Am 9. Oktober 1982 eröffneten mehrere Terroristen das Feuer auf Juden, die aus der Großen Synagoge in Rom kamen. Sie hatten dort den Abschluss des Laubhüttenfestes, Schmini Atzeret, gefeiert. Der zweijährige Stefano Gaj Taché kam bei dem Anschlag der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ums Leben, fast 40 Menschen erlitten Verletzungen. Am Sonntag hat Papst Franziskus an der Gedenktafel für Stefano einen Kranz niedergelegt. Zudem sprach er mit Angehörigen des ermordeten Kleinkindes und mit Überlebenden des Attentats.
Anlass war der erste Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes in dem Gebetshaus, das von einer der ältesten jüdischen Gemeinden der Welt genutzt wird. Eine weitere Tafel außerhalb des Gebäudes erinnert an die Juden, die durch die Nazis in Konzentrationslager deportiert wurden. Auch dort legte Franziskus einen Kranz nieder. Während seiner Ansprache saßen in der ersten Reihe Überlebende der Scho‘ah, die im Gedenken an die Häftlingsuniform gestreifte Schals trugen.
Die jüdische Gemeinde empfing das Oberhaupt der katholischen Kirche in der römischen Synagoge mit Beifall. Franziskus sprach sich gegen jede Form von Antisemitismus aus. „Die Scho‘ah lehrt uns, dass wir höchste Wachsamkeit brauchen, um uns schnell einzumischen zur Verteidigung von persönlicher Ehre und Frieden“, zitiert ihn die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Die Juden bezeichnete er mehrmals als „die älteren Geschwister der Christen“.
Im Jahr 1986 hatte Johannes Paul II. als erster Papst die Große Synagoge in Rom besucht. Ihm folgte 2010 Benedikt XVI. Franziskus hatte sich bereits vor seiner Wahl im März 2013 zum höchsten Repräsentanten der Katholischen Kirche als enger Freund der jüdischen Gemeinschaft in seinem Heimatland Argentinien hervorgetan – unter anderem als Erzbischof von Buenos Aires. (eh)