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Online-Ausstellung zeigt letzte Briefe von Holocaust-Opfern

Die Gedenkstätte Yad Vashem veröffentlicht in einer Online-Austellung letzte Briefe von Holocoaust-Opfern. Sie hoffen auf die schützende Hand des lieben Gottes oder wünschen sich, den Augenblick des Abschieds mit ihren Lieben mehr festgehalten zu haben.
Die neue Online-Ausstellung von Yad Vashem zeigt zehn exemplarische letzte Briefe von Menschen, die im Holocaust ermordet wurden

JERUSALEM (inn) – Am Mittwochabend beginnt in Israel der Jom HaScho’ah, der Gedenktag an die sechs Millionen Opfer des Holocaust. Dazu hat die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem die Online-Ausstellung „Lebt wohl, meine Lieben!“ veröffentlicht, die es auch auf Deutsch gibt. Interessierte können dort die letzten Briefe von Ermordeten aus den Jahren 1941 und 1942 nachlesen.

„Lebt wohl, meine Lieben! Meine geliebte Mutter, mein guter Vater, Ihr wart der erste Sonnenstrahl, der mein Leben erwärmte“, schreibt zum Beispiel die im Oktober 1941 erst 24-jährige Ida Goldiş. Es ist der Vorabend von Goldiş‘ Deportation aus dem Ghetto Kischinew nach Transnistrien. „Ich bedauere aus tiefster Seele, dass ich beim Abschied die Bedeutung des Augenblicks nicht erfasste, dass ich Euch nicht lange, lange betrachtet habe, damit sich Euer Bild tief in meine Seele einprägt, dass ich Dich nicht fest umarmt habe, ohne loszulassen“, schreibt sie, die wenig später tot sein wird.

Im Archiv von Yad Vashem befinden sich Tausende solcher Briefe aus der Zeit des Holocaust. Die jetzige Online-Ausstellung zeigt exemplarisch zehn letzte Briefe von Menschen, die während des Holocaust ermordet wurden. Fünf davon schrieben Eltern an ihre Kinder, die sie nie wiedersahen. Die Briefe stammen aus Österreich, Weißrussland, Frankreich, Deutschland, Lettland, den Niederlanden, Polen und Rumänien. Hilfreich war, dass die Briefe auch ins außereuropäische Ausland gingen. So war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie erhalten blieben.

Ein anderer letzter Brief in der Ausstellung stammt von Berta Keller-Moses. Sie schreibt im Juli 1942 an ihre Söhne Kurt und Siegfried am Vorabend ihrer Deportation mit Ehemann Philipp Moses aus Aachen ins Ghetto Theresienstadt: „Nun meine lieben Kinder lebt wohl und betet für uns und der liebe Gott wird ferner seine schützende Hand über uns halten sowie auch über Euch.“ Sohn Siegfried machte im März 1939 Jugend-Alija und wanderte nach Palästina unter britischem Mandat aus. Kurt schaffte es, nach Schweden zu fliehen. Der Ehemann Philipp wurde Ende August ermordet. Sie selbst kam im Januar 1943 nach Auschwitz und wurde dort ermordet.

„Marsch für die Lebenden“ in Tel Aviv

In Tel Aviv ist am Mittwoch ein Treffen von Hunderten Menschen geplant, die sich zum alljährlichen „Marsch für die Lebenden“ zusammenfinden. Es geht um die Anerkennung und Wahrnehmung der Holocaust-Überlebenden, die heute allein und in Armut in Israel leben. Nach den Zahlen der Organisatoren des Marsches lebt ein Viertel von den geschätzten 200.000 Holocaust-Überlebenden in Armut, auch weil sie die ihnen zugesicherten Rechte nicht in Anspruch nehmen. Die Strecke, welche die Teilnehmer Hand in Hand mit den Überlebenden gehen wollen, beginnt auf dem Habima-Platz und endet auf dem Rothschild-Boulevard.

Der Holocaust-Gedenktag wird in Israel am 27. Tag des jüdischen Kalendermonats Nissan begangen. Das ist eine Woche nach dem siebten Tag des Pessachfestes sowie eine Woche vor dem Jom HaSikaron, dem „Tag des Gedenkens an Israels gefallene Soldaten und Terror-Opfer“. Das Datum war im April 1951 von der Knesset festgesetzt worden und wird seitdem sowohl von der Regierung als auch von jüdischen Gemeinschaften und Einzelpersonen weltweit wahrgenommen.

An diesem Tag gibt es keine öffentlichen Vergnügungen. Kinos, Theater und Clubs sind geschlossen. Seit den frühen 1960er-Jahren gilt das Gesetz, dass Geschäfte um 20 Uhr schließen müssen. Außerdem sorgt eine Sirene morgens um 10 Uhr dafür, dass das öffentliche Leben im ganzen Land zum Stillstand kommt und zwei Schweigeminuten begangen werden.

Von: mm

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