JERUSALEM (inn) – Israelische Mediziner haben einen im vergangenen Monat von der Hisbolla an Israel übergebenen menschlichen Knochen überprüft, der nach Angaben der Miliz angeblich von dem vermissten Navigator Ron Arad stammen sollte. Am Montag gaben die Wissenschaftler das Resultat der DNA-Analyse bekannt: Der Knochen stammt nicht von Arad.
Das Knochenfragment war dem Deutschen Vermittler Ernst Uhrlau von der Hisbolla übergeben worden. Uhrlau, Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt, hatte den Knochen an israelische Experten weitergeleitet.
Im Rahmen der Bemühungen um einen Austausch von Ron Arad an Israel und von inhaftierten Aktivisten an die Hisbolla hatte die Miliz in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder vermeintliche Knochen und Fragmente von Arad an Israel weitergeleitet. Sollte sich die Echtheit dieser Körperteile herausstellen, will Israel in die Verhandlungen um einen weiteren Austausch eintreten.
Nach Angaben der Tageszeitung „Ha’aretz“ sieht dieser die Freilassung von palästinensischen und libanesischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen vor. Im Gegenzug soll Israel Ron Arad – tot oder lebendig – ausgeliefert werden. Unter den Gefangenen, die Israel an die Hisbolla übergeben will, ist auch Samir Kuntar. Der Terrorist hatte 1979 einen Anschlag in der nordisraelischen Naharija verübt, bei dem ein Israeli und seine beiden kleinen Töchter sowie ein Polizist getötet worden waren. Kuntar wurde zu einer fünfmal lebenslänglichen Gefängnisstrafe und zu weiteren 47 Jahren Haft verurteilt.
Darüber hinaus sollen insgesamt neun inhaftierte Terroristen aus Gefängnissen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich entlassen und an den Libanon übergeben werden.
Der israelische Navigator Ron Arad war am 16. Oktober 1986 nach einem Fallschirmabsprung über dem Libanon von Mitgliedern der radikal-islamischen und pro-syrischen Amal-Miliz gefangengenommen worden. Das Kampfflugzeug der israelischen Luftwaffe vom Typ Phantom F-4 war zuvor teilweise explodiert. Während der Pilot von Israels Streitkräften gerettet werden konnte, wurde der Navigator Arad als Geisel genommen. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der libanesischen Stadt Sidon.
Der Familienvater Ron Arad stammt aus der Ortschaft Hod HaScharon bei Herzliya. Über sein Schicksal war jahrelang nichts bekannt. Der letzte Brief Arads an seine Familie datiert vom jüdischen Neujahrstag (Rosh HaShana) 1987. Arads einzige Tochter, Yuval, war erst 15 Monate alt, als ihr Vater aus ihrem Leben verschwand. Sie lebt heute bei ihrer Mutter Tammy.
In Israel finden zum Jahrestag der Entführung Arads regelmäßig Kundgebungen statt, bei denen Tausende Israelis Verhandlungen um die Freilassung des Navigators fordern. Zuletzt hatten sich im Oktober vergangenen Jahres mehr als 5.000 Menschen auf dem Museumsplatz in Tel Aviv zu einer Kundgebung und Gedenkveranstaltung versammelt.