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Palästinenser versuchen Ausreise aus Gaza mit gefälschten Attesten

GAZA (inn) - Palästinenser täuschen mitunter Krankheiten vor, um den Gazastreifen zur "Behandlung" verlassen zu können. Seit Jahresbeginn sind etwa 7.000 Patienten aus dem abgeriegelten Gebiet nach Israel ausgereist - von ihnen kehrten 500 nicht zurück, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte.

Akram Ghneim, ein arbeitsloser Vater von sechs Kindern, wandte sich an einen palästinensischen Mittelsmann, um ein gefälschtes Attest zu erhalten. Dafür habe er dem Zwischenhändler 260 Dollar angeboten, sagte der 31-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Durch eine angebliche Krebserkrankung habe er auf einen Platz auf der Liste der Gaza-Bewohner mit lebensbedrohlichen Krankheiten gehofft. Denn diese Patienten dürfen zur Behandlung nach Israel fahren.

Nach seiner Ankunft auf israelischem Gebiet habe er untertauchen und illegal eine Arbeit annehmen wollen. Doch im vergangenen Sommer wiesen ihn israelische Geheimdienstvertreter zurück, weil sie sein Attest für gefälscht erklärten, fügte Ghneim hinzu.

Fatah-Anhängerin gelang Flucht ins Westjordanland

Im Gazastreifen herrscht seit einem Putsch im Sommer 2007 die radikal-islamische Hamas. Eine 30-jährige Anhängerin der gegnerischen Fatah wollte ebenfalls den Gazastreifen verlassen, nachdem sie von der Hamas schikaniert worden war. Sie bestach einen ortsansässigen Arzt mit 100 Dollar, um eine Bescheinigung über irgendeine Krebserkrankung zu erhalten. „Der Arzt bestach einen Mediziner aus einem palästinensischen Komitee, das medizinische Berichte für israelische Militärvertreter beglaubigt.“ Die Palästinenserin schaffte es, ins Westjordanland zu gelangen, wo die Regierung von der Fatah dominiert ist.

Israelische Geheimdienstvertreter untersuchen Bewohner des Gazastreifens, die nach Israel einreisen wollen. Sie stellen sicher, dass es sich nicht um Terroristen handelt. Auch überprüfen sie, ob die Atteste echt sind.

Der Vorsitzende des palästinensischen Komitees, Bassam Badri, wies die Beteuerung zurück, dass Mitglieder Bestechungsgelder annähmen. Omar Masri vom Gesundheitsministerium in Ramallah sagte gar, die Angelegenheit sei zu „dumm“ für eine Antwort. Palästinenser, die gefälschte Dokumente erfolgreich benutzt haben, sagen hingegen, dass manche Vertreter des Ministeriums bestechlich seien. Es gehe um Summen zwischen 100 und 500 Dollar.

Über Rafah nach Ägypten

„Andere zahlen Bestechungsgelder, um durch den Rafah-Grenzübergang Ägypten zu erreichen“, zitiert AP einen Hamas-Anhänger. Bewohner der Grenzstadt Rafah, die mit dem System vertraut seien, sprächen von Beträgen zwischen 400 und 5.000 Dollar für die Bestechung. Ein ägyptischer Sicherheitsbeamter widersprach allerdings der Darstellung, nach der die Grenzposten bestechlich seien. Vor drei Monaten seien zwei palästinensische Vertreter, die auf der ägyptischen Seite postiert waren, entlassen worden. Sie seien verdächtigt worden, Gelder angenommen zu haben.

Die Schmuggeltunnel unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten werden seltener genutzt. Denn wenn sie dadurch auf die ägyptische Seite gelangen, verlören sie ihren offiziellen Status und gerieten leichter ins Visier der Polizei.

Im Juli hat der 27-jährige Hasem Rijaschi nach eigenen Angaben einem Mittelsmann 1.000 Dollar gegeben, um nach Ägypten zu gelangen. Von dort wolle er in das Emirat Dubai reisen, wo seine Familie lebe. Doch der Mittelsmann sei verschwunden und nicht mehr erreichbar. Dennoch habe der Palästinenser die Hoffnung nicht aufgegeben und suche einen anderen Zwischenhändler, den er bezahlen kann. Denn außerhalb des Gazastreifens „riecht selbst die Luft sauberer“, meint er.

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