Olivenernte von Gewalt überschattet

RAMALLAH (inn) - Die Übergriffe israelischer Siedler auf palästinensische Bauern während der Olivenernte haben in diesem Jahr stark zugenommen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, in die Problematik einzugreifen. Israel warf er vor, nicht genügend zu tun, um die Angriffe zu verhindern.

Seit Beginn der diesjährigen Ernte Anfang Oktober habe es etwa 20 gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern gegeben. Bei der Ernte gebe es mehr Gewalt als in den vergangenen Jahren. Das teilte ein Armeesprecher am Sonntag der Tageszeitung „Jerusalem Post“ mit.

Abbas: „Gefährliche israelische Eskalation“

Palästinenserpräsident Abbas rief die Palästinenser am Sonntag vor palästinensischen Journalisten in Ramallah dazu auf, Olivenbäume als Reaktion auf die Angriffe zu pflanzen. Er würde „persönlich die Pflanzung von einer Million Olivenbäumen finanzieren“. Die Übergriffe der Siedler und das Abholzen der Bäume durch diese bezeichnete er als eine „gefährliche israelische Eskalation“ und forderte die Staatengemeinschaft auf, einzugreifen. Er glaube nicht, dass Israel genügend unternehme, um die Übergriffe zu verhindern, sagte Abbas weiter.

Armee: Bauern halten sich nicht an Zeitplan

Israels Armee versicherte unterdessen, ihr Möglichstes zu tun, um eine reibungslose Ernte für die Palästinenser zu ermöglichen. Allerdings könnten nicht hinter jedem Baum Soldaten stationiert werden. Es werde jedoch besonderes Augenmerk auf bestimmte „traditionelle kritische Plätze“ gerichtet. Doch selbst da könne die Armee nicht 24 Stunden am Tag präsent sein, so ein Armeesprecher. Er kritisierte zudem, dass Palästinenser in einigen Gegenden zur Ernte gehen, ohne die Zeit mit der Armee abzusprechen. Die Bauern müssten sich jedoch zu ihrer eigenen Sicherheit an  einen von israelischen und palästinensischen Behörden vorgegebenen Zeitplan halten.

Um Auseinandersetzungen während der Olivenernte zu vermeiden, hat die Armee Israelis zu einigen Gegenden den Zutritt verwehrt. Dennoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Siedler die palästinensischen Bauern bei der Ernte behindern, mit Steinen bewerfen, Straßen blockieren oder Olivenbäume abholzen.

Im Westjordanland gilt noch immer osmanisches Landrecht. Demnach verfällt das Recht an einem Grundstück, wenn es drei Jahre lang nicht bearbeitet wurde. Mit der Pflanzung von Bäumen – zu der Abbas aufgerufen hat – werden somit auch Besitzansprüche geltend gemacht, was wiederum im Westjordanland ansässige Israelis verärgert.

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