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Papst-Buch: Juden begrüßen Ablehnung anti-jüdischer Bibelauslegung

ROM (inn) - Jüdische Vertreter haben erfreut auf das neue Buch von Papst Benedikt XVI. reagiert. Im zweiten Teil seines Werkes "Jesus von Nazareth" betont das katholische Kirchenoberhaupt, dass die Juden als Volk nicht schuld sind an Jesu Tod.

"Benedikt XVI. stellt sich an unsere Seite", schreibt die israelische Zeitung "Jediot Aharonot". "Der Papst hat in einem neuen Buch, das er verfasst hat, festgestellt, dass es in den Heiligen Schriften keinerlei Bestätigung dafür gibt, dass das jüdische Volk schuld sei am Tod Jesu. Obwohl dies schon seit Jahren Standpunkt der katholischen Kirche ist, haben Rabbiner und jüdische Organisationen den Prozess begrüßt und gesagt, dass es sich um eine wichtige Wegmarke im Kampf gegen den Antisemitismus handele."

Das Buch soll am 10. März erscheinen. Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte vorab Ausschnitte. Der Papst führt aus, dass nur die "Tempel-Aristokratie" und ihre Anhänger den Tod Jesu verschuldet hätten. Er geht auch auf das Johannes-Evangelium ein, in dem von "den Juden" die Rede ist. "Aber dieser Ausdruck bezeichnet bei Johannes keineswegs – wie der moderne Leser vielleicht zu lesen geneigt ist – das Volk Israel als solches, noch weniger hat er ‚rassistischen‘ Charakter", schreibt Benedikt. Letztlich sei Johannes selbst ebenso wie Jesus und seine Nachfolger aus ethnischer Sicht Jude gewesen. Dasselbe gelte für die gesamte christliche Urgemeinde.

Elan Steinberg, stellvertretender Präsident der amerikanischen Organisation für Holocaust-Überlebende und deren Nachkommen, sagte: "Der Papst hat kategorisch erklärt, dass das Märchen, die Juden seien die Mörder von Jesus, eine abstoßende theologische Lüge ist. Es handelt sich um einen begrüßenswerten Standpunkt angesichts der Rückschritte, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben." Die Verleumdung gegen die Juden habe eine "vergiftete Atmosphäre" geschaffen, die ihren Höhepunkt in der Vernichtung während der Schoah erreicht habe.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, lobte Benedikt laut der Nachrichtenagentur dpa für seinen "wichtigen Markstein gegen Antisemitismus in der Kirche". Gleichzeitig forderte er, dass dies nun aber auch offizielle Kirchendoktrin werden müsse. "Über viele Jahrhunderte hinweg haben Juden unter brutaler Verfolgung gelitten, weil Christen sie kollektiv für den Tod von Jesus Christus verantwortlich gemacht haben, obwohl er selbst ein Jude war." Juden in aller Welt wüssten es sehr wohl zu würdigen, "dass es diesem Papst absolut ernst damit ist, eine gute Beziehung zwischen Christen und Juden zu haben", erklärte Lauder. Der Kongress ist der Weltdachverband von jüdischen Gemeinschaften in 92 Ländern.

Bereits im Jahr 1965 hatte die katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil die Erklärung "Nostra Aetate" verabschiedet. Darin heißt es, dass Jesu Tod nicht den Juden zugeschoben werden dürfe. Papst Benedikt führt diesen Gedanken in seinem neuen Buch allerdings viel deutlicher aus. Der erste Teil von "Jesus von Nazareth" war im April 2007 erschienen.

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