MÜNCHEN (inn) – Der arabische TV- Nachrichtensender Al-Dschasira hat seinen optischen Auftritt von einer deutschen Firma komplett überarbeiten lassen. Die Münchener Agentur „Velvet“ hat das Erscheinungsbild des Nachrichtensenders nun den westlichen Standards angepasst.
Grundgedanken der Überarbeitung seien die Gegensätze in der Berichterstattung, die sich im Design spiegeln sollen. Die Darstellung von „Meinung und Gegenmeinung“ bilde einen Garanten für objektive Nachrichten. Auch die Gegenüberstellung von Osten und Westen, Tradition und Moderne solle stärker in den Mittelpunkt rücken, erläutert Matthias Zentner von „Velvet“.
Hauptsächlich geht es aber darum, im Wettbewerb um die neuesten News ganz vorne zu bleiben. „Wir wollen mit unseren neuen Maßstäben in erster Linie das Publikum ansprechen“, erklärt Dschihad Ali Ballut, der Sendersprecher, die Hintergründe des neuen Auftritts. Bei aller Modernisierung soll aber die „kulturelle Identität“ gewahrt werden.
Al-Dschasira ging 1996 auf Sendung und wollte ein arabisches Gegengewicht zur westlichen Nachrichtenindustrie darstellen. Der Nachrichtensender mit Sitz in Katar gewann während des Irakkrieges als Berichterstatter vor Ort auch im Westen zunehmende Bedeutung. Seit letztem Jahr unterhält Al-Dschasira eine englischsprachige Internet-Seite. Mittelfristig will der Nachrichtenkanal nach eigenen Angaben demnächst ein englisches Nachrichtenprogramm senden.
„Die neue Generation des arabischen Nachrichtenfernsehens weiche das weltweite Monopol westlicher Konkurrenz in der Berichterstattung über Konflikte im Nahen und Mittleren Osten auf“, urteilte „Die Welt“ dieser Tage. In der Berichterstattung des deutschen Fernsehens während des Irakkrieges 2003 waren die arabischen Sender wie Al-Dschasira, Abu Dhabi TV und Al-Arabia die meistgenutzten externen Informationsquellen. Das belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie.