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Nägel von Jesu Kreuz entdeckt

Zwei kleine römische Nägel, 1990 im Jerusalemer "Friedenspark" südlich des Tempelbergs in einer Grabhöhle entdeckt, könnten jene Nägel sein, mit denen Jesu Hände ans Kreuz geschlagen wurden. Das hat der bekannte "Journalist" und kanadisch-israelische Filmemacher Simcha Jacobovici bei einer Pressekonferenz in Jerusalem behauptet.

Die Aufsehen erregende Entdeckung wurde Journalisten schon zwei Tage zuvor per Email mitgeteilt, mit der strikten Anweisung, kein Wort vor Beginn der Pressekonferenz zu veröffentlichen. Auf Anfrage, wieso sich die Zeitung "Ha´aretz" nicht an die Sperrfrist halten musste, sagte einer der Veranstalter: "Kaum jemand kann doch Hebräisch lesen. Auf Englisch wurde nichts veröffentlicht." So war deutlich, dass die Präsentation der Sensation eine ausgeklügelte PR-Aktion des Geschäftemachers Jacobovici war.

Die Nägel wurden in einer Grabhöhle in und neben einem Ossuarium (Knochenkasten) gefunden, mit dem extrem seltenen eingeritzten Namen in althebräischer Schrift "Josef, Sohn des Kaiaphas". Fast ohne Widerspruch folgen die meisten Wissenschaftler der These der Entdecker Zvi Grinhut und Ronni Reich, dass es sich hier um das Familiengrab des Hohepriesters Kaiaphas handelte. In den Jahren 18 bis 36 hielt Kaiaphas das höchste Amt eines Juden unter römischer Besatzung inne. Jesus von Nazareth bezeichnete sich als "König der Juden", was die herrschende Priesterkaste als Revolte auffasste. Wie im Neuen Testament berichtet, konnte Kaiaphas den Jesus nicht selber verurteilen. Also übergab er den populären Revolutionär, der beim Tempel die Tische der Geldwechsler umgeworfen hatte, dem römischen Prokurator Pontius Pilatus. Der wusch sich "die Hände in Unschuld" und verurteilte Jesus zum Tode.

"Rechtzeitig zu Ostern", so die Einladung zur Pressekonferenz, hat Jacobovici einen 45 Minuten langen und etwa 800.000 Dollar teuren Film über seine Suche nach den beiden Nägeln vom Kreuz Jesu gemacht. Der Film wird weltweit im Fernsehen gezeigt, sogar im israelischen Fernsehen.

Jacobovici hat mehrere fragwürdige Sensationsfilme über Jesus gemacht und sie erfolgreich weltweit vermarktet. Seine "Entdeckungen" gelten unter Wissenschaftlern als unseriöse Spekulationen. So hatte der Filmemacher vor zwei Jahren die christliche Welt aufgeschreckt mit der "Entdeckung" des Grabes der kompletten Familie Jesu mitsamt Mutter Maria, Vater Josef, Jesus selber, seiner Ehefrau und einem Sohn.

Die Geschichte der krummen Nägel, die Jacobovici vor der Presse hoch hielt, hat mehrere Haken. Die Archäologen haben tatsächlich zwei Nägel gefunden und registriert, aber weder fotografiert noch aufbewahrt. Die Nägel blieben verschwunden. "Die israelische Antikenbehörde wollte einen wichtigen Fund verschwinden lassen, um sich nicht mit dem Christentum anzulegen", spekulierte Jacobovici, während der Archäologe, Professor Gabriel Barkay von der Bar Ilan Universität, widersprach: "So etwas hat es nie gegeben. Das Verschwinden der Nägel war eine schlimme Schlamperei, ein Fehler von Reich und Grinhut."

Mit einem Filmteam machte sich Jacobovici auf die Suche nach dem Kaiaphas-Grab. Das wurde beim Bau einer Straße zufällig entdeckt, erforscht, versiegelt und zugeschüttet. Weil die Antikenbehörde sich weigerte, mit Jacobovici zu kooperieren, musste er im Park "neben einem Spielplatz" das Grab selber suchen. Dabei half ihm eine Sitte orthodoxer Juden. Auch bei 2.000 Jahre alten jüdischen Gräbern müssen die "Seelen" mit dem Himmel kommunizieren. In die Höhlendecke wird deshalb ein Loch gebohrt. Dort hinein wird ein grünes Stahlrohr gesteckt, das dann etwas sinnlos aus dem Boden ragt. Jacobovici ließ eine Mini-Kamera in das Grab herab, "um die verschollenen Nägel zu suchen". Natürlich erfolglos. Daraufhin besuchte er das Labor von Professor Israel Herschkowitz an der Universität Tel Aviv. Der hatte vor "ungefähr" 18 Jahren zwei Nägel "aus Jerusalem" erhalten. Darum sponn Jacobovici nun seine "Geschichte". Die hat jedoch laut Professor Barkay "mit Archäologie und Wissenschaft" nichts zu tun.

Jacobovici erzählte den kopfschüttelnden Journalisten von BBC, CNN, ZDF und dpa, dass im Judentum nur "Nägel von Gekreuzigten" einem Toten als Grabbeigabe mitgegeben würden, weil sie Seelenheil in der Nachwelt versprächen. Barkay hingegen behauptete, dass Nägel in einem Zimmer, in dem ein Toter lag, "unrein" seien, herausgenommen und mit dem Toten ins Grab geworfen wurden. Ebenso wurden mit Nägeln die Namen der Verblichenen auf die Knochenkästen geritzt.

Für Kaiaphas seien das Verhör und die Übergabe Jesu an Pilatus die "wichtigste historische Tat" seines Lebens gewesen. Kaiaphas habe seine Tat vor seinem Tod im Alter von 60 Jahren bereut und sei einer der ersten Gläubigen Jesu geworden, so der Filmschaffende unter Berufung auf ein obskures arabisches "Kaiaphas-Evangelium" aus dem 6. Jahrhundert. Deshalb habe Kaiaphas nach seinem Tod die Nägel in seinen Knochenkasten legen lassen. Eine Journalistenfrage dazu beantwortete Barkay: "Wir haben Ossuarien mit den Knochen eines halben Menschen und andere mit anderthalb Toten gefunden. Nachdem das Fleisch verwest ist, haben professionelle Totenarbeiter die sterblichen Überreste pietätlos zusammen mit Parfumflaschen, Münzen und was sonst in der Grabhöhle herumlag, in die Knochenkästen gepackt."

Während Wissenschaftler davon ausgehen, dass ein wunderbar steingemetzelter Knochenkasten mit der Aufschrift "Josef, Sohn des Kaiaphas" die Knochen des berühmten Hohepriesters enthielt, hatte sich Jacobovici von der Antikenbehörde einen schlichteren Kalkstein-Kasten mit dem Namen "Kaffaa" aus der gleichen Grabhöhle ausgeliehen und mitgebracht. Zwischen zwei Rosetten, die laut Barkay mit einem "Kompass" eingeritzt und nur "Verzierung ohne Bedeutung" seien, sieht man drei Stufen, eine Säule und sieben nach oben zeigende Pfeile. Jacobovici hatte dazu eine bedeutsame "Erklärung": Michaelangelo hatte in der sixtinischen Kapelle im Vatikan eine Säule gemalt, die weggetragen wird. Also sei auch das eindeutig eine symbolische Abbildung des Kreuzes, knapp sechs Jahre nach der Kreuzigung Jesu, auf die Breitseite eines Ossuariums geritzt (obgleich erst ab dem dritten Jahrhundert das Kreuz zu einem christlichen Symbol geworden war). Und schließlich machte Jacobovici noch zwei "Nägel mit Köpfen". Zwei kleine Kreise rechts und links der Rosetten identifizierte Jacobovici als "Nagelköpfe". Barkay schmunzelte: "Die beiden Kreise sind reine Füller, bedeutungsloser Zierrat."

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