Osterbotschaft der Jerusalemer Kirchen an die Christen in aller Welt

„Ihn möchte ich erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden“ (Philipper 3,10).

Schwestern und Brüder hier und in aller Welt!
Wir grüßen Euch im Namen unseres auferstandenen Herrn und bitten Gott, Euch mit der Freude und der Kraft der Auferstehung zu erfüllen.

Nachdem er sich den frühen Christen widersetzt und, in der Tat, viele von ihnen wegen ihres Glaubens vor Gericht gebracht hatte, wurde der heilige Paulus plötzlich von unserem gesegneten Herrn herausgefordert, als er nach Damaskus reiste. Innerhalb kurzer Zeit wurde er ein kraftvoller Bote für Jesus. Wenn wir seine unterschiedlichen Briefe lesen, sehen wir, dass er viel über zahlreiche Aspekte des christlichen Glaubens zu sagen hat. Die Aussage, die er hier vor den Philippern macht, wird von vielen Menschen als die kraftvollste angesehen: „Ihn möchte ich erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden“. In diesem kurzen Satz verbindet er Kreuz und Auferstehung miteinander. Die Leiden, denen er um seines Glaubens willen ausgesetzt ist, führen ihn dazu, dass er sich der Kraft der Auferstehung bewusst wird, die denen gegeben wird, die wahrhaft glauben, durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Doch wieder haben uns die vergangenen Monate viel von den Bedrängnissen und Leiden gezeigt, die Menschen durchmachen müssen, nicht zuletzt in diesem Land. Ein großer Teil dieser Last ist aus der Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen entstanden, verbunden mit dem Raub an grundlegender menschlicher Würde und Rechten, wie es uns widerfährt wegen der Belagerung, die uns auferlegt wurde.

Unser gesegneter Herr fordert jeden von uns in dem Sinne heraus, dass wir, wenn wir Seine Jünger sind, unser Kreuz aufnehmen und Ihm folgen müssen. Mitten im Leiden erlangen wir die Kraft der Auferstehung und die Kraft des Geistes, die uns befähigt, die Unterdrückungen wegzunehmen, die uns auferlegt sind.

Wenn wir also die Osterfreude feiern, müssen wir sorgfältig untersuchen, wo wir in Beziehung zu Gott stehen. Viele von uns müssen den selbstsüchtigen Instinkt ablegen, der in uns ist. Wenn wir wahrhaftig nach der Kraft der Auferstehung in unseren Leben suchten, müssten wir jede Vorstellung unbeachtet lassen, die wir von Selbstversorgung oder weltlichen Hoffnungen haben mögen, welche die Dinge des Himmels und des Geistes vor unseren Augen verbergen. Wenn wir an die Auferstehung glauben, müssen wir bestätigen, dass unsere Sicherheit bei Gott und in der Kraft der Auferstehung liegt. Wiederum erinnert uns der heilige Paulus, wenn er an die Korinther schreibt: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns“ (2. Korinther 4,7).

Trotz unserer Schwäche und trotz der ungerechten Umstände, die uns auferlegt sind, kann uns die Kraft Gottes befreien, wenn wir zum Verständnis der Logik des Geistes in uns kommen – und wenn wir es akzeptieren, uns entsprechend zu verhalten.

Am ersten Karfreitag fühlten sich die Jünger Jesu zweifellos erschüttert. Doch allmählich wurde ihr Glaube wiederhergestellt, als sie sich ihres auferstandenen Herrn bewusst wurden. Ihre eigene persönliche Dunkelheit der Furcht und Unsicherheit wurde plötzlich erleuchtet vom Licht der Auferstehung Jesu.

Wenn wir also die Auferstehung feiern, müssen wir gewissenhafter nach dem Licht suchen und es benutzen, um ein besseres Morgen für uns alle zu bauen, Palästinenser oder Israelis, Moslems, Juden, Christen und Drusen. Wir forschen nach dem Licht, das von Gott kommt, die ganze Schöpfung erleuchtet, jeden wahren Gläubigen in seiner Suche leitet und ihm hilft, Gottes Freiheit für alle seine Leute zu finden, zusammen mit Seinem Frieden und Seiner Gerechtigkeit.

Wenn wir unsere Schwestern und Brüder in aller Welt grüßen, wünschen wir ihnen die Osterfreude und die Kraft des auferstandenen Herrn in ihrem täglichen Leben. Im Bewusstsein der Fürsorge und Besorgnis, die viele von Euch zeigen, würden wir wieder um Eure besonderen Gebete für dieses Land bitten – dass Gott alle seine Regierenden leiten und ihnen den Weg der Gerechtigkeit und Gleichheit zwischen allen zeigen möge. Betet für die neugebildete Einheitsregierung der Palästinenser zusammen mit der israelischen Regierung und der arabischen Initiative, damit sie darauf hinarbeiten, Furcht und damit alle Unterdrückung, die Mauern, Barrieren und Gefängnisse wegzunehmen, so dass sich Herzen mit Vertrauen füllen und alle dieselbe Freiheit und Würde genießen können. Dann wollen wir Euch bitten, eine besondere Anstrengung zu unternehmen, Eure jeweilige Nation zu ermutigen, das Embargo aufzuheben, das uns auferlegt ist und ihre Unterstützung für die Palästinenser wiederaufzunehmen. Viele lebenswichtige Gebiete der Gesellschaft sind in einer verzweifelten Zwangslage, weil diese Hilfe zurückgehalten wird – nicht zuletzt Justizwesen, Wirtschaft, Medizin, Bildung und so weiter…

Weil alle Christen auf der ganzen Welt gemeinsam Ostern feiern, wünschen wir jedem, zu Hause und im Ausland, jene Freude, die die Auferstehung unseres gesegneten Herrn bringt. Wir bitten Gott, allen die Freude und die Kraft der Auferstehung zu verleihen, damit die Worte Jesu wahr werden, wie Er gesagt hat: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Johannes 10,10).

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Mögen Sie frohe und heilige Ostern erfahren!

Jerusalem, im April 2007

Patriarchen und Leiter der Kirchen in Jerusalem:
Patriarch Theophilos III., griechisch-orthodoxe Kirche
Patriarch Michel Sabbah, römisch-katholische Kirche
Patriarch Torkom I. Manooghian, armenisch-orthodoxe Kirche
Fr. Pierbattista Pizziballa, Franziskaner, Custos des Heiligen Landes
Erzbischof Anba Abraham, koptisch-orthodoxe Kirche
Erzbischof Swerios Malki Murad, syrisch-orthodoxe Kirche
Erzbischof Abouna Mattias, äthiopisch-orthodoxe Kirche
Erzbischof Paul Sayyah, maronitische Kirche
Bischof Suheil Dawani, anglikanische Kirche
Bischof Munib Younan, lutherische Kirche
Bischof Pierre Malki, syrisch-katholische Kirche
Bischof George Baker, griechisch-katholische Kirche
Fr. Rafael Minassian, armenisch-katholische Kirche

(Übersetzung aus dem Englischen: Elisabeth Hausen)

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