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Palast des Herodes gefunden

Archäologen haben erstmals den früheren Palast des Herodes in Jerusalem freigelegt. Dessen Bausubstanz zeigt: Die Stadtgrenze reichte bereits zur Zeit des Ersten Tempels bis zum Gebiet des heutigen Jaffatores.
Herodes soll Archäologen zufolge diese breiten Stufen einst erbaut haben. Sie sind Teil des nun freigelegten herodianischen Palastes.

„Wir wollen keine neue heilige Stätte schaffen“, schwört Nicole Strassman, eine Reiseführerin, während sie erstmals Journalisten durch neue Ausgrabungen bei der Festung am Jerusalemer Jaffator führt. Dabei geht es um eine Stätte mit zentraler Bedeutung für die Geschichte Jesu: Als die „Magoi“, die Weisen aus dem Morgenland, nach Jerusalem kamen, um König Herodes nach der Geburt des künftigen jüdischen Königs zu befragen, wie in Matthäus 2 beschrieben, dürften sie sich in dessen Jerusalemer Palast getroffen haben.
Und als sich Pontius Pilatus seine „Hände in Unschuld“ wusch, ehe er Jesus zur Kreuzigung freigab, dürfte sich das nicht in der Antonia-Burg ereignet haben, sondern ebenfalls im ehemaligen Königspalast des Herodes. Mehrere Wissenschaftler vermuten aus guten Gründen, dass der römische Prokurator dort und nicht in der Garnison nahe dem Tempelberg, der Antonia-Burg, seinen Amtssitz hatte. Ohnehin ist längst bekannt, dass der Verlauf der heutigen „Via Dolorosa“, des Leidenswegs Jesu von der Antoniaburg bis Golgatha in der heutigen Grabeskirche, eine relativ späte Erfindung ist, vermutlich aus der Kreuzfahrerzeit.

Schriftliche Hinweise auf Palast

Grundmauern des Königspalastes des Herodes sind jetzt neben der David-Zitadelle am Jaffator freigelegt worden. In ein paar Monaten sollen sie auch für Besuche des allgemeinen Publikums freigegeben werden.
Die Türme und Mauern der David-Zitadelle selbst stammen aus vielen Jahrhunderten. Die Hasmonäer, König Herodes und später die Umajjaden haben daran gebaut. Die Türken und die Briten hatten hier ihr Gefängnis und eine Garnison. Heute noch befindet sich neben der Zitadelle das berüchtigte Hauptquartier der israelischen Polizei in der Altstadt. Dieser Ort heißt seit 1830 „Kischle“, als der ägyptische Herrscher Ibrahim Pascha auf dessen Mauern auf Spießen die Köpfe von Enthaupteten zur Schau stellte.
Die Zitadelle steht auf einem Hügel mit atemberaubendem Blick auf ganz Jerusalem. Doch von dem Palast des Herodes fehlten noch Spuren. Aus alten Schriften war bekannt, dass Herodes hier einen Palast „mit Gold, teuren Möbeln und Wasserspielen“ errichtet hatte, wie Strassman aus den Schriften des römisch-jüdischen Historikers Josephus Flavius vorlas.

Ausmaße einer Kathedrale

Zunächst geht es viele Treppen hinab in den tiefen, einst mit Wasser gefüllten Graben rund um die Zitadelle. Dort hat der Distriktarchäologe der Altertumsbehörde, Amit Rim, 17 breite Stufen freigelegt. Sie führten hinab zu einem Wasserbecken. Die Stufen schreibt er Herodes zu. Sie ähneln den Stufen zu dem vor wenigen Jahren wiedergefundenen Siloah-Teich südlich der Altstadt, wo Jesus den Blinden heilte. Amit entdeckte hier auch Spuren eines älteren Steinbruchs. „Die Zeichen der Steinmetze und Funde wie Lampen und Töpfe bezeugen, dass der Steinbruch in der Zeit des Ersten Tempels benutzt worden ist, also vor etwa 3.000 Jahren.“
Über enge Stahltreppen geht es dann hinauf auf das Dach der Zitadelle. Hinter einer Stahltür eröffnet sich der Blick auf ein Gewölbe, heute zehn Meter hoch und mit den Ausmaßen einer Kathedrale.
An den Wänden ganz oben weist Rim auf Graffiti hin. In der Decke stecken noch Stahlbolzen, Reste der Stahlkäfige des britischen Gefängnisses. Die Briten hatten hier jüdische wie arabische Widerstandskämpfer gegen die Mandatsmacht festgehalten. Ein Graffito zeigt eine Landkarte des Landes und das hebräische Wort „Kach“, sowie den Namen Schmuel Matza. Dieser ehemalige Gefangene der Briten lebt noch und bestätigte, die Landkarte als politisches Bekenntnis der jüdischen Aufständischen an die Wand gekritzelt zu haben. Das war vor „nur“ 67 Jahren. Nachdem das Gefängnis abgerissen war, konnte acht Meter tief bis zum Originalfelsen hinab gegraben werden.
Auf einer steilen Stahltreppe geht es wieder hinab. Auf dem Weg zeigt Rim auf eine breite Mauer, die einst die Umfassungsmauer des Königspalastes des Herodes war. Der habe einst 300 mal 150 Meter gemessen. Der Palast liegt größtenteils noch unter dem „Kischle“ und Teilen des armenischen Viertels unter der Erde versteckt.
„Herodes liebte Wasser“, sagt der Archäologe und zeigt auf Durchgänge im Felsen. Durch sie wurde einst Wasser in den Hof des Palastes geleitet.

Mörtel aus alter Zeit

Der Höhepunkt der Funde, von Rim als „einzigartig und eine große Sensation“ bezeichnet, ist eine grobe Mauer auf dem Originalfelsen. „Wir haben den Mörtel geprüft. Seine Zusammensetzung ist identisch mit dem Putz in dem von König Hiskia um 700 vor Christus in den Fels gehauenen Wassertunnel nahe dem Siloah-Teich“, so der Archäologe. Bei der Mauer seien auch für die Zeit typische Stempel mit der hebräischen Aufschrift „für den König“, Götzenfiguren und Scherben gefunden worden. Die Datierung auf die Zeit des Ersten Tempels sei zweifelsfrei.
Damit sei erstmals der Beweis geliefert, dass die Stadt Jerusalem in der Zeit des Ersten Tempels, den König Salomo vor etwa 3.000 Jahren errichtet hatte, bis zum heutigen Jaffator ausgedehnt war. Jerusalem war also nicht nur ein winziges Dorf auf dem Ophel-Berg, südlich des heutigen Tempelareals.

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