„Wir erinnern an diejenigen, die erfroren sind, und wenn sie nicht erfroren, dann wurden sie vergast und in Krematorien verbrannt“, sagte Netanjahu laut einem Bericht der Zeitung „Jediot Aharonot“. „Wir erinnern daran, dass ein Drittel der Gerechten unter den Völkern, die ihr Leben und mehr als das, das Leben ihrer Kinder und ihrer Familien riskierten, um andere zu retten, polnisch war.“
Der israelische Regierungschef fügte hinzu: „Wir werden uns immer an das erinnern, was der Nazi-Amalek uns angetan hat. Wir werden nicht durch den neuen Amalek getäuscht werden, der auf der Bühne der Geschichte erscheint und einmal mehr droht, die Juden zu zerstören. Wir werden das nicht leicht nehmen und glauben, dass dies leere Äußerungen sind. Wir werden nicht ruhig sein, als ob Drohungen und Holocaust-Leugnung einfach leere Worte wären. Wir werden niemals vergessen und uns daran erinnern, Wache zu halten.“
Weiter sagte Netanjahu: „Wir, das jüdische Volk, haben unsere Lektion gelernt, nachdem wir ein Drittel unserer Leute verloren haben. Wir haben gelernt, dass die einzige Garantie für unsere Nation ein starker Staat und die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte sind. Wir haben gelernt, dass wir vor neuen Gefahren warnen müssen, die vor den Toren der Nation stehen. Wir müssen vorbereitet sein, um uns zu verteidigen.“
Arabischer Abgeordneter schockiert von Elend der Opfer
Netanjahu wurde von mehreren Abgeordneten der Knesset begleitet. Unter ihnen war auch der israelische Araber Muhammad Barakeh. Dieser äußerte sich nach einem Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte schockiert. „Ich wusste genau, wohin ich ging“, sagte der Vorsitzende der arabischen Hadasch-Partei. „Aber hier zu sein, konfrontiert mit der Verkörperung des menschlichen Bösen einerseits und dem unvorstellbaren Elend der Opfer andererseits, das gab den Dingen eine andere Bedeutung. Alles ist vermischt mit einer menschlichen Katastrophe.“
Die Haufen von Kinderschuhen im Museum berührten den Araber besonders: „Jeder dieser Schuhe wurde einst von einem Kleinkind getragen. Kinder sind eine Nationalität für sich, eine Nationalität der Unschuld, und ich kann nicht begreifen, wie Menschen so etwas Abscheuliches tun konnten.“
Polnischer Präsident: „Wahrheit über Auschwitz bekannt machen“
Die Eröffnungsansprache hielt der polnische Präsident Lech Kaczynski. Er rief den Versammelten die Gräueltaten in Erinnerung, die in Auschwitz von Juli 1940 bis Januar 1945 begangen wurden: „Juden wurden ermordet, nur weil sie Juden waren. Andere wurden ermordet, weil sie polnisch oder russisch waren.“
Kaczynski rief zur Wachsamkeit auf: „Wenn dies passiert ist, könnte es in der Zukunft wieder passieren. Deshalb ist das Gedenken so wichtig. Wir müssen die Wahrheit lehren, eine Wahrheit, die nicht jedem gefallen wird, aber die Wahrheit über das, was passiert ist. Was hier passiert ist, war keine Kette von kriminellen Vorfällen, sondern etwas, das vom Staat gut organisiert war.“
Der polnische Premier Donald Tusk fragte in seiner Rede, warum die Welt geschwiegen und das Schreckliche zugelassen habe.
Der Bundestag war unter anderen durch seine Vizevorsitzende Petra Pau (Linkspartei) vertreten. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, nahm ebenfalls an der Zeremonie teil.
In Auschwitz-Birkenau wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Die meisten von ihnen waren Juden. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager befreit. Der Jahrestag ist nun internationaler Holocaust-Gedenktag.