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Nahostberichterstattung: Schweizer Medien größtenteils neutral

ZÜRICH (inn) – Jüdische Gruppen in der Schweiz haben den Verdacht geäußert, dass die Medien des Landes einseitig antiisraelisch über den Libanonkrieg berichtet haben. Die Universität Zürich untersuchte dies anhand von 14 Medien und befand, dass sie im Großen neutral über den Konflikt berichteten.

Eine Gruppe um den Zürcher Unternehmensberater Roman Rosenstein beauftragte den „Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft“ (Fög) der Universität Zürich, den Verdacht zu prüfen, dass Schweizer Medien Israel während des Libanon-Kriegs im Juli und August einseitig sähen. Der Fög untersuchte daraufhin 14 Medienprodukte: „Tages- Anzeiger“, „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ), „NZZ am Sonntag“, „Sonntags-Zeitung“, „Blick“, „Sonntags-Blick“, „Weltwoche“, „Wochenzeitung“, „Facts“, „Basler Zeitung“, „Echo der Zeit“, „Tagesschau“, „10 vor 10“ und „Rundschau“.

Eine antiisraelische Tendenz konnte die Fög-Studie nicht erkennen. Vor allem in den ersten Tagen des Krieges hätten die Medien Verständnis mit Israel gehabt, hieß es. 80 Prozent der Berichte hatten demnach Israels Kampf gegen die Hisbollah als legitim dargestellt. Erst als das Schicksal der entführten Soldaten nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, sondern die humanitäre Situation in Libanon, rückte die Frage in den Vordergrund, ob die israelischen Reaktionen angemessen seien. Das Verhältnis von Berichten, welche Israels Handlungen als gerechtfertigt betrachteten, und denen, die eine Unverhältnismäßigkeit herausstellten, stand bei 1:7.

Die libanesischen Opfer erhielten demnach einen „moralischen Sonderkredit“. Die libanesische Zivilbevölkerung wurde daher besonders positiv dargestellt; in insgesamt 134 Berichten wurde sie als Opfer und nur in zwei Beiträgen als Täter dargestellt. In der Studie heißt es: „Die rasant ansteigende Zahl libanesischer Flüchtlinge und die Bilder ziviler Opfer provozieren einen Antagonismus, dessen moralisches Gefälle (israelische Armee versus libanesische Zivilisten) dazu führt, dass für Israel keine andere Zuschreibung als die des Täters verbleibt.“ Die israelische Zivilbevölkerung wurde fünf Mal weniger als Opfer dargestellt als die libanesische.

Insgesamt hätten sich die Schweizer Medien mit kritischen Stellungnahmen zurückgehalten und dafür lieber auf externe Experten zurückgriffen. Sie hätten zudem Hemmungen gehabt, den Staat Israel als Täter zu bezeichnen. Die radikal-islamische Hisbollah bezeichneten die Medien hingegen ohne Zurückhaltung und ohne Zuhilfenahme von Experten als Täter. Es sei ihnen gelungen, sich von einem religiösen und parteipolitischen Hintergrund zu lösen und sich nur an die Logik des Geschehens zu orientieren.

Zudem habe es in der Schweiz keine parteipolitische Auseinandersetzung um den Libanon-Krieg gegeben. Meinungsdifferenzen habe es diesmal nur bezüglich der schweizerischen Neutralitätspolitik gegeben. Eine Ausnahme stellten den Forschern zufolge die „Weltwoche“ und die „Wochenzeitung“ dar, sie neigten zum Meinungsjournalismus.

Im schweizerischen jüdischen Magazin „Tachles“ sagte Rosenstein zu den Ergebnissen, über weite Strecken hätten die Schweizer Medien fair berichtet, aber „fair“ bedeute nicht „vollständig“. Ferner wies Rosenstein auf eine Diskrepanz zwischen den Titeln der Beiträge und deren Inhalt hin. Bei Schnelllesern, welche nicht die gesamten Berichte zur Kenntnis nähmen, entstehe „ein viel extremerer Eindruck über den Gang der Ereignisse“.

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