe und dankbar vor Gott auf die Knie gefallen sei, als sein Sieg verkündet wurde, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“.

Religiöse Kritik an „weltlicher“ Show

Von einigen religiösen Führern wurden Sieg und Castingshow dennoch kritisiert. Mohammed Salim habe während seiner Predigt am Freitag in der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem gesagt, die Palästinenser hätten ihren Kampf um Unabhängigkeit aus den Augen verloren. „Die Abstimmung für Lieder und Unmoral, das Böse und Sünde, sind nicht nur verboten, es ist ein Verbrechen gegen die Grundlage unseres Volkes“, zitiert ihn „Yediot Aharonot“. Andere muslimische Prediger hätten die Begeisterung für Assaf als Götzendienst bezeichnet, schreibt die „Jerusalem Post“.
Der Mufti von Nablus hatte in der vergangenen Woche gar mittels einer Fatwa, eines Rechtsgutachtens, Muslime und vor allem Palästinenser dazu aufgefordert, „Arab Idol“ zu meiden. Die Sendung sei laut islamischen Rechts inakzeptabel und halte Muslime von der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten ab. Der palästinensische Minister für religiöse Angelegenheiten im Westjordanland, Mahmud al-Habasch, hatte am vergangenen Donnerstag diese Fatwa abgelehnt. Er betonte, Singen sei im Islam erlaubt, so lange es nicht zu Verderbtheit ermutige.
Als Siegertitel sang Mohammed Assaf „Alli al-keffiyeh“ (Erhebt eure Kufiya (Kopftücher), eine Version der palästinensischen Nationalhymne. http://www.youtube.com/watch?v=x8itc80nbvo

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen