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Palästinensischer Protest gegen Annexion kostet zwei Babys das Leben

Im Gazastreifen sterben zwei Babys, weil sie wegen des palästinensischen Protestes gegen die geplante Annexion nicht in Israel operiert werden können. Für den UN-Gesandten Mladenov ist damit eine rote Linie überschritten.
Für die beiden verstorbenen Babys gab es keinen Krankenwagen, der sie rechtzeitig vom Eres-Übergang nach Israel gebracht hätte

GAZA / NEW YORK (inn) – Zwei Babys sind im Gazastreifen an einer Herzkrankheit gestorben, weil die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Zusammenarbeit mit Israel eingestellt hat. Sie protestiert auf diese Weise dagegen, dass die israelische Regierung eine Annexion von Teilen des Westjordanlandes anstrebt.

Der acht Monate alte Omar Jaghi sollte sich am 24. Mai in Israel einer größeren Operation unterziehen. „Aber man teilte uns mit, dass unsere Reise nach Israel verhindert wurde, weil die Koordinierung beendet wurde“, sagte der Onkel Mohammed Jaghi der Nachrichtenagentur AFP.

Menschenrechtsgruppen setzten sich für einen neuen Termin ein, und Omar erhielt eine zweite Chance. Doch am 18. Juni starb er – drei Tage vor der geplanten Operation. Die Mutter Ranin könne vor lauter Trauer weder sprechen noch essen, erzählte der Onkel. Der palästinensische Junge war mit komplexen Herzproblemen geboren. Bereits im Alter von einem Monat wurde er im israelischen Scheba-Krankenhaus behandelt. Dies war sieben Monate später nicht mehr möglich.

Dass Omar jetzt starb, führt auch die Organisation „Ärzte für Menschenrechte Israel“ auf die Beendigung der Zusammenarbeit mit Israel zurück: „Patienten haben beschrieben, wie die palästinensischen Behörden, die für die Koordinierung ihrer Reise mit Israel zuständig sind, aufgehört haben, ihren Antrag auf Ausreisegenehmigungen für medizinische Zwecke weiterzuleiten.“

Zweites Opfer wurde neun Tage alt

Ein weiteres Baby aus dem Gazastreifen starb am Montag aus ähnlichen Gründen. Anwar Harb wurde nur neun Tage alt. Er litt ebenfalls unter Herzproblemen, die eine medizinische Behandlung in Israel erforderlich machten. Doch nach Angaben von Menschenrechtsgruppen in Gaza kam der Antrag der Familie nicht durch.

Ein Sprecher der für die Koordinierung zuständigen israelischen Behörde COGAT sagte, der Eres-Übergang zwischen dem Gazastreifen und Israel sei bereit für Transfers. COGAT „erlaubt auch in diesen Zeiten weiter die Einreise von Bewohnern aus dem Gazastreifen für lebenserhaltende medizinische Behandlung und in anderen humanitären Fällen“. Allerdings war dort seit März wegen der Corona-Maßnahmen der Durchgangsverkehr gering.

Haitham al-Hadra ist im palästinensischen Gesundheitsministerium zuständig für medizinische Transfers. Er betonte, er bleibe der Entscheidung für ein Ende der Kooperation mit den Israelis „kategorisch“ verpflichtet: „Wir gehen noch nicht einmal ans Telefon oder beantworten E-Mails.“ Mehrere Palästinenser hätten durch direkte Abstimmung mit den Behörden eine Behandlung in Israel erhalten. 95 Prozent der Patienten könnten in palästinensischen Krankenhäusern versorgt werden, ergänzte Al-Hadra.

Mladenov im Sicherheitsrat: UN können PA nicht ersetzen

Der UN-Gesandte für den Nahen Osten, Nickolay Mladenov, erwähnte Omars Tod im Weltsicherheitsrat. Während der Sitzung in New York warnte er am Mittwoch die Palästinenser davor, dass die Vereinten Nationen nicht an die Stelle der PA treten könnten, wenn es um aufgekündigte Verträge mit Israel gehe. „Während wir darauf vorbereitet sind, eine Notversorgung anzubieten, können die UN die Palästinensische Autonomiebehörde nicht ersetzen. Es ist entscheidend, dass humanitäre und andere Unterstützung nicht verzögert oder gestoppt wird.“

Wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtet, bezog sich Mladenov vor allem auf das System, mit dem Palästinenser den Gazastreifen für eine medizinische Behandlung in Israel verlassen können: „Palästinenser in Gaza, die seit mehr als einem Jahrzehnt mit Sperren und unter der Kontrolle der Hamas leben, sind besonders verletzlich. Die Beendigung der zivilen Koordinierung wird dazu führen, dass sie keine lebensnotwendige Behandlung erhalten. Ein acht Monate altes Baby hat bereits wegen dieser Situation sein Leben verloren. Es muss auf jeden Fall eine rote Linie geben, wenn es um Kinderleben geht!“

Von: eh

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