LONDON (inn) – Die Redaktion des britischen Nachrichtensenders BBC für den Nahen Osten will offenbar Israels Premierminister Ariel Sharon boykottieren und keine Sprecher des Premiers mehr zu Wort kommen lassen. Eine entsprechende Anfrage stellte der Chef des Nachrichtenbüros Andrew Steele an die BBC-Zentrale in London.
Steele begründet die Maßnahme damit, daß die israelische Regierung bereits seit längerer Zeit einigen palästinensischen BBC-Journalisten die Akkreditierung verweigere.
„Es ist schwierig, einen angemessenen Weg zur Lösung dieses Problems zu finden, ohne unsere journalistische Objektivität zu verlieren“, heißt es in der Anfrage an BBC London. Vorerst sollten nur noch Sprecher des israelischen Außenministeriums bei der Nachrichtenagentur zu Wort kommen, schlägt Steele vor.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ am Donnerstag meldet, bedauerte ein Sprecher der israelischen Botschaft in London die Anfrage. Israel sei jedoch „nicht überrascht über dieses Verhalten“, heißt es in dem Bericht weiter.
Israel hatte BBC bereits mehrmals wegen pro-palästinensischer Berichterstattung kritisiert. So würden zum Beispiel Palästinenser, die Selbstmordattentate oder andere Anschläge verübten, nicht als Terroristen, sondern als „Militante“ bezeichnet.
Auch die amerikanische Arbeitsgemeinschaft „HonestReporting“ warf dem Sender unehrenhafte Berichterstattung vor. So habe die BBC im Mai 2001 in einem Beitrag über einen Angriff der israelischen Armee auf ein Gebäude in Gaza – bei dem es keine Bilder von Opfern gab – einen Filmausschnitt eingebaut, auf dem israelische Opfer eines palästinensischen Terroranschlages zu sehen waren. Dadurch sollte das Bild vermittelt werden, daß diese Menschen die Opfer des israelischen Angriffs in Gaza waren. Der BBC-Bericht hatte mit dem Text geendet: „Dies waren Bilder aus Gaza“.