Mehrere hundert Studenten, die der Hamas anhängen, hatten sich vor der Universität von Hebron versammelt, um gegen erhöhte Studiengebühren zu demonstrieren, berichtet die Tageszeitung "Ha´aretz" unter Berufung auf Augenzeugen. Die Fatah-Sicherheitskräfte forderten die Demonstranten auf, auf das Gelände der Universität zurückzukehren. Daraufhin kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen. Einige Studenten wurden geschlagen, etwa 20 wurden festgenommen. Die in Tel Aviv ansässige Pressevereinigung ausländischer Journalisten (FPA) kritisierte, dass auch Journalisten geschlagen wurden.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) und die zu ihr gehörende Fatah hatten einen Streik für Sonntag ausgerufen. Aus Protest gegen die Hamas sollte alle Arbeit im Westjordanland und Gazastreifen ruhen. Diesem Aufruf wurde jedoch nur teilweise Folge geleistet. Einige Schulen und Einkaufsläden in Gaza blieben geschlossen. Das öffentliche Transportwesen hingegen funktionierte weiter.
Furcht vor Kämpfen während Ramadan
Die Hamas nannte die Proteste einen Versuch der Fatah, die Kontrolle über den Gazastreifen zurück zu erlangen. Die Organisation, die im Juni die Kontrolle im Gazastreifen übernommen hatte, werde mit der Politik der "eisernen Faust" fortfahren, um ein Abgleiten in die Anarchie zu vermeiden, teilte die Gruppe laut der "Jerusalem Post" mit. Vertreter beider Seiten kündigten gegenüber der Zeitung einen "heißen" Fastenmonat Ramadan an, der in wenigen Tagen beginnt.
"Die Revolution der Massen im Gazastreifen wird so lange weitergehen, bis die Hamas niedergerungen ist", sagte Ahmed Abdel Rahman, ranghoher Fatah-Vertreter und Vertrauter des Fatah-Vorsitzenden Mahmud Abbas. Die harte Vorgehensweise gegen Betende, Demonstranten und Journalisten in den vergangenen Tagen zeige, dass die Hamas die Kontrolle über die Situation verloren habe. Erst am Freitag war es im Gazastreifen zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen, als Sicherheitsleute der Hamas Fatah-Anhänger schlugen, weil diese Gebetstreffen in der Öffentlichkeit abhalten wollten. Die Hamas hat solche Gebetsveranstaltungen verboten.
Der frühere Sicherheitsberater von Abbas, Mohammed Dahlan, der Ende Juli von seiner Position zurückgetreten und infolge des Hamas-Putsches aus dem Gazastreifen geflohen ist, sagte, die Hamas versinke in einem "moralischen, politischen, finanziellen und sozialen Verderben". In einem Interview mit einer kuwaitischen Zeitung betonte Dahlan, dass seit 1948 noch nie so viele Menschen, darunter zahlreiche Akademiker, den Gazastreifen verlassen hätten.
Abbas will am Dienstag nach Saudi-Arabien reisen, um die schwierige Situation mit König Abdullah zu beraten, teilte der palästinensische Gesandte in Riad am Sonntag mit.