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Palästinensische Journalisten drohen PA mit Boykott

RAMALLAH (inn) – Immer mehr palästinensische Journalisten drohen mit Boykott, weil die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ihrer Meinung nach die Medien zu sehr kontrollierten. Der Direktor des Palästinensischen Satellitenfernsehens, Maher al-Rajes, trat vergangene Woche von seinem Amt zurück.

Als Al-Rajes dem PA-Informationsminister Nabil Scha´ath seinen Rücktrittsersuch einreichte, sagte er, er könne nicht länger unter den derzeitigen Umständen arbeiten. In Ramallah hieß es, Al-Rajes‘ Grund sei die Finanzkrise des Fernsehsenders gewesen. Daher könnten die Gehälter der Angestellten nicht erhöht werden; viele hätten zudem seit Monaten gar kein Gehalt mehr bekommen.

Journalisten der PA-kontrollierten Medien drohten am Mittwoch damit, nicht mehr über die Arbeit des Kabinetts, des Finanzministeriums und des Palästinensischen Legislativrates (PLC) zu berichten. Sie fordern Reformen, damit die Medien unabhängig werden, die Gehälter steigen und sich ihre Arbeitsbedingungen verbessern.

Die palästinensischen Journalisten der amtlichen Nachrichtenagentur Wafa, des palästinensischen Fernsehens, der Radiostation „Stimme Palästinas“ und der Zeitung „Al-Hajat Al-Dschadida“ verlangen, dass ihre Gehälter denen von Ärzten, Ingenieuren, Feuerwehrleuten und Buchhaltern angeglichen werden. Dies sagte Muhammad Scharafi vom Verwaltungsausschusses des palästinensischen Journalistenverbundes in der „Jerusalem Post“. „Offensichtlich unterschätzt die palästinensische Führung die Rolle von Journalisten“, so Scharafi. „Ihre Gehälter sind gerade so hoch wie die Arbeitslosengelder und nicht ausreichend, um eine Familie zu ernähren.“

„Zu viele Beamte um den PA-Vorsitzenden Mahmud Abbas behindern unsere Arbeit“, beschwerte sich ein Journalist gegenüber der „Jerusalem Post“. „Sie glauben, der Sender diene als ihr privates Büro für öffentliche Beziehungen.“

Vor kurzem hatte die PA alle von der Regierung kontrollierten Massenmedien unter die Kontrolle des Ministeriums von Scha´ath gestellt. Zudem will die PA einen „Medien-Rat“ ins Leben rufen, der die Arbeit der Medien beobachten soll. Vorsitzender soll Minister Scha´ath werden. Dies löste bei vielen palästinensischen Journalisten Protest aus. Sie fürchten, dass dadurch die Kontrolle über die palästinensischen Medien noch erhöht werden soll.

„Die palästinensischen Journalisten hatten gehofft, von Abu Masen (Abbas) fair behandelt zu werden und ihre vollen Rechte zu bekommen“, erklärte der Kolumnist Chaled Musmar. „Sie waren auch optimistisch, als der neue Informationsminister vorgestellt wurde, dass er seine Versprechen einhalten würde. Aber jetzt sind sie enttäuscht, dass er kein einziges seiner Versprechen umgesetzt hat.“

„Es ist eine Schande, dass die Palästinenser Al-Dschasira und andere arabische Satellitensender einschalten müssen, um zu erfahren, was in Ramallah und Gaza vor sich geht“, sagte ein Reporter von „Stimme Palästinas“. „Das palästinensische Fernsehen funktioniert noch genauso wie in den 70er und 80er Jahren.“

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