JERUSALEM (inn) – Erstmals seit dem Terrormassaker vom 7. Oktober sind die Regierungschefs von Griechenland, Israel und Zypern wieder zu einem Gipfeltreffen zusammengekommen. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu (Likud) empfing am Montag seinen griechischen Amtskollegen Kyriakos Mitsotakis (Nea Dimokratia) und den zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulides (parteilos) in Jerusalem.
Im Beisein seiner Gäste betonte Netanjahu bei einer Pressekonferenz die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den drei Mittelmeerländern. So würden zahlreiche israelische Geldgeber in Griechenland investieren und israelische Unternehmen nach Zypern und Griechenland gehen. Das sei ein Zeichen guter Politik in diesen Ländern. „Wir sind nicht neidisch. Wir glauben an den Wettbewerb.“
Warnung an Türkei
Die drei Politiker wollen laut Netanjahu einige bereits angestoßene Projekte voranbringen. Dazu gehört vor allem der wirtschaftliche Korridor von Indien über die Arabische Halbinsel und Israel nach Europa. Zudem unterstützten alle drei Länder eine Ausweitung der Abraham-Abkommen sowie die „Souveränität des Libanon“ – gemeint ist ein Libanon frei von iranischem Einfluss.
Netanjahu wandte sich noch mit einer Botschaft an die Türkei, ohne diese beim Namen zu nennen: „Diejenigen, die von der Wiederrichtung ihrer Imperien über unsere Länder träumen, denen sage ich: Vergessen Sie es. Es wird nicht passieren, denken Sie nicht einmal daran.“
Griechenland, Israel und Zypern seien „echte Demokratien im östlichen Mittelmeerraum“, erklärte Netanjahu weiter. Alle drei wollen bei Wirtschafts- und Verteidigungsfragen die Zusammenarbeit ausbauen. „Zusammen schaffen wir Stabilität durch Stärke, Wohlstand durch Stärke, und am wichtigsten, Frieden durch Stärke.“
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Verzögertes Megaprojekt
Auf den angedachten Wirtschaftskorridor zwischen Indien und Europa über die Arabische Halbinsel und Israel haben sich die beteiligten Länder am Rande des G20-Gipfels im September 2023 verständigt. Wenige Tage später pries Netanjahu die Möglichkeiten dieses Projektes bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung. Doch dann verzögerte das Terrormassaker vom 7. Oktober 2023 und der anschließende Krieg die Umsetzung.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (AKP) missbilligt das Projekt, da es die Türkei umgeht. Grundsätzlich sind die Beziehungen der Türkei mit den drei Gipfel-Ländern angespannt: Erdogan droht Israel mit der Auslöschung, die Türkei hält Nordzypern seit 1974 besetzt und steht im Streit mit Griechenland um Gasfelder im Mittelmeer.
Seit geraumer Zeit versucht die Türkei zudem, ihren Einfluss in der Region und darüber hinaus, etwa in Afrika, auszubauen. Erdogan spielt in Reden öfter auf die einstige Machtfülle des Osmanischen Reiches an. Infolge des Falls des Al-Assad-Regimes vor etwa mehr als einem Jahr sieht Ankara die Gelegenheit, dort weiter Fuß zu fassen. (df)
3 Antworten
Es ist eine wichtige Zusammenkunft: Gut ist, wenn ALLE DREI Interessen miteinander verbunden werden können. Dass Zypern, Griechenland und Israel gemeinsame Interessen haben, ist offenkundig.
Die Feinde stehen vor der Haustür, Erdogan ist einer von den Feinden.
Für mich ist es immer wichtig, den BAUM mit den Wurzeln und den Zweigen zu sehen, und Griechenland und Zypern haben eingepfropfte Zweige dieses Baumes, der über 4.000 Jahre alt ist.
Klare Worte des Premier ohne Erdogan zu nennen.
Es macht mich stolz, dass mein Land, Hellas und Zypern gute Beziehungen mit Israel pflegen. Das biblische Bild des ersten Kommentares mit dem Baum und den eingepfropften Zweigen hat mich gerührt. Ich fühle mich mit Israel sehr verbunden. Wir haben viel gemeinsam, darum sollten wir zusammenhalten. Nur so können wir den Feinden im Äußeren und auch im Inneren entgegentreten. Vor allem indem wir uns auf die „Wurzel des Baumes“ zurückbesinnen und die „Zweige“ pflegen.