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Palästinensisches Bildungsministerium verordnet Bücherverbrennung

RAMALLAH (inn) – Das palästinensische Bildungsministerium hat offenbar Exemplare eines Märchenbuches verbrennen lassen. Das Werk eines palästinensischen Professors hatte für Wirbel gesorgt, weil man darin angeblich sexuelle Anspielungen entdeckt hatte. Daraufhin wurden die Bücher aus Schulen und Bibliotheken entfernt und verbrannt.

„Sprich Vogel, sprich noch mal“, so der Titel des Buches, ist eine Sammlung von Erzählungen der Palästinenser. Es ist das meistverkaufte akademische Buch der Palästinenser im Ausland. Das Buch wird wegen seiner hohen ästhetischen und erzählerischen Qualitäten geschätzt.

Medienberichten zufolge enthielt die Geschichtensammlung nach Meinung des Bildungsministers „unmoralische Ausdrücke“. Daher sei es für den Unterricht nicht angemessen. Dies wird derzeit vom Ministerium geprüft, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma´an“. Sharif Kanaana, der die Märchen zu einem Buch zusammenstellte, ist von der Entscheidung des Bildungsministeriums erschüttert. Er spricht von „kulturellem Terrorismus“.

Kanaana meint, sein Buch sei falsch interpretiert worden. „Das Buch sollte besser von Lehrern an Schulen gelesen werden, anstatt von Schülern. Und wenn ein Lehrer sich geniert, wenn er bestimmte Stellen des Buches liest, die die Schüler jeden Tag hören, so verdient er es nicht, ein Lehrer zu sein“, sagte Kanaana, Professor für Soziologie und Anthropologie an der Bir Seit-Universität bei Ramallah.

Der palästinensische Bildungminister Addin A-Schaer wies den Vorwurf zurück, dass sein Ministerium Kopien der Volksbücher vernichte. Er habe erst über die Medien davon erfahren. Im Februar hatte das Bildungsministerium angeblich der Zerstörung aller Exemplare der Volksmärchen zugestimmt.

Am Montag sagte A-Schaer gegenüber „Ma´an“: „So eine Entscheidung gab es nicht und wir sind nicht gegen den kulturellen Schatz dieser Menschen“. Die Bücher seien in Bibliotheken erhältlich, aber sie hätten die Schulen ohne das Wissen des Ministeriums erreicht. Der palästinensische Journalist Haidar Awadallah beschreibt Verbot und Vernichtung der Bücher als „eine Drohung, das demokratische Erbe, Kultur, die Literatur und den ideologischen Pluralismus der Palästinenser zu liquidieren“, heißt es in „Ma´an“. Viele Palästinenser sind verärgert und besorgt darüber, wie die regierende Hamas Einfluss auf die Bildung im Land ausübt, schreibt die Tageszeitung „Ha´aretz“.

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