"Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, hysterisch zu sein. Aber man muss eine Drohung ernst nehmen, wenn darin steht: ‚Ich möchte dich tot sehen’", sagte Howell laut dem "Henley Standard", einer britischen Tageszeitung aus Oxfordshire westlich von London, wo Howells Wahlbezirk gelegen ist. "Das ist kein normales Verhalten. Abgeordnete sollten nicht derartige Drohungen erhalten."
Folgenreicher E-Mail-Verkehr
Zu den Drohungen kam es, nachdem Harry Fear, seines Zeichens Aktivist und Dokumentarfilmer aus dem Wahlkreis Howells, einen E-Mail-Austausch mit dem Politiker auf seinem Weblog veröffentlichte. Am 10. März dieses Jahres hatte Fear ihn per E-Mail gefragt, was dieser unternehme, damit "Israel mit den Militärhandlungen aufhört, die in Missachtung internationalen Rechts und grundlegenden menschlichen Anstands stattfinden".
Der Eintrag ist immer noch online einsehbar. Er beginnt mit der Überschrift "Parlamentarischer Schocker. Die Geschichte der schockierenden Antwort eines Abgeordneten auf die Frage eines Wählers zu Israels Angriff auf Gaza". Der E-Mail ist ein Bild von einer Bombenexplosion beigefügt, zu dem Fear schreibt: "Erst vor wenigen Stunden hielt es Israel für notwendig, dem (Gaza-)Streifen diese Zerstörung und Tod beizubringen."
Howell antwortete mit einer Gegenfrage: "Und wie stehen Sie, Harry, zu den 100 Raketen, die am Wochenende in Israel eingeschlagen sind?" Diesen Austausch stellte Fear online und schrieb dazu, er finde Howells Antwort "zutiefst beunruhigend" und "unterschwellig beleidigend". Er gab die E-Mail-Adresse des Abgeordneten an und forderte seine Leser auf, Howell "höflich" zu schreiben und dem Unmut über diese Haltung Ausdruck zu verleihen.
Besorgniserregende Reaktionen
Laut dem "Henley Standard" erhielt der Politiker seither etwa 30 E-Mails – manche davon seien "besorgniserregend" und verwendeten obszöne Sprache. "Es gibt viele E-Mails von pro-palästinensischen und arabischen Fanatikern. Einige stammen aus dem Vereinigten Königreich, andere eindeutig nicht. Diese sind jedoch genauso bedrohlich", sagte der 56-jährige Howell der englischen Zeitung.
Auch auf Fears
Weblog sind inzwischen 47 Reaktionen eingegangen, die sich allesamt kritisch zu der Antwort des Abgeordneten oder zu einer pro-israelischen Haltung im Allgemeinen äußern. So schreibt eine Nutzerin: "Ihre Antwort kann uns nur glauben machen, dass Sie und Ihre Regierung diese Gräueltaten (der Israelis) gutheißen, da sie aus wirtschaftlichen Gründen die israelische Regierung unterstützen."
Sicherheitsmaßnahmen für Politiker
Inzwischen hat Howell Angaben zu seinen Terminen und zu den Orten seiner Sprechstunden von seiner Netzseite genommen. "Die zuständigen Leute im Parlament haben mir geholfen, die Sicherheitslage einzuschätzen. Auch die Thames Valley-Polizei gab mir sehr gute Ratschläge. Wenn ich mich ganz unsicher fühle, kann bei meiner Sprechstunde ein Polizist dabei sein", so Howell.
"Es geht nicht nur um mich, sondern auch um meine Familie und mein Hilfskräfte. Es bedarf nur einer Person, die verrückt genug ist, die eine verzerrte Lebensansicht hat, die versucht, die Drohung Wirklichkeit werden zu lassen", befürchtet der Politiker.
Gegenüber dem "Henley Standard" stellte er jedoch klar, dass er Fear nicht verantwortlich mache für die Drohungen. Er kritisierte aber die Deutung seiner Antwort durch Fear. Er selbst sei gar nicht pro-israelisch. "Mir ging es lediglich um Ausgewogenheit, und jetzt ist es soweit gekommen", erklärte der Politiker. "Meine Meinung zum Nahen Osten ist bekannt: Um Frieden zu haben, brauchen wir ein sicheres und überall anerkanntes Israel sowie einen souveränen und lebensfähigen palästinensischen Staat."