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Oz sendet Buch an inhaftierten „Intifada“-Führer

JERUSALEM (inn) - Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat dem in Israel inhaftierten Fatah-Führer Marwan Barghuti ein Buch geschickt. In einer persönlichen Widmung äußert er die Hoffnung auf eine baldige Begegnung. Barghuti wurde unter anderem wegen fünffachen Mordes zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Wie die Tageszeitung "Jediot Aharonot" berichtet, hatte der Vorsitzende der linksgerichteten Meretz-Partei, Haim Oron, in den vergangenen Jahren mehrfach Kontakt mit Barghuti. Bei einem Gespräch mit Oz kündigte er einen weiteren Besuch im Gefängnis an. Daraufhin bat der Autor den Knessetabgeordneten, dem Häftling ein Exemplar seines Buches "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" in arabischer Übersetzung mitzubringen. Der sehr autobiographisch geprägte Roman nimmt seinen Anfang im Jerusalem der 1940er Jahre. Themen sind das Leben der osteuropäischen Juden und die Situation der Einwanderer. Oz sucht vor diesem Hintergrund nach Gründen für den Selbstmord seiner Mutter Fania Klausner, den er 1952 mit zwölf Jahren verkraften musste.

In der Widmung für Barghuti schreibt Oz: "Diese Geschichte ist Ihre Geschichte. Ich hoffe, Sie lesen sie und verstehen uns besser, so wie wir uns bemühen, Sie zu verstehen. Ich hoffe, dass wir uns bald in Frieden und Freiheit treffen werden."

Barghuti gilt als Anführer der "Al-Aksa-Intifada". Er war Führer der "Tansim-Milizen", einer militanten Untergruppe der Fatah von Präsident Mahmud Abbas (Abu Masen). Linksgerichtete israelische Vertreter sehen in Barghuti einen gemäßigten Führer, der das Vertrauen der palästinensischen Öffentlichkeit habe und ein Friedensabkommen mit Israel bewirken könne. Mehrfach wurde aus dem linken Spektrum bereits seine Entlassung gefordert. Der Palästinenser wurde 2005 zu einer fünffachen lebenslangen Gefängnisstrafe und 40 weiteren Jahren Haft verurteilt.

Meretz-Chef Oron sagte am Dienstag: "Ich habe ihn viele Male besucht. Wer denkt, dass Abu Masen und (Premier) Salam Fajjad Partner für den Frieden sind, muss wissen, dass Barghuti ihren Standpunkt unterstützt. Deshalb halte ich ihn auch für einen Partner."

Kritik an der Buchübergabe kam aus dem rechten Spektrum in Israel. Der Vorsitzende der Partei "HaBait HaJehudi", Uri Orbach, warf dem Schriftsteller Inkonsequenz vor: "Oz verflucht die Siedler in seinem eigenen Volk, aber er schickt Grüße und Bücher an den Feind. Das passiert, wenn sich Liebe und Finsternis treffen."

Der Likud-Abgeordnete Danny Danon forderte Oz auf, ehrlich zu sein und seinen Israelpreis am kommenden Unabhängigkeitstag zurückzugeben. Zudem kündigte er eine Dringlichkeitssitzung des Knesset-Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport an. Darin sollten die zukünftigen Kriterien für den Israelpreis diskutiert werden. "Es ist unwahrscheinlich, dass jemand, der einen Terroristen mit dem Blut von Israelis an den Händen unterstützt, diesen Preis erhalten wird", fügte Danon hinzu.

Eine Reaktion von Oz steht noch aus. Der Israelpreis wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders für den Staat Israel eingesetzt haben. Die Auszeichnung wird am Vorabend des Israelischen Unabhängigkeitstages während einer Staatszeremonie in Jerusalem an die Preisträger überreicht.

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