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USA: „Vereinigte Kirche Christi“ boykottiert Siedlungen

ATLANTA (inn) – Die „Vereinigte Kirche Christi“ in den USA hat sich und ihre Mitglieder zum Boykott israelischer Siedlungen verpflichtet. Eine zweite Resolution über die Anerkennung der israelischen Taten im besetzten Gebiet als „Apartheid“ scheiterte hingegen an der Zwei-Drittel-Mehrheit.
Auch die Mitglieder der Paulskirche in Pennsylvania sollen nach Wunsch ihrer Leitung Siedlungen boykottieren.
Die protestantische „Vereinigte Kirche Christi“ (United Church of Christ, UCC) boykottiert ab sofort Firmen, die in israelischen Siedlungen im Westjordanland tätig sind. Das hat die Generalsynode am Dienstag in Atlanta beschlossen. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit hätte ausgereicht, doch die Resolution erhielt 508 von 632 Stimmen – das entspricht 80 Prozent der Delegierten. Wie die UCC mitteilte, geht es um Desinvestition und Boykott von Firmen, die sich „mitschuldig machen an der israelischen Besatzung des Westjordanlandes und Gazas“. Der zuständige Direktor für Nahost und Europa, Peter Makari, sagte: „Dies ermöglicht es uns, unsere Stimme gegen die Besatzung beizubehalten und zu stärken. Es stärkt und unterstützt die Arbeit, die wir dort tun und bekräftigt die authentische Stimme unserer Partner, vor allem palästinensischer Christen im Dokument ‚Kairos Palästina‘.“ Die Resolution steht unter dem Titel „Gerechter Friede im israelisch-palästinensischen Konflikt“. Sie solle „die jahrzehntelange Gewalt in Israel-Palästina zwischen den beiden Völkern beenden und ruft die Kirche und ihre Instanzen auf, bei Boykott und Desinvestition mitzuwirken“. Ferner fordert die Resolution, dass die Kirchenmitglieder das umstrittene Dokument „Kairos Palästina“ studieren. Es wurde 2009 von palästinensischen Christen verfasst und von mehreren Seiten als einseitig kritisiert, weil es Israel die alleinige Schuld am Nahostkonflikt gibt und den Boykott israelischer Waren fordert. Ein weiterer Punkt der Resolution: Die UCC solle sich auch in Zukunft im interreligiösen Dialog mit jüdischen und muslimischen Gemeinden engagieren.

Gegenstimmen: Alle Seiten anhören

Wenige Synodale sprachen sich gegen die Resolution aus. Zu ihnen gehört Joanne Marchetto, die ihre Bedenken äußerte: „Dies ist eine große Ungerechtigkeit gegenüber dem Land, und ich denke, wir müssen beide Seiten der Auseinandersetzung hören.“ Reverend Ryan Baum von der Iowa Conference sagte: „Ich komme aus einer Familie von Holocaustüberlebenden. Ich habe auch die Sorgen derjenigen geteilt, die sich wegen der darin wahrgenommenen Einseitigkeit der Formulierung gegen die Resolution aussprachen. Es ist zwingend notwendig, nicht nur die beiden Seiten, sondern die vielen Seiten der Geschichte zu hören. Die Worte von Reverend Desmond Tutu klingeln in meinem Kopf: ‚Wenn ein Elefant seinen Fuß auf dem Schwanz einer Maus hat und Sie sagen, dass Sie neutral seien, wird die Maus Ihre Neutralität nicht schätzen.‘ Es ist klar, wer der Elefant und die Maus in dieser Situation sind.“ Später stimmten die Synodalen über eine weitere Resolution zum Nahostkonflikt ab, die jedoch nur 51,4 Prozent der Stimmen erhielt. Mit ihrer Verabschiedung wäre die UCC die erste Denomination geworden, welche die Taten der israelischen Regierung in den besetzten Gebieten als „Apartheid“ anerkennt. Dies befürworteten 312 Synodale. Zu der ersten Entscheidung erklärte Reverend Bill Lyons von der Michigan Conference: „Wir geben zu, dass wir unsere eigenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bekennen haben, aber das entbindet uns nicht davon, für die Gerechtigkeit von anderen aktiv zu sein. Die Taten einer Regierung spiegeln nicht ihr ganzes Volk wider. Wir verurteilen nicht alle Israelis für die Gräueltaten, die am palästinensischen Volk begangen werden.“

Israel: Kein moralischer Standpunkt

Das israelische Außenministerium kritisierte die amerikanische Kirche. Sprecher Emmanuel Nahschon teilte mit: „Leute des Glaubens und der Religion sollten dafür arbeiten, Frieden zu fördern, und nicht versuchen, der Seite zu schaden, die nach Frieden strebt.“ Die UCC habe „seit mehr als einem Jahrzehnt die radikalste Politik reflektiert und reflektiert in keiner Weise einen moralischen Standpunkt oder eine Haltung, die auf Realität basiert“, zitiert ihn das Nachrichtenportal „Arutz Scheva“. Bereits vor zehn Jahren hatte sich die Vereinigte Kirche Christi für „wirtschaftliche Druckmittel“ zugunsten eines Friedens in Nahost entschieden. Nach Angaben der UCC erwägen die Episkopale Kirche und die Mennonitische Kirche derzeit ebenfalls einen Boykott. Bereits 2014 hatten die Presbyterianische Kirche der USA und die Vereinigte Methodistische Kirche ihre Zusammenarbeit mit mehreren US-Firmen beendet, weil diese in Siedlungen tätig sind. (eh)

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