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„Palästinenser erhalten bei uns beste medizinische Versorgung“

Der Gazastreifen gilt vielen als völlig abgeriegelt. Der israelische Neurologe Roni Scharon ist an der Grenze im Einsatz. Israelnetz hat mit dem 32-jährigen Harvard-Absolventen über palästinensische Patienten in Israel und den Schutz der Zivilbevölkerung gesprochen. Die Fragen stellte Elisabeth Hausen
Behandelt palästinensische Patienten an der Grenze zu Gaza: Roni Scharon

Israelnetz: Herr Scharon, Sie leiten die medizinische Versorgung der Einheiten einer Militärbasis an der Grenze zum Gazastreifen. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben?

Roni Scharon: Im Rahmen eines größeren Teams ist es die wichtigste Aufgabe, Israel zu schützen. Bei mir geht es um die Gemeinden rund um den Gazastreifen, und dann, in einem größeren Zusammenhang, um die Gemeinden im Zentrum von Israel, im Süden und im Norden. Weil ich der Arzt am Eingangstor zu Gaza bin, ist natürlich der unmittelbarste Verkehr der zu den Gemeinden um mich herum.

Im vergangenen Jahr ließen sich etwa 120.000 Palästinenser in Israel behandeln. Wie viele stammten aus Gaza?

Ich kann nicht genau sagen, wie viele aus Gaza kamen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir Bewohner aus dem Gazastreifen haben, die die Grenze überqueren, weil sie Schutz suchen, medizinische Versorgung suchen. Ein Teil meiner Verantwortung ist es, diese medizinische Versorgung zu leisten. Zuerst einmal gewähre ich als Arzt allen Menschen eine Behandlung. Das gilt auch für Israel, wo wir jederzeit Palästinenser behandeln.

Gibt es auch Patienten, die im Krieg oder Konflikt zum Beispiel im Sommer 2014, der Operation „Starker Fels“, verwundet wurden? Kommen sie nach Israel in die Krankenhäuser?

Ich kann dazu wirklich nicht ins Detail gehen. Aber die Bewohner aus dem Gazastreifen, die ich sehe, erhalten eine großartige medizinische Versorgung. Es gibt bei mir absolut keinen Unterschied zwischen der Behandlung eines arabischen Israelis, eines jüdischen Israelis, eines drusischen Israelis, eines Palästinensers aus Gaza, eines Syrers aus Syrien – sie erhalten wirklich die beste medizinische Versorgung, die wir ihnen geben können. Sowohl vom Militärarzt als auch anschließend vom zivilen Arzt. Erstens haben wir keine andere Wahl, und zweitens ist es meine Verantwortung, sie zu versorgen. Wir haben mehrere Krankenhäuser in der Gegend: Soroka, Barsilai, Tel HaSchomer. Sie werden wirklich alle versorgt.

In mehreren Fällen haben Palästinenser versucht, ihre Einreisegenehmigung für einen Anschlag gegen Israelis zu nutzen. Wie hat die Armee hierauf reagiert?

Sie sprechen da ein sehr trauriges Thema an. Denn in der Vergangenheit haben sie zahlreiche Methoden für Angriffe in Israel angewandt, unter anderem mit einem medizinischen Fahrzeug. Es gibt dann nur eine einzige Möglichkeit, Sicherheit für alle Menschen in Israel zu gewähren: Das nächste Mal, wenn ein Fahrzeug mit einem medizinischen Symbol kommt, muss man es genau beobachten und untersuchen. Das ist ein Problem für uns.

Gab es Stimmen, die forderten, die humanitäre Maßnahme einzustellen?

Es wird immer Stimmen geben, die sagen, dass diese Versorgung eingestellt werden soll. Aber wir machen weiter und werden auch in Zukunft Menschen jeglicher Religion oder Rasse medizinische Versorgung garantieren. In Israel gibt es keine andere Wahl.

Das ist aber mit hohem Risiko verbunden.

Aus der Perspektive der Sicherheit ist das eine sehr schwierige Angelegenheit. Denn wenn jemand kommt, um eine medizinische Behandlung zu erhalten, dann wissen wir nicht, was er im Schilde führt. Aber ich bin schockiert darüber, was für Maßnahmen wir durchführen, um alles zivile Leben sowohl in Gaza als auch in Israel zu schützen. Es ist erstaunlich, was wir tun. Die Regel lautet, dass wir unschuldiges ziviles Leben schützen müssen.

In den Medien in Europa und anderen Ländern geht es nur um die Zivilisten in Gaza, die gestorben sind. Von den Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten ist nicht die Rede.

Das ist sehr traurig. Ich wünschte, sie würden darüber berichten. Sehr große Anstrengungen werden unternommen, um jederzeit Zivilisten zu schützen. Und in meiner Position als Arzt an der Grenze von Gaza habe ich viele Palästinenser medizinisch versorgt.

Wie lange arbeiten Sie schon an der Grenze?

Ich arbeite seit Anfang März an der Grenze zu Gaza. Davor war ich in Nordisrael. Ich habe syrische Flüchtlinge medizinisch versorgt und mich um ihre Sicherheit gekümmert. Einige von ihnen haben unglaubliches Glück gehabt, dass sie von uns behandelt wurden – wenn ich mir die Verletzungen anschaue, die sie hatten. Da waren ganze Beine abgetrennt. Sie hatten wirklich schwere Verletzungen. Und sie erhalten in Syrien eine Holzhammerbehandlung, keine gute Behandlung. Dass wir solchen Menschen helfen, macht mich stolz darauf, beim israelischen Militär zu sein. Es ist ein großartiges Gefühl. Ich bin froh, dass ich da bin.

Herr Scharon, wir danken Ihnen für das Interview.

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