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Irak: Palästinenser beklagen Diskriminierung

BAGDAD (inn) - Palästinensische Flüchtlinge im Irak genossen unter dem früheren Diktator Saddam Hussein weitreichende Vorteile. Nach dem Sturz des Machthabers wendete sich das Blatt für sie - heute leiden sie nach eigenen Angaben unter Diskriminierung. Jetzt forderten sie den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas dazu auf, sie zu unterstützen.

Abbas hält sich derzeit in Bagdad zu einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga auf. Die "Irakische Gesellschaft palästinensischer Brüder" teilte am Dienstag mit, sie habe Abbas in einem Brief über die Leiden der Palästinenser im Land informiert.

Demnach werde Palästinensern in irakischen Krankenhäusern medizinische Versorgung verweigert. Die Flüchtlinge müssten gefälschte Ausweise benutzen, um ärztlich behandelt zu werden. Die Hilfsorganisation "Palästinensischer Roter Halbmond" werde nicht genügend von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) unterstützt und könne daher den Palästinensern auch keine ausreichende Behandlung bieten.

Derzeit seien etwa 90 Prozent der Palästinenser im Irak arbeitslos. Arbeitssuchende Flüchtlinge würden häufig diskriminiert, heißt es in dem Brief laut der palästinensischen Nachrichtenagentur "Ma´an". Aufgrund ihrer Nationalität, oder weil sie sunnitische Muslime seien, würden Palästinenser oft willkürlich festgenommen. Palästinensische Schüler würden zudem oft als Terroristen angesehen, einige hätten die Schule aus Angst vor Entführungen abgebrochen.

Umsiedlung nach Kurdistan

Die "Gesellschaft palästinensischer Brüder" forderte Abbas dazu auf, die Situation während seines Besuches mit der irakischen Regierung zu besprechen. Um die Probleme zu lösen, sei es jedoch nicht ausreichend, Druck auf die Führung auszuüben. Abbas sollte unter anderem gezielt um Reisepässe für palästinensische Flüchtlinge bitten, damit diese sich international bewegen könnten. Die meisten der Palästinenser seien im Irak geboren. Außerdem sollte Abbas mit Vertretern der Vereinten Nationen die Möglichkeit prüfen, die Palästinenser nach Kurdistan umzusiedeln. Die Region habe zugestimmt, die Flüchtlinge aufzunehmen. Sollte das Problem nicht während des Gipfeltreffens der Arabischen Liga gelöst werden können, so hofften die Flüchtlinge, die UN würden ihnen erlauben, in die Dörfer des früheren britischen Mandatsgebiets Palästina zurückzukehren, aus denen sie oder ihre Vorfahren 1948 geflohen waren.

Laut dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge lebten im Januar 2012 rund 8.700 palästinensische Flüchtlinge im Irak. Vor dem Zweiten Irak-Krieg im Jahr 2003 waren es schätzungsweise 34.000. Nach Angaben der internationalen Menschenrechtsorganisation "Minority Rights Group" (MRG) hätten die Palästinenser unter Saddam Hussein zahlreiche Rechte und Vorzüge genossen, deshalb würden sie jetzt verstärkt diskriminiert. Unter anderem seien ihnen kostenfrei Wohnungen zur Verfügung gestellt worden und sie seien vom Militärdienst befreit gewesen.

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