Die Palästinenser waren nach Ägypten gelangt, nachdem die Hamas am 23. Januar den Rafah-Grenzübergang gesprengt hatte. Laut Quellen aus dem Gazastreifen wurden seit dieser Zeit mindestens 50 Palästinenser in Ägypten festgehalten. In der vergangenen Woche kam ungefähr die Hälfte nach Druck durch die Hamas frei, wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet.
Nach Angaben der Rückkehrer gehörten zu den Foltermethoden unter anderem harte Schläge, Schlafentzug, Reizentzug, Elektroschocks und Peitschenhiebe. Auch hätten sich die Häftlinge ausziehen müssen.
„Als sie uns festnahmen, sagten sie uns, wir würden innerhalb weniger Stunden entlassen“, so einer der ehemaligen Gefangenen. „Sie sagten uns nichts über die Anklagepunkte gegen uns. Als nächstes wurden wir zu Folterzentren gebracht, die dem ägyptischen ‚Muchabarat‘ (Geheimdienst) gehören.“
Fragen nach Hamas-Führern und Gilad Schalit
Ein Mitgefangener erzählte, er und seine Freunde seien über die allgemeine Lage im Gazastreifen und den Aufenthaltsort ranghoher Hamas-Vertreter ausgefragt worden. Die Ägypter hätten unter anderem wissen wollen, wo sich der abgesetzte Premier Ismail Hanije verstecke, wenn Israel den Gazastreifen angreife. Auch hätten sie nach mehreren bewaffneten Gruppen und deren Beziehung zur Hamas gefragt. Die Ermittler seien von Anfang an „barsch und gewaltsam“ gewesen.
Ein weiterer Freigelassener wurde nach eigenen Angaben über den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit befragt. „Sie wollten wissen, wo er festgehalten wird und wer seine Entführer sind. Wir fanden es seltsam, dass die Ägypter Fragen stellten, die man von israelischen Ermittlern erwarten würde.“
Schockiert über Verhalten der „arabischen Brüder“
Die Palästinenser riefen das ägyptische Volk und Parlament auf, ihre Behörden dafür zu kritisieren, dass sie palästinensische Gefangene gefoltert hätten. Sie äußerten sich schockiert über die „unmenschliche und brutale“ Folter durch das ägyptische Sicherheitspersonal. „Sie haben uns wie Tiere behandelt“, sagte einer der Palästinenser. „Wir durften nur zweimal am Tag zur Toilette gehen, und nur in Begleitung eines Polizeibeamten. Sie gaben uns Essen, das selbst für Tiere nicht gut war. Wir hätten eine solche Behandlung niemals von unseren arabischen Brüdern erwartet.“