Neue Erkenntnisse zu Wein und Religion Kanaans

Neue archäologische Funde in Israel versprechen Einblicke in das Leben der Kanaaniter in der Bronzezeit. Wissenschaftler sehen Hinweise auf noch unbekannte Religionspraktiken.
Von Israelnetz

MEGIDDO (inn) – Archäologische Funde nahe Tel Megiddo in Nordisrael sind gleich in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Bei Ausgrabungen wurde eine aus Stein gehauene Weinpresse gefunden, deren Alter Wissenschaftler auf 5.000 Jahre schätzen. Damit ist sie die älteste datierte Weinpresse in Israel und bestätigt die Theorie, dass in der Region schon in der frühen Bronzezeit Wein produziert wurde.

„Weinpressen sind tatsächlich im ganzen Land sehr gewöhnlich, aber es ist sehr schwer, sie zu datieren“, sagen Amir Golani und Barak Zin, Ausgrabungsleiter der Israelischen Altertumsbehörde, in einer Mitteilung. Andere Funde aus der Bronzezeit hätten zwar ebenfalls auf eine mögliche Weinproduktion hingewiesen, aber: „Wir hatten keine abschließenden Beweise dafür. […] Diese Weinpresse stellt endlich einen neuen und klaren Beleg dafür dar, dass frühe Weinproduktion tatsächlich hier stattgefunden hat.“

Foto: Israelische Altertumsbehörde
Zum ersten Mal konnten Archäologen eine Weinpresse sicher der frühen Bronzezeit zuordnen

Die Datierung war unter anderem wegen der Wohngebäude möglich, die in der direkten Umgebung der Weinpresse standen, wie Golani der Nachrichtenseite „Times of Israel“ erzählt. Hinzu kämen weitere, darin enthaltene Funde, zum Beispiel Keramik. Die Gebäude wiesen zudem darauf hin, dass Megiddo wohl größer war, als bis jetzt bekannt. Die frühe Bronzezeit sei die Epoche der Urbanisierung gewesen und Megiddo damals eine wichtige Stadt mit großem Tempel, fügt Golani hinzu.

Trankopfer der einfachen Bevölkerung?

So fanden Archäologen auch mehrere religiöse Artefakte, die wohl im Rahmen eines Rituals als Opfer vergraben wurden. Darunter ist ein Set aus einem kleinen, rammbockförmigen Krug und mehreren Schüsseln. Sie werden auf ein Alter von circa 3.300 Jahren, also in die späte Bronzezeit, geschätzt.

Bisher seien solche Gefäße nur getrennt voneinander entdeckt worden, sodass Wissenschaftler nur wenig aus den Funden hätten ableiten können. Doch jetzt vermuten die Archäologen, dass es sich um ein Set für Trankopfer handelt.

„Sie waren neben einem Felsen vergraben, den sie als eine Art Altar für das Darbringen von Opfern hätten nutzen können“, berichtet Golani. „Was es so faszinierend macht, ist, dass wir vielleicht sehen können, wie das einfache Volk in ihrer Religion Opfer außerhalb der Stadt darbrachte.“ Denn die Fundstelle – in der direkten Umgebung der Stadt mit Tempelblick – könnte darauf hindeuten, dass bestimmten gesellschaftlichen Gruppen der Zugang zum Heiligtum verwehrt wurde.  

Bereits seit 100 Jahren ist Megiddo eine Ausgrabungsstätte, an der Archäologen laut Godani schon Hinweise auf Besiedlung von vor 10.000 Jahren gefunden haben. Die aktuelle Ausgrabung gründet sich auf die Pläne des Verkehrsministeriums, die Schnellstraße 66 auszubauen. In Israel gibt es vor jeglichen Baumaßnahmen, auch auf Privatgrund, sogenannte Bergungsausgrabungen, um eventuelle archäologisch wertvolle Funde zu retten. (aee)

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Eine Antwort

  1. Schon vor 5000 Jahren wurde gesüffelt, es gibt Dinge, die sich nicht ändern. Gut Schabbes allerseits, ein Gläschen Wein darf dabei sein ! Le chaïm

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