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Olmert: Auch Deutschland an multinationaler Libanon-Truppe beteiligen

JERUSALEM (inn) – Der israelische Premierminister Ehud Olmert hätte nichts dagegen, wenn auch deutsche Soldaten in einer multinationalen Truppe im Süden Libanons eingesetzt würden. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ bezeichnete Olmert Deutschland als das Land, das sich derzeit am freundschaftlichsten gegenüber Israel verhalte.

Die Kampfhandlungen Israels im Libanon würden so lange dauern, bis dort eine multinationale Truppe stationiert worden sei, stellte Olmert klar. Zu den Ländern, deren Beteiligung sich der Premier vorstellen könnte, zählte neben den USA auch Deutschland: „Ich habe Kanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass wir absolut kein Problem haben mit deutschen Soldaten im Südlibanon. Weshalb sollten deutsche Soldaten auf Israel schießen? Sie wären Teil der Truppe, die Israel verteidigt. Es gibt zurzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland.“ Wenn Deutschland zur Sicherheit des israelischen Volkes beitragen könne, „dann wäre das eine lohnende Aufgabe für Ihr Land. Ich wäre sehr glücklich darüber, wenn Deutschland sich beteiligte“.

Auf die Frage, ob Deutschland auch als Vermittler zur Befreiung der drei entführten Soldaten helfen könnte, sagte der 60-Jährige: „Ich bin in ständigem Kontakt mit Bundeskanzlerin Merkel. Sie ist eine außergewöhnliche Dame, eine sehr ernsthafte und hilfreiche Freundin Israels. Aber ich habe Deutschland nicht um Moderation gebeten. Warum sollte es einen Vermittler geben zwischen Israel und der Hisbollah? Die Resolutionen des G-8-Gipfeltreffens und der Rom-Konferenz haben ausdrücklich die sofortige und bedingungslose Freilassung der beiden Soldaten verlangt.“

Den Vorfall von Kana, bei dem durch einen israelischen Luftangriff mindestens 29 Menschen getötet wurden, bedauerte der Premier und bezeichnete ihn als „fehlgeschlagene Operation“. „Wir betrachten den Tod jedes unbeteiligten Zivilisten im Libanon als Beleg echten Scheiterns. Dagegen feiert die Hisbollah jede auf uns abgeschossene Rakete als Erfolg. Das ist ein fundamentaler Unterschied.“ Er fügte hinzu: „Stellen Sie sich vor, die Bundesregierung würde – anstatt ein fröhliches Ereignis wie die Fußballweltmeisterschaft zu organisieren – Millionen Deutsche auffordern, sich in Dortmund, München, Köln, Berlin und Frankfurt in Bunker zu begeben, weil eine Terrorgruppe Raketen auf das Land schießt. Was wäre Deutschlands Reaktion?“

„Die Hisbollah hat einen großen Fehler gemacht“

Olmert, der in seinem Büro gerahmte Fotos der drei entführten israelischen Soldaten aufgestellt hat, erinnerte daran, dass der derzeitige Krieg mit den Entführungen begann. Ein Ergebnis der Invasion sei, dass ein großer Teil der Hisbollah-Infrastruktur zerstört worden sei. „Die Freiheit der Hisbollah, zu tun, was sie möchte, ist fast verschwunden. In Kürze werden Sie erleben, dass die Hisbollah völlig aus dem Südlibanon verschwunden ist.“ Die Organisation habe „einen großen Fehler gemacht“: „Sie werden es bereuen. Sie haben nie gedacht, dass wir so reagieren. Sie haben eine harte Antwort bekommen und bezahlen nun für ihren Irrglauben.“ Olmert gestand zugleich ein, dass es unmöglich sei, die Hisbollah ganz zu zerstören: „Wir können nicht jedes Hisbollah-Mitglied töten.“ Dennoch werde die „Partei Allahs“ „für eine sehr, sehr lange Zeit ihren Appetit auf eine israelische Reaktion verloren“ haben.

Auch die Einigkeit Ägyptens, Jordaniens und Saudi-Arabiens darüber, dass die Hisbollah entwaffnet werden müsse, sei ein Beleg für den dramatischen Wechsel in der Region, so Olmert. Als „fürchterlich verbittert “ zeigte er sich über die Tatsache, dass „ganze Bevölkerungsteile, welche die Hisbollah unterstützt haben, aus ihrer Heimat vertrieben wurden“ und „all ihre Besitztümer verloren“ hätten. „Der Hisbollah aber haben sie Unterschlupf gewährt und deren Raketenabschussrampen in ihren Wohnzimmern untergebracht. Nun richtet sich ihre Wut auch gegen Hisbollah.“

Angesprochen auf die parallel laufende Militäroperation im Gazastreifen antwortete der Premier: „Wir sind ein sehr seltsames Volk: Wir verlangen nicht viel vom Leben. Wir wollen nur einfach keine Raketen.“

Das ganze Interview lesen Sie hier.

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