STOCKHOLM (inn) – Die beiden Träger des diesjährigen Nobelpreises für Physik haben es als „unerträglichen und abscheulichen Skandal“ bezeichnet, dass britische Universitäten zu einem Boykott von Wissenschaftlern aus Israel aufgefordert haben. Zahlreiche britische Akademiker lehnen seit über zwei Jahren Forschungsberichte von israelischen Instituten ab, um so gegen die Politik von Israels Premierminister Ariel Scharon zu demonstrieren.
„Es gibt bestimmte Wege, zu protestieren, wenn mir etwas nicht passt, aber die Wissenschaft sollte da rausgehalten werden“, forderte der amerikanische Professor David Gross, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Frank Wilchek den diesjährigen Physik-Nobelpreis erhält.
Wilchek bestätigte am Dienstag bei einer Presskonferenz die Ansicht Gross‘: „Ich unterstütze die Worte meines Kollegen voll und ganz. Es ist unverschämt, Wissenschaftler zu isolieren.“
Am Freitag werden Gross und Wilchek in Stockholm mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Das Preisgeld von umgerechnet 1,1 Millionen Euro wird wie jedes Jahr am 10. Dezember überreicht – das ist der Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Der Sekretär der schwedischen Akademie der Wissenschaften, Gunnar Kwist, erklärte: „Die Akademie muss völlig frei von Politik bleiben“.
Ende 2002 war bekannt geworden, dass britische Wissenschaftler Forschungsberichte von Israelis ungelesen ablehnten und zurücksandten. Der britische Evolutionsbiologe Steven Rose und dessen Ehefrau hatten sich mit einem Brief an die britische Zeitung „The Guardian“ gewandt. Darin forderten sie einen Abbruch der europäisch-israelischen Wissenschafts- und Kulturbeziehungen. Sie wollten damit gegen die Politik von Israels Premierminister Ariel Scharon protestieren. 120 weitere europäische Akademiker unterzeichneten den Brief.