NOUAKCHOTT (inn) – Waisenkinder in Mauretanien dürfen am diesjährigen israelischen Unabhängigkeitstag eine besondere Freude erleben. Die israelische Botschaft hat einen Teil des Budgets, das für die Feierlichkeiten vorgesehen war, für eine Kinder-Party zur Verfügung gestellt.
Der Unabhängigkeitstag (Jom Ha´Atzmaut) findet am morgigen Mittwoch statt. „Vor einem Jahr haben wir die Tradition wieder eingeführt, den Unabhängigkeitstag in Nouakchott zu feiern“, berichtete Botschafter Boas Bismut gegenüber der Tageszeitung „Jediot Aharonot“. „Bei der Veranstaltung waren etwa 300 Gäste, sie war sehr erfolgreich und wurde in der örtlichen Presse wahrgenommen. Dieses Jahr haben wir uns für eine andere Veranstaltung entschieden. Die frühere Tradition wird zwar beibehalten, und wir werden für die mauretanischen Minister und die Leiter der ausländischen Vertretungen eine Veranstaltung abhalten, aber sie wird eingeschränkt und bescheiden sein. Den Gästen wird der Grund erklärt.“
Einige Stunden vor der offiziellen Feier „werden wir in einem Waisenhaus im Sabaha-Viertel der Stadt eine Party für die Kinder veranstalten“, so der Botschafter. Dort leben vor allem Aids-Waisen. „Für viele Kinder wird es die erste Party ihres Lebens sein. Es wird dort Musik, Lieder und die israelische Flagge geben. Ich hoffe, dass sie sich mit den Jahren – wenn sie den Namen Israel hören – erinnern, dass wir etwas getan haben, um ihnen zu helfen.“
Israel unterstützt Krankenhaus
Vor einem Jahr hatte der damalige Außenminister Silvan Schalom Mauretanien besucht. Dabei wurde beschlossen, dass in der Hauptstadt Nouakchott eine onkologische Klinik für Krebspatienten gebaut wird. Die Ärzte sollen ihre Ausbildung in Israel erhalten. „Das ist ein Projekt mit einem großen nationalen Wert, und ich hoffe, dass wir es noch in diesem Jahr vollenden werden“, sagte Bismut. „Es soll Patienten in Mauretanien und in Nachbarstaaten wie Mali und Senegal eine Behandlung ermöglichen.“
In diesem Rahmen seien Verbindungen mit vielen ortsansässigen Vertretern auf dem Gebiet der Medizin geschaffen worden, auch mit einem der führenden Ärzte in Mauretanien. Er ist Leiter der Nicht-Regierungs-Organisation „Gesundheit ohne Grenzen“. „Diese Organisation betreibt das Waisenhaus, in dem 735 Kinder und auch erwachsene Aidskranke sind. Das Waisenhaus leidet unter schweren finanziellen Einschränkungen. Deshalb haben wir beschlossen, die Einrichtung zu unterstützen.“
Jüdische Gemeinde in Paris hilft
Dabei bekam die israelische Botschaft unerwartet Hilfe aus Frankreich, fügte Bismut hinzu: „Am Freitag vor zwei Wochen habe ich vor der jüdischen Gemeinde Copernic in Paris referiert und ihnen von unserer Initiative erzählt. Als ich eine Woche später nach Paris zurückkam, war ich sehr bewegt. Die ganze Lobby meines Hotels war voll mit Tausenden Medikamenten für dieses Waisenhaus. Es war eine Eigeninitiative der Leute aus der Gemeinde. Die Menge der Medikamente, die sie gesammelt hatten, war so groß, dass das örtliche Gesundheitsministerium die Aufgabe übernehmen muss, all die Medikamente unter den Krankenhäusern zu verteilen. Die Leute aus der Gemeinde haben auch beschlossen, sich dazu zu verpflichten, die Miete für das Waisenhaus zu übernehmen.“ Diese betrage rund 120 Euro pro Monat.
„Wenn ich bei unserer Party am Unabhängigkeitstag Dutzende lächelnde Kinder sehen kann und wenn ich im kommenden Monat und in anderen Monaten dieselben Kinder mit einem Dach über dem Kopf und Essen sehen werde – dann werde ich ein glücklicher Botschafter sein“, so Bismut.
Der Leiter der Abteilung für Nordafrika im israelischen Außenministerium, Jigal Palmor, begrüßte die Initiative: „Das Knüpfen einer Beziehung zu verschiedenen Schichten in der Bevölkerung verträgt sich gut mit unserer Auffassung von Frieden zwischen den Völkern und einer guten Nachbarschaft. Wir ermutigen derlei Initiativen, weil wir der Ansicht sind, dass die Beziehungen zwischen den Völkern bestehen müssen, und nicht nur auf der Stufe der Regierungen.“
Mauretanien ist einer von vier islamischen Staaten, die diplomatische Beziehungen zu Israel haben. Sonst trifft dies nur noch für die Türkei, Ägypten und Jordanien zu.