„Operation Wolkensäule“: Tag sieben

GAZA (inn) – In der Nacht zum Dienstag hat die israelische Luftwaffe rund 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Auch die Palästinenser setzten ihre Raketenangriffe auf Israel fort. Besonders die Stadt Be‘er Scheva stand unter Beschuss. Dort wurde ein Israeli leicht verletzt, ein Bus und Privatfahrzeuge wurden beschädigt. Unterdessen hat die israelische Regierung eine mögliche Bodenoffensive aufgeschoben – in der Hoffnung, doch noch zu einer Waffenstillstandsvereinbarung mit der Hamas zu gelangen.
Dieses Auto in Be'er Scheva wurde von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen.

Laut palästinensischen Angaben kamen seit Beginn der „Operation Wolkensäule“ am vergangenen Mittwoch bis zum Dienstagmittag mindestens 122 Palästinenser ums Leben, rund 900 wurden verletzt. Am Montagnachmittag wurden bei einem Angriff auf eine Gebäude in Gaza, in dem sich mehrere internationale Medienbüros befanden, ein Sprecher der Terrorgruppe Islamischer Dschihad und ein 53-jähriger Zivilist getötet. Am Montagabend starb eine palästinensische Familie, die Eltern und vierjährige Zwillinge, als ihr Haus von einer israelischen Rakete getroffen wurde. Mindestens 18 weitere Palästinenser wurden dabei verletzt. Bei israelischem Beschuss nahe der Stadt Rafah wurden zwei Jugendliche getötet und 14 Palästinenser verletzt, zwei davon schwer.
Am Dienstagmorgen starb ein 15-jähriger Palästinenser bei einem israelischen Luftangriff nördlich von Gaza. Der Jugendliche war laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ damit beschäftigt, Vögel zu jagen. Ein 20-Jähriger und ein Bauer, der auf seinem Feld arbeitete, wurden durch israelischen Beschuss im Norden des Gazastreifens getötet. Im zentralen Gazastreifen kam ein weiterer Palästinenser ums Leben, sein dreijähriger Sohn wurde verletzt. Zudem erlag ein Palästinenser in einem Krankenhaus im Sinai seinen Verletzungen, die er bei einem früheren israelischen Angriff erlitten hatte.
Ziele der israelischen Angriffe waren nach eigenen Angaben Raketenabschussrampen, Schmuggeltunnel, Kommandoposten der Hamas und Waffenlager. Außerdem bombardierte die Luftwaffe die „Nationale Islamische Bank“, über welche die Hamas ihre Angestellten bezahlt. Bei dem Beschuss wurden mindestens vier Palästinenser verletzt.
Raketenhagel auf Be‘er Scheva
Palästinenser feuerten bis zum Dienstagmorgen 16 Raketen auf Be‘er Scheva ab. Davon wurden neun vom Raketenabwehrsystem „Eisenkuppel“ abgefangen. Weitere Raketen schlugen in Ofakim, Aschkelon, Kirijat Gat und Sderot ein. Bei den Angriffen auf diese Städte wurde niemand verletzt, auch Berichte über Sachschaden gibt es nicht.
Die israelische Hilfsorganisation „Roter Davidstern“ hat seit Beginn der Militäroperation mehr als 250 Israelis wegen Verletzungen oder wegen eines Schocks behandelt. Drei Israelis wurden bei den palästinensischen Angriffen bislang getötet.
Das Raketenabwehrsystem „Eisenkuppel“ hat seit Mittwoch bis zum Dienstagmorgen mehr als 350 Raketen aus dem Gazastreifen abgefangen.
Bodenoffensive verschoben
Nach Angaben der Tageszeitung „Jerusalem Post“ hat die israelische Regierung einen Einmarsch von Bodentruppen in den Gazastreifen kurzfristig verschoben, um den Verhandlungen um eine Waffenruhe mit der Hamas mehr Zeit zu geben. Die Gespräche über einen solchen Waffenstillstand laufen derzeit in Kairo unter ägyptischer Vermittlung. Ein israelischer Vertreter sagte dem Bericht zufolge, die Regierung ziehe eine diplomatische Lösung vor. Allerdings müsse eine Vereinbarung mit der Hamas auch eine wirkliche Lösung bieten, die ein Ende der palästinensischen Raketenangriffe auf Südisrael zur Folge habe. Sollte eine solche Vereinbarung nicht zustande kommen, bereite Israel seine Bodentruppen zum Einmarsch in den Gazastreifen vor.
Hamas-Führer Chaled Mascha‘al sagte am Montag auf einer Pressekonferenz in Kairo, seine Organisation sei sich darüber im Klaren, dass Israel in der Lage sei, eine Invasion zu starten. Diese wäre „kein Picknick, sondern ein politisches Desaster“ für Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Eine mögliche israelische Bodenoffensive bezeichnete der Hamas-Führer als „idiotisch“. Er teilte weiter mit: „Wir haben keine Angst vor einem Bodenkrieg. Wenn der Feind eine Bodenoffensive beginnt, werden wir uns dieser mit Mut stellen.“
US-Marine positioniert Kriegsschiffe
Unterdessen berichtet der amerikanische Nachrichtensender CNN, die US-Marine habe Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer stationiert, für den Fall, dass sich die Kämpfe verschlimmerten und US-Bürger aus Israel evakuiert werden müssten. Zwei US-Vertreter betonten laut der „Jerusalem Post“, eine Evakuierung liege derzeit in weiter Ferne, US-Bürger könnten aktuell das Land mit herkömmlichen Flügen verlassen. Es sei jedoch besser, auf Notfälle vorbereitet zu sein.

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