Suche
Close this search box.

Palästinenser demonstrieren gegen „Al-Dschasira“

RAMALLAH (inn) - Palästinensische Demonstranten haben am Montag im "Al-Dschasira"-Büro in Ramallah randaliert. Sie protestierten gegen die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten durch den Sender, denen zufolge ranghohe Palästinenservertreter den Israelis in Verhandlungen weitreichende Kompromisse angeboten haben.

Wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma´an“ berichtet, durchbrachen junge Palästinenser ein Sicherheitstor des Geschäftsgebäudes. Sie drangen ein und versprühten Graffiti. Nach Angaben des „Al-Dschasira“-Korrespondenten Alan Fisher wurde niemand verletzt. Vor dem Gebäude verbrannten Dutzende Demonstranten Symbole des in Katar stationierten Senders. Auf Transparenten setzten sie „Al-Dschasira“ mit Israel gleich und warfen dem Netzwerk vor, die palästinensische Führung beflecken zu wollen. Auch wolle es das Westjordanland spalten, wie es bereits eine Teilung zwischen Westjordanland und Gazastreifen gebe, hieß es laut der israelischen Zeitung „Jediot Aharonot“.

Die Stadtverwaltung von Ramallah forderte Passanten auf, sich nicht in der Nähe des Gebäudes zu versammeln. Sie rief die Bevölkerung zur Zurückhaltung auf. Gleichzeitig begrüßte sie „den Standpunkt der palästinensischen Straße“.

„Al-Dschasira“ hatte am Sonntag mitgeteilt, dass es etwa 1.600 palästinensische Geheimdokumente in Händen halte. Es handele sich um Protokolle von Verhandlungen mit den Israelis. Darin zeigt sich – ähnlich wie bei „Wikileaks“ – ein großer Kontrast zur offiziell vertretenen Meinung der zitierten Palästinenser. So habe die palästinensische Führung angeboten, alle jüdischen Stadtteile Jerusalems außer Har Homa an Israel zu übergeben. Die Altstadt solle geteilt werden, so dass das jüdische Viertel und ein Teil des armenischen Viertels ebenfalls unter israelische Herrschaft käme. Hingegen bestünden die Palästinenser auf einer vollständigen Räumung der großen Siedlungen Ma´aleh Adumim und Ariel. Zudem berichtet der Sender von einem palästinensischen Angebot, nach dem zehn Jahre lang jeweils nur 10.000 Flüchtlinge pro Jahr nach Israel zurückkehren dürfen sollten.

Nach Angaben von „Al-Dschasira“ und der britischen Zeitung „Guardian“, der die Dokumente ebenfalls vorliegen, stammen sie aus den Jahren 2000 bis 2010. Der arabische Sender betont, dass Israel die Zugeständnisse als „unangemessen“ abgetan habe.

Führende Palästinenser haben die Veröffentlichung kritisiert und „Al-Dschasira“ die Verbreitung von Lügen und Halbwahrheiten vorgeworfen. Präsident Mahmud Abbas sagte am Montag, das Netzwerk habe absichtlich israelische und palästinensische Standpunkte vermischt: „Ich habe gesehen, wie sie gestern die Standpunkte vorgestellt haben, die den Palästinensern zugeschrieben wurden, aber in Wirklichkeit waren das israelische Standpunkte.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen