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Netanjahu: „Ich akzeptiere keinen Rassismus“

JERUSALEM (inn) - Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat sich am Mittwoch erstmals mit Aktivisten der äthiopischen Gemeinschaft getroffen. Sie forderten ein Ende von Rassismus und Diskriminierung in Bildung, Beruf und auf dem Wohnungsmarkt. Der Regierungschef versprach, sie mit den entsprechenden Regierungsvertretern in Kontakt zu bringen, um das Problem anzugehen.

"Ich habe diese Treffen einberufen, weil ich an den Bedürfnissen der jüdisch-äthiopischen Gemeinschaft interessiert bin", sagte Netanjahu laut der israelischen Tageszeitung "Ha´aretz" während des Treffens mit den Aktivisten und geistlichen Führern. "Eine Sache, die ich nicht akzeptieren kann, ist Rassismus. Ich war schockiert davon. Auf der anderen Seite bin ich glücklich, dass wir dieses Thema angehen."

Die Gruppe benannte Probleme, mit denen sie konfrontiert seien: Schüler mit äthiopischer Herkunft würden zum Teil nicht an Bildungseinrichtungen zugelassen oder diskriminiert. Zudem arbeiteten nur wenige Universitätsabsolventen in Berufen, die ihrer Qualifikation entsprechen. Junge äthiopische Paare erhielten auf dem Wohnungsmarkt bestimmte Vorteile, die ihnen zuständen, nicht. Diese im Bericht nicht näher beschriebenen Vorteile würden den Äthiopiern teilweise und nur in bestimmten Gemeinden zugesprochen sowie im Zusammenhang mit der Schaffung eines Ghettos.

Bei dem Treffen war auch der 26-jährige Student Mulet Hararo dabei. Mitte Januar war er einer der Anführer einer großen Demonstration gegen Rassismus in Israel. Er war damals von Kirijat Malachi nach Jerusalem marschiert. Damit wollte Haroro auf den "3.000 Jahre alten Traum aller Mitglieder der Gemeinschaft" hinweisen. In dem Zusammenhang sagte er: "Ich bin ein stolzer Israeli mit äthiopischer Abstammung. Ich marschiere mit der israelischen Flagge, weil Israel das Zuhause aller Juden ist, Israel ist auch unser Zuhause. Ich habe kein anderes Land." (Israelnetz berichtete)

Integration im Kindergarten

Die Tageszeitung "Ma´ariv" berichtet über ein positives Integrationsbeispiel in einem staatlich-religiösen Kindergarten namens "Calanit" in Karkur, nördlich von Netanja. Dort treffen sich täglich 26 Kinder zwischen vier und fünf Jahren – sieben von ihnen sind äthiopische Einwanderer. Die Erzieherin Ilanit Arieh sei der Ansicht, der Weg, um die Herzen einander näher zu bringen, geht darüber, dass die israelischen Kinder die Kultur der Äthiopier kennenlernen. Das größte Projekt sei, den Kindern mit Vertretern der äthiopischen Gemeinschaft die fremde Sprache beizubringen. Arieh selbst kann kein Amharisch, das die bedeutendste Verkehrssprache Äthiopiens ist, lernt es aber mit den Kindern. "Ich habe ein hebräisch-amharisches Wörterbuch im Kindergarten eingeführt. Ich eröffne jede Unterrichtsstunde mit dem Lernen einiger amharischer Wörter, die mit dem Thema der Stunde zu tun haben. Wir haben etwas über das Passahfest und den Frühling gelernt", erzählt Arieh.

Am Tag der Familie hätten die Kinder ihren Eltern ein Lied mit amharischem und hebräischem Teil vorgesungen. "Die Kinder haben einen Knoten in der Zunge bekommen, und schließlich haben sie es geschafft, die Wörter zu lernen und das Lied zu singen. Es war eine große Aufregung für die Eltern, als alle Kinder eine vollständige Strophe auf Amharisch sangen."

Hintergrund

In Israel leben etwa rund 110.000 äthiopischstämmige Juden. Schätzungen zufolge gibt es noch rund 20.000 Falaschmuras in Äthiopien. Falaschmura heißen die äthiopischstämmigen Juden, deren Vorfahren zwangschristianisiert worden waren. Einige der Wartenden leben bereits seit nahezu einem Jahrzehnt in den Zwischenlagern. Viele haben Familienangehörige, die sich schon in Israel befinden.

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